Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
Vom Netzwerk:
herum, aber alle sahen erwartungsvoll drein. Und aufgeregt. Die armen Jungs waren zu lange untätig gewesen – sie konnten es kaum abwarten, einen anständigen Kampf zu erleben. Falkin wurde es ganz seltsam im Bauch. Wenn sie einen Kampf wollten, würde sie ihnen einen bieten. »Hört her, alle miteinander! Der üble Dreckskerl, der unseren guten Käpt’n hat in Ketten legen lassen, liegt da drüben, meine Süßen. In der Schaluppe, die er uns gestohlen hat. Werden wir ihn davonsegeln lassen?«
    »Nein!« Das Geschrei ertönte ganz plötzlich und laut genug, um das Deck unter ihren Füßen erzittern zu lassen. Ihre Brust spannte sich an; das Herz schwoll ihr vor Stolz. Sie konnten es schaffen. Sie würden es schaffen. Artie , dachte sie, halt durch. Ich bring dir deine Jungs.
    »Tom«, befahl sie, »es ist so weit. Geh auf gleiche Höhe mit der Vogelfrei .«
    Er runzelte die Stirn. »Auf gleiche Höhe?«
    »Du hast doch gehört! Wenn wir uns den Zähnen nähern, will ich, dass du nahe heranfährst.« Sie ließ den Blick über die Menge unter sich schweifen, bis sie den Mann erspähte, den sie brauchte. »Searlas, ich will, dass alle Stückpforten auf der Steuerbordseite geöffnet werden.«
    »Und die Kanonen an Deck, Kapitän?«, fragte Shadds Zweiter Kanonier; der Singsang, in dem er sprach, verriet den Bixiner.
    »Heute nicht. Ich will alle Mann unter Deck haben, nur für den Fall, dass unsere Beute beschließt, auf uns zu feuern. Wir haben nicht genug Männer, um eine richtige Schlacht durchzustehen, doch wenn wir es richtig anstellen, wirst du auch nicht mehr beide brauchen. Aber ich fühle mich besser, wenn die, die ich habe, im kräftigen Rumpf der Thanos sitzen.« Sie zwinkerte Searlas zu. »Tust du mir den Gefallen?«
    Er nickte ein einziges Mal; sonst bestand seine Antwort nur aus einem strahlenden Lächeln.
    »Kin.« Toms Stimme war leise, so dass nur sie etwas hören konnte. »Ich hab ja nicht vor, dich in Frage zu stellen, aber wenn wir nur auf gleiche Höhe gehen und nicht genug Kanoniere haben, um die Mädels zu bemannen, wie willst du den Kerl dann besiegen?«
    In der Ferne ragten die Zähne aus weiß bekrönten Wellen auf. Scharfe Kanten nassen Gesteins glitzerten in der Morgensonne. Die Zähne waren alle verschieden groß, manche höher als ihre Masten: drohende Felsgiganten. Andere sahen kaum aus dem Wasser hervor, aber sie waren die tödlichsten. Wenn ein Rumpf ohne Vorwarnung auf einen der überspülten Zähne prallte, konnte der ein so großes Loch reißen, dass ein Schiff binnen weniger Minuten sank.
    Sie wies auf die Felsen. »Ich werde ihn einfach auf Granit beißen lassen.«

Kapitel 18
     

     
    Wie einer, der auf ödem Weg In Furcht und Angst verfällt Und dem ein einz’ger Blick zurück Die weiteren vergällt, Weiß er doch, dass ein böser Feind Dicht hinter ihm sich hält.
    Samuel Taylor Coleridge
     
     
     
    LEGENDEN ZUFOLGE WAR die Insel Cre’esh einst die größte der neun gewesen, bis Mohon Dro die Beherrschung verloren hatte. Laut der Sage hatte der mächtige Danisober versucht, einen Wasserdämon zu versklaven. Doch bevor er die Beschwörung hatte vollenden können, hatte sein junger Lehrling geniest. Der Zauberspruch war fürchterlich schiefgegangen und hatte die Knochen des Jungen in Wasser verwandelt. Während sich der hilflose Gehilfe als Sack aus Haut und Flüssigkeit auf dem Boden gewunden hatte, hatte Dro laut losgeflucht.
    Unglücklicherweise war der Zauber noch nicht vollendet gewesen; die Magie hatte unvollendet in der Luft gehangen. Dros eines Zorneswort, das dem Zauberspruch gefolgt war, hatte seine Wirksamkeit erhöht. Fischer, die vor der Küste ihrem Tagwerk nachgegangen waren, hatten später berichtet, dass ein heftiges Erdbeben die Insel erschüttert hätte, gefolgt von einer wilden Wasserfontäne, die hoch in den Himmel über dem steinernen Schloss des Danisobers geschossen war. Binnen Stunden war Cre’esh auf einen schmalen Bogen aus Strand und Gebirge verkleinert worden, der an einer Küste von den gezackten Zähnen bewacht wurde, während das innere Ufer einen tosenden Strudel umschloss.
    Dieser Vorgang war als die Große Verheerung in die Geschichte eingegangen. Ob die Legende nun zutraf oder nicht war Falkin reichlich gleichgültig, aber der Strudel war wirklich genug. Gar nicht zu reden von den Rippströmungen, die er hervorrief. Sogar als Cre’esh erst noch ein dunkler Schatten am Horizont war, konnte man das Tosen des Schlundes schon leicht hören,

Weitere Kostenlose Bücher