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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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fade und langweilig, das Letzte, das irgendjemand freiwillig zum Frühstück essen mochte. Es sei denn, man hatte seit Tagen nichts Anständiges bekommen. Sie nahm eine Handvoll und lächelte den Jungen an.
    »Hast du überhaupt geschlafen, Junge?«, fragte sie.
    »Ich hab mir dieses Schiff von oben bis unten angesehen, Käpt’n, und es ist wirklich schön. Wer auch immer es vor uns besessen hat, er muss sich auf eine lange Reise vorbereitet haben – da sind frisches Obst und Fässer voll sauberem Wasser, Räucherfleisch, Krüge mit eingelegtem Gemüse, ein Wagenrad von scharfem Käse und Zwieback. Viel Zwieback. Und ich hab ein paar Kleider da unten gefunden, aber ich habe nur geraten, ob sie Euch passen würden.«
    Hudee, so hieß er. Sie hatte ihn losgeschickt, um sich umzusehen, aber sie hatte gedacht, er würde sich lediglich eine gemütliche Ecke suchen und einschlafen. Der Junge musste die ganze Nacht aufgeblieben sein, um das Schiff zu erkunden. Sie würde sich von ihm durch alle Ecken und Winkel führen lassen müssen, wenn der bevorstehende Kampf vorüber war; er kannte das Schiff wahrscheinlich schon besser als irgendjemand sonst. »Danke, Junge. Das hast du … gut gemacht.«
    Er warf einen Blick über die Schulter und senkte die Stimme. »Da ist noch was, Käpt’n. Etwas, das ich gehört habe, als ich im Dunkeln herumgehuscht bin.« Er beugte sich näher heran, und Falkin musste sich anstrengen, um ihn zu hören. »Ein paar der Männer haben sich beschwert. Haben gesagt, das hier würd uns noch alle umbringen. Einer hat sogar gesagt, Ihr wärt verrückt geworden und solltet weggesperrt werden.«
    Sie klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Das wundert mich nicht, Hudee. Wenn es eines gibt, worauf sich Piraten außer aufs Saufen und Kämpfen noch verstehen, dann darauf, sich zu beklagen. Hör zu: Du spitzt weiterhin deine scharfen Ohren und lässt mich wissen, wenn das Gerede ernster wird.«
    »Aye aye, Kin!«
    »Guter Junge. Jetzt geh und finde heraus, ob noch jemand einen Bissen will.«
    Er nickte, ging davon und bot jedem anderen, der hungrig aussah, etwas von seinem mageren Zwieback an.
    Falkin knabberte an dem harten Brot und ging zum Roten Tom hinüber, der am Steuerrad stand. Die Sonne ging auf und tauchte den Horizont über dem dunkelblauen Wasser in ein Rot, das ins Rosafarbene spielte. Eine leichte, kühle Brise, die stark nach tropischen Blumen roch, ließ die gelösten Haare an Falkins Schläfen flattern. Das Deck unter ihren Füßen neigte sich in einem langen, glatten Wippen über die angenehm kabbeligen Wellen. Es war genau diese Art von Morgen, die sie sehr genoss. Sie holte tief Atem. »Na, Tom, bist du bereit für etwas Aufregung?«
    »Aye aye, Kapitän. Ich war schon gestern dazu bereit, als ich den leeren Fleck im Hafen von Eldraga gesehen habe.«
    »Ich auch, Tom. Bist du auch nicht zu müde? Du musst doch schon eine verdammt lange Zeit auf den Beinen sein.«
    Er biss die Zähne zusammen, so dass die Haut an Kiefer und Schläfen angespannt und blass wurde. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, aber der Zorn, der in ihm tobte, strahlte rings um ihn ab wie ein Heiligenschein. »Zum Schlafen werde ich noch genug Zeit haben, wenn ich tot bin.«
    Für einen kurzen Augenblick zögerte sie. Zornig hatte sie sich Vorwürfe gemacht und war entschlossen gewesen, sich an allem, was geschehen war, selbst die Schuld zu geben. Bis zu diesem Augenblick war ihr nicht bewusst gewesen, wie sehr Binns’ Gefangennahme die Mannschaft getroffen hatte. Die Männer würden McAvery wahrscheinlich wie eine tollwütige Hundemeute in Stücke reißen, wenn sie es nicht richtig anstellte.
    Tom räusperte sich. »Ich muss dich was fragen.« Er blickte sie an. »Gestern Nacht, als du mir befohlen hast, dem Schiff da zu folgen, wusstest du doch nicht, ob es wirklich unseres war, nicht wahr?«
    Sie zögerte und holte tief Luft, bevor sie antwortete: »Spielt das jetzt noch eine Rolle?«
    »Nein.« Er neigte das Rad um einen Zoll und fing die launische Brise geschickt mit den Segeln ein. »Aber es war ein kluger Spielzug.« Er grinste. »Kapitän.«
    »Danke, Tom«, sagte sie schließlich. Er hatte es die ganze Zeit gewusst, aber er hatte getan, was sie gesagt hatte. Vielleicht würde doch noch alles gut ausgehen.
    Sie trat vor und beugte sich über die glatte Reling. Gesichter wandten sich ihr zu. Manche Männer gähnten und wischten sich noch den Schlaf aus den Augen, andere kauten auf Schiffszwieback

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