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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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einem Stöhnen, das wie der Gesang eines sterbenden Schwans über das Wasser flatterte, krängte die Schaluppe und kippte zwei Männer ins Wasser. Das übelkeiterregende Kreischen von berstendem Holz zerrte an Falkins Ohren, und entsetzt musste sie zusehen, wie die Schaluppe plötzlich anhielt. Sie hing im Ozean, gespenstisch reglos, während sich um ihren Bug herum weiße Schaumkronen auftürmten. Blasen tanzten von unterhalb der Wasserlinie an ihrem Rumpf empor.
    »Nein!«, schrie Falkin und schlug mit der geballten Faust auf die Reling. »Mein Schiff!« Sie hatte gedacht, sie sei bereit, die Vogelfrei zu versenken, aber das arme Ding so zu sehen, durchlöchert von einem nicht zu erkennenden Felsen, brach ihr das Herz. Als sei es ein Vorzeichen für den Rest ihrer Mission und künde von Verhängnis. Ihre Schaluppe lag im Sterben. Binns hatte ihr das Schiff anvertraut. Und sie hatte es so sicher getötet, als hätte sie selbst ein Loch hineingeschnitten.
    »Bring uns längsseits!«, befahl sie, und Tom tat wie geheißen. Die Thanos fuhr einen weiten Kreis, wurde langsamer und entfernte sich ein wenig mehr von den gefährlichsten Strömungen.
    »Hudee.« Der Junge nahm Habachtstellung ein. »Häng die Rettungsleinen über die Seite, für jeden von ihnen, der es schafft, uns durch diese Wasser zu erreichen.«
    »Aye aye, Kapitän«, stimmte er zu.
    Falkin wies auf die Beiboote, die über der Reling des Hauptdecks hingen. »Jaques. Ich will, dass ihr zwei Beiboote an der Reling vertäut und herablasst. Jarvis!«
    »Aye aye, Kin!«
    »Du nimmst das erste Boot. Sammle so viele Überlebende ein, wie du nur kannst. Jaques und ich holen den Kapitän.«
    »Was aber, wenn er ertrinkt, bevor ihr ihn erreicht?«, murmelte der Rote Tom hinter ihr, was nur für ihre Ohren bestimmt war. Sie biss die Zähne zusammen und schenkte ihm ein angespanntes Lächeln.
    »Dann würde ich seinen Leichnam an Land ziehen, einen Danisober bezahlen, ihn ins Leben zurückzuholen und … ihn höchstpersönlich zusammenschlagen.«
    Tom lachte laut los. »In dem Fall werde ich ein, zwei Münzen werfen. Für die gute Sache und so.« Am Ende der langsamen Wende richtete Tom das Steuerrad gerade aus und ließ das große Schiff nahe an die auf Grund gelaufene Schaluppe herangleiten, damit das Rettungsboot helfen konnte. Falkin, Jaques und vier Ruderer gingen an Bord, ruderten zu dem sinkenden Schiff und kämpften gegen die starke Strömung an.
    Die Vogelfrei sah aus der Nähe noch viel schlimmer aus.
    Ihre Flanken waren vom Auflaufen auf die Zähne aufgerissen, und sie hatte gefährliche Schlagseite. Doch wenn man ganz genau hinsah, waren die starken Strömungen gar nicht so schlimm, wie Falkin befürchtet hatte. Sie fragte sich, ob die Schaluppe sie wohl abschirmte, solange sie über der Wasseroberfläche blieb. Einige von McAverys Leuten hatten das Schiff verlassen und kämpften gegen die Strömung an, um zum Beiboot der Thanos zu schwimmen. Falkins Männer waren damit beschäftigt, Taue auszuwerfen und triefend nasse, verärgerte Seeleute aus dem Meer zu ziehen.
    Eine Hand glitt über das Dollbord des Beiboots, gefolgt von einem vertrauten Gesicht. »Na, Dreso?«, fragte sie und zog ihn hoch. »Doch noch nicht ganz ertrunken?«
    »Gut, dich zu sehen, Maatin«, prustete er.
    Wenn ich herausfinde, dass du die ganze Zeit mit ihm zusammengearbeitet hast, werfe ich dich eigenhändig wieder über Bord . Laut sagte sie: »Ich bin froh, dass du kein Geist bist, Dreso.«
    Er strich sich mit einer Hand über sein tropfnasses Haar und sah sich neugierig um. »Ist der Käpt’n oben auf dem Schiff?«
    »Oh, der Kapitän ist da, keine Sorge.« Wenn er kein verräterischer Hund war, würde es ihm nicht weiter schaden, die Neuigkeiten erst später zu hören. Es war ja nicht so, als hätte sie gelogen – sie hielt nur die Nachricht zurück, dass der Kapitän nicht derjenige war, den Dreso meinte.
    McAvery selbst stand an Deck neben einer Holzkiste, einen Fuß auf die Reling der Schaluppe gestemmt. Jetzt, da er verloren hatte, hatte er auch sein theatralisches Gehabe aufgegeben und sich stattdessen in Positur gestellt, wahrscheinlich ihretwegen. Sein Umhang blähte sich hinter ihm im Wind, und in der linken Armbeuge hielt er einen hölzernen Kasten. Die Schaluppe sank offensichtlich schnell. Zeit genug, ihr Unterpfand zu retten. »Philip McAvery, ergebt Ihr Euch?«, rief Falkin.
    »Falkin, so wahr ich lebe und atme«, antwortete er. »Ich habe mich schon gefragt,

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