Die magische Bombe
Wenn ich erst mal festsaß, würde sich bei einigen von ihnen etwas ändern. Man neidete mir den Job zwar nicht, betrachtete unsere kleine Abteilung dennoch mit skeptischen Augen. Über eine Niederlage würden andere sich freuen.
Mit dem Lift schossen wir hoch. »Nolan ist auf achtzig und gleichzeitig wie der Sieger«, erklärte mir Suko. »Sir James hat einen schlechten Stand gegen ihn. Die Tatsachen sprechen leider gegen dich. Du hast jemand erschossen, der waffenlos war.«
»Das war er nicht.«
»Weiß ich ja. Nur mach das den anderen klar. Diese Nancy Day ist eine ideale Zeugin, die wird dich so reinreißen, wie es noch keiner vorher getan hat.«
»Welchen Grund sollte sie gehabt haben?«
Wir hatten den Lift verlassen. Suko gab mir die Antwort auf dem Gang.
»Weiß ich auch nicht, John. Wahrscheinlich ist sie beeinflusst worden. Von irgendeinem Dämon.«
»Den du finden musst.«
»Über Nancy Day?«
»Klar.«
»Die hütet Nolan wie seinen Augapfel«, erwiderte Suko und öffnet die Tür.
Ich hatte leichtes Magendrücken, als ich das Büro meines Chefs betrat. Wie oft hatte ich in diesem Raum gestanden oder gesessen. Aber nie als Angeklagter.
Die beiden warteten. Sir James saß wie immer hinter seinem Schreibtisch. Er schaute mich an, als ich über die Schwelle trat. Unsere Blicke trafen sich, und in seinem Gesicht rührte sich kein Muskel. Er blieb verschlossen, im Gegensatz zu Chiefsuperintendent Nolan. Der konnte seinen Triumph nicht verbergen. Aufrecht und blau uniformiert saß er auf einem Stuhl. Den Mund zu einem kantigen Lächeln verzogen und die Augenbrauen leicht angehoben. So sah ein Sieger aus!
Sir James nickte mir zu, während er sagte: »Ich grüße Sie, John. Bitte nehmen Sie Platz! Und Sie auch, Suko.«
Unser Chef deutete auf zwei Stühle. Ich, der »Angeklagte«, musste mich so hinsetzen, dass ich sowohl von Sir James als auch von Chiefsuperintendent Nolan angesehen werden konnte. Und Nolan hatte auch die erste Frage.
»Sie wissen ja, um was es geht, Sinclair. Um eine Mordanklage.«
»Natürlich, Sir.«
»Sie streiten also nicht ab, den Mann erschossen zu haben?«
»Nein, Sir.«
Nolan nickte triumphierend und warf einen schnellen Blick auf meinen Chef. »Das ist so etwas wie ein Geständnis.«
»Ich wäre dafür, dass wir Mr. Sinclair weiterreden lassen«, sagte Sir James. »Ja, bitte!«
»Darf ich den Fall so erzählen, wie er richtig war, Sir?«
»Selbstverständlich, John.«
Nolan hatte keinen Einwand. »Wobei die Aussage der Zeugin natürlich dagegen steht. Sie würde auch unter Eid das gleiche aussagen.«
»Das nehme ich an.«
»Dann bitte, Sinclair!« Nolan lächelte wölfisch und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Ich konzentrierte mich für einen Moment und begann mit meinem Bericht. So etwas war ich gewohnt, deshalb konnte ich glatt und sicher formulieren Ich schmückte nichts aus, fügte nichts hinzu und ließ auch nichts weg. Ich redete mir alles von der Leber. Wahrscheinlich stieß ich bei Sir James auf Vertrauen, von Nolan konnte man das nicht verlangen. Niemand unterbrach mich. Als ich geendet hatte, blieb Sir James stumm, während Nolan leicht hüstelte. Ein Zeichen, dass er mir zuerst eine Antwort geben wollte.
»Das ist ja alles schön und gut, was Sie mir da berichtet haben, nur liegen die Fakten anders. Es gibt keine tote Frau, sondern eine lebende. Und die ist meine Zeugin. Sie hat erklärt, dass Sie den Mann erschossen haben, der mit ihr über die Brücke ging. Die beiden waren liiert. Sie haben an Ihrem Wagen gewartet, sind dann losgelaufen, zogen die Waffe und schossen den Mann nieder. Was wollen Sie darauf sagen?«
»Das ist doch Schwachsinn!« meldete sich Suko und sprang von seinem Stuhl hoch.
Nolan zuckte herum. »Wenn Sie an einem Verweis vorbeikommen wollen, halten Sie sich entweder zurück oder verlassen den Raum.«
Suko schaute Nolan hart an. »Okay, Sir«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. »Ich werde gehen. Die Luft hier bekommt mir nicht. Sie ist mir zu scheinheilig.« Er nickte und ging davon. Ich konnte Suko gut verstehen. Es war schwierig für ihn, so etwas mit anhören zu müssen, denn er glaubte mir.
»Ich warte auf Ihre Antwort, Sinclair.«
Chiefsuperintendent Nolan wusste natürlich, dass ich die Zeugenaussage nicht entkräften konnte. »Welchen Grund sollte ich gehabt haben, den Mann einfach zu erschießen?«
»Eigentlich keinen.«
»Da sehen Sie es.«
»Moment, ich bin noch nicht fertig, Sinclair. Ich weiß,
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