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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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Kopf. Nein, das war keine Ratte, sondern der kleine, spitzgesichtige Bardo. Seine bleiche Hand war gegen seine Wange gepresst, aber Falkin konnte sehen, dass sie einen roten Abdruck auf seiner Haut verbarg. »Du hättest mich doch nicht schlagen müssen! Hudee hat mir gesagt, du wolltest vor Sonnenaufgang geweckt werden. Schlag doch lieber ihn!«
    Falkin blinzelte, setzte sich auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und ließ die Erinnerung an ihre Mission zu sich zurückkehren. Sie war an Bord der Thanos , wo sie einen gemeinen, diebischen Lügner jagten, der ihnen die Schaluppe gestohlen, ihren Kapitän zu Unrecht beschuldigt und ihrer aller Leben in große Gefahr gebracht hatte. »Tut mir leid, Bardo.«
    Mit einem eindeutig kindischen Schmollen wandte er sich ab und schritt auf die Kajütentür zu. »Übrigens«, bemerkte er mit einer Handbewegung, »da sind Kleider für dich.«
    Ein ordentlich gefalteter Stoffstapel lag auf dem Tisch. Bevor sie ihm danken konnte, war Bardo schon verschwunden. Falkin schwang die nackten Füße über die Seite der Hängematte und ließ sich auf den Boden gleiten. Sie faltete die Kleider auseinander und war erfreut, eine recht kleine braune Hose und eine Leinentunika in dunklerem Braun zu sehen.
    Sie trat hinter den hölzernen Wandschirm, streifte das Seidenhemd ab, in dem sie geschlafen hatte, und zog sich das saubere Leinen über den Kopf. Die Tunika war ein wenig zu lang für sie; der Saum reichte bis auf die halbe Höhe ihrer Schenkel. Sie hakte den Verschluss auf, ließ die Hose, die sie übergangsweise getragen hatte, zu Boden fallen und zog die neue Hose an. Sie hätten sich besser angefühlt, wenn sie vorher hätte baden können, aber sauber war trotz allem sauber.
    Sie griff nach ihrem Wehrgehänge. Ihre rechte Schulter ziepte. Nicht mehr gar so schlimm wie vorher. Den Göttern sei Dank für kleine Gunsterweise – sie hatte während des Kampfes gestern Morgen Angst gehabt, und ihre törichte Entscheidung, ihre rechte Hand zu benutzen, hätte sie noch mehr schädigen können. Aber die Verletzung war nicht mehr schmerzhafter als eine Prellung. Ihre Arbeit konnte sie damit mühelos verrichten.
    Ihr Schläfchen – sie mochte dies nicht einen guten Nachtschlaf nennen, da es kaum mehr als zwei Stunden gedauert haben konnte – schien ihr sehr gutgetan zu haben. Ihre Haut kribbelte, und ihr Magen knurrte vor – war das Hunger? Das Letzte, was sie gegessen hatte, war das Frühstück mit Binns vor zwei Tagen gewesen. Was hätte sie jetzt nicht um eine Handvoll dieser grünen Beryllfrüchte gegeben! Sie wusste immer noch nicht genau, wie es um die Vorräte auf der Thanos bestellt war, aber wenn der Proviant von vergleichbarer Qualität war wie das Quartier des Kapitäns, so würden sie sich alle bald ein schönes Mahl teilen können. Natürlich erst, sobald sie McAvery in Ketten gelegt hatten.
    Sie warf einen Blick durch das edle, geschliffene Glas des Fensters. Offenbar war es Tom gelungen, während der Nacht ein ganz schönes Stück weiterzusegeln. Das Schiff war immer noch eine Strecke entfernt, aber nicht so weit, dass sie es nicht leicht einholen konnten. Eine winzige, purpurne Linie trennte den Himmel vom Meer; der Sonnenaufgang begann gerade erst.
    Shadd stöhnte leise aus den Tiefen des schneeweißen Bettzeugs. Seine Gesichtsfarbe hatte sich über Nacht gebessert; die übliche Röte war in seine Wangen zurückgekehrt. Trotz des Stöhnens schien er regelmäßiger zu atmen. Falkin zog die oberste Decke vorsichtig beiseite. Die Verbände waren noch sauber. Kein Blut war bis nach außen durchgesichert. Ein sehr gutes Zeichen.
    »Wenn ich geahnt hätte, dass dich ein Stich in den Bauch dazu bringen würde, meine Bettdecken zurückzuschlagen, Mädchen, dann hätte ich mich ja schon längst niederstechen lassen.« Shadds Augen waren geöffnet, wenn seine Lider auch vor Müdigkeit noch immer auf Halbmast hingen. Seine Stimme war heiser, sein Grinsen dagegen breit und ansteckend.
    Es passte zu Shadd, mit einem Scherz auf den Lippen zu erwachen. Erleichterung durchströmte Falkin; wenn er gestorben wäre, wäre das ihre Schuld gewesen. Sie glaubte nicht, dass sie damit hätte leben können, für seinen Tod verantwortlich zu sein. »Also war das alles nur eine List?«, konterte sie und ließ die Decke wieder über ihn fallen. »Es ist schon mehr als eine tödliche Wunde nötig, damit du mich in die Klauen bekommst, du großes Biest!«
    »Wo zur Hölle bin ich?«
    Falkin konnte nicht

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