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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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nicht gehenkt werden. Das werde ich nicht zulassen.
    »Bist du schon weiter mit deinem Plan, Maatin?«, flüsterte Shadd. »Wo wir doch nun hier sind und die Tide bald kentert …«
    Sie zeigte auf die Sprossen. »Wir klettern hoch, ganz leise, und überrumpeln die Soldaten.«
    Shadd runzelte die Stirn und beugte sich so vor, dass sich sein Mund nahe an ihrem Ohr befand. »Ums Klettern mach ich mir Gedanken, Kin. Was is’ mit deinem schlimmen Arm?«
    Sie spannte die Schulter an und spürte zur Antwort ein Pochen. Es würde keineswegs einfach sein, da hochzuklettern, aber auch nicht unmöglich. Sie warf einen heimlichen Blick auf die Männer, die hinter ihr in dem Langboot saßen.
    Die trunkgetrübten Blicke waren verschwunden, ebenso das Blinzeln gegen die helle Sonne und die gebeugten Rücken. Während der langen, langsamen Ruderfahrt hinaus zur Thanos hatten sie Zeit gehabt, das kommende Unternehmen zu durchdenken. Dies hier war genau die Art von Angelegenheit, von der Piraten träumten, wenn sie gerade keine Visionen von mannshohen Bergen von Gold und Juwelen hatten, ein Abenteuer, das auf ewig in die Geschichtsbücher einginge.
    Sie beobachteten sie erwartungsvoll; das Feuer der Schlacht funkelte in jedem einzelnen Auge. Sie war jetzt ihre Anführerin, bis sie ihren Kapitän unbeschadet zurückbekamen. Da konnte sie doch nicht zurücktreten und irgendeine Schwäche zeigen, oder alles würde in sich zusammenstürzen. Zum ersten Mal glaubte sie zu verstehen, warum Binns so hart arbeitete und sich zwang, ein doppelt so guter Pirat zu sein wie jeder andere Mann seiner Mannschaft. Ein Kapitän musste überlebensgroß sein, ein Vorbild. Wenn sie das hier schaffen wollte, würde sie in der Schlacht erbarmungslos sein müssen und erst als Letzte essen und schlafen dürfen … Sie seufzte. Und als Erste diese verfluchte Leiter hinaufmüssen.
    »Ich habe wohl kaum eine Wahl, oder?« Sie senkte den Blick in ihren Schoß. »Aber ich brauche etwas von dir.«
    »Alles«, sagte er und nickte.
    »Mein Wehrgehänge.« Sie hob eine Handvoll ihrer Röcke in den Fäusten und ließ sie mit einem verächtlichen Schnaufen wieder sinken. »Ich habe keine Lust, auf dem Weg nach oben zu stolpern.«
    Shadd grinste. »Leiterklettern ist ja gewöhnlich auch nicht Dirnenpflicht, schätze ich.« Er löste die Schnalle ihres Wehrgehänges, nahm es von der Taille ab und reichte es ihr. »Das Buch wirst du aber doch gewiss hierlassen wollen?«
    Sie hatte fast vergessen, dass es sich auf ihrem Rücken befand. Sie wollte nicht riskieren, es zu ruinieren, wenn ihr rechter Arm plötzlich auf dem Weg nach oben nachgab und sie ins Wasser stürzte. Aber es war zu wichtig, es irgendjemand anderem – sogar Shadd – anzuvertrauen. Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde das Risiko eingehen müssen. Das Wissen, dass es da ist, wird mich vorsichtiger machen.«
    Falkin bückte sich und zog den rückwärtigen Teil der Röcke zwischen ihren Beinen hindurch nach vorn, schob den Saum in den vorderen Bund und schnallte dann ihren Gürtel so eng um, wie sie es nur ertragen konnte, um den Stoff an Ort und Stelle zu halten. Die Beine ihrer behelfsmäßigen Hosen blähten sich weit und erinnerten sie an Bilder, die sie einmal von legendären Wüstenbewohnern gesehen hatte, die immer barfuß gingen und auf gewaltigen, vierbeinigen Tieren ritten. Aber das vertraute Gewicht ihres Degens an der Hüfte beruhigte sie.
    »Als Erstes werde ich, sobald wir unterwegs sind, dieses Schiff nach einer anständigen Hose durchwühlen.« Sie ließ die Schulter langsam kreisen und versuchte, die schmerzenden Muskeln für den bevorstehenden Aufstieg zu lockern.
    »Wie lauten die Befehle?«, fragte Shadd.
    Sie hoffte, dass sie wenigstens zuversichtlicher aussah, als sie sich fühlte. »Rudert uns nahe heran. Ich steige die Sprossen hinauf, und ihr anderen folgt, so leise ihr nur könnt. Wir werden uns an diese kartenspielenden Faulpelze anschleichen, bevor sie auch nur blinzeln können.« Sie sah sich um und nickte dann einmal kräftig. »Los, an die Arbeit! Rudert uns zu dem Schiff da hinüber. Die Gezeiten warten nicht.«
    Die Riemen senkten sich mit leichtem Spritzen ins Wasser und bewegten sich. Falkin lenkte die Ruderer so, dass sie in einem Winkel den Steuerbordrumpf der Thanos längsseits ansteuerten, als hätten sie nur vor, sie zu umfahren. Nicht dass sie wirklich glaubte, irgendjemand würde auf ihre Fahrstrecke achten – der Hafen war voller Jollen und Langboote, die Leute

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