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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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wenn Yhr dich verschlingt, bist du für alle Zeiten mein Werkzeug.«

3.
    Der Kampf entbrannte mit mörderischer Wucht. Mythors Klinge wehklagte und sang, als sie in die Höhe fuhr und einen der acht Köpfe der Yhr abwehrte. Die Schlange wich vor der Waffe des Lichtes zurück, doch auch nur, um mit anderen Köpfen um so wütender anzugreifen. Pfeile und Lanzen prallten wirkungslos an dem gepanzerten Körper ab. Schwerter vermochten die Haut nicht zu durchdringen. Die Krieger und Amazonen suchten hinter Deckungen Schutz, als sie begriffen, daß nichts dem Reptil gewachsen war außer Alton – und Mythor konnte immer nur an einer Stelle sein.
    Yhrs stofflich gewordener Körper hatte etwa die Länge Carlumens. Er schlang sich um den Turm über der Stadt und durch die Gärten, in denen fremdartige Pflanzen verschiedenster Art der Blüte entgegenstrebten. Er wand sich zuckend durch die Verteidigungsanlagen. Mythor war kein Träumer, der sich der grausamen Wirklichkeit verschloß. Er wußte, daß seine Streitmacht diesem Gegner nicht gewachsen war. Sich der eigenen Haut zu wehren, wenn er den eiskalten Atem der Schlange spürte, oder den Bedrängten zu Hilfe zu eilen, war nicht genug. Wenn es überhaupt eine Hoffnung gab, so bestand diese in den Magiekundigen.
    Überall wurde gekämpft, denn Yhr schien an jeder Stelle zugleich zu sein. Mythor rannte geduckt zwischen einem Befestigungswall und Gebäuden zur Kommandobrücke zurück, wo er die Aasen, Nadomir, Sadagar, Fronja und Caeryll wußte. Gerrek folgte ihm auf den Fersen, spie der Schlange sein Feuer entgegen, bis er ausgebrannt und taumelnd in den Widderkopf fiel.
    Mythor stürzte neben ihm hin, als der Schwanz der Schlange gegen die Brücke schlug und ganz Carlumen erschütterte. Für einen Moment blieb er flach auf dem Bauch liegen und kam sich wie ein Verräter an den Kämpfenden vor, die vielleicht schon in diesem Augenblick ihr Leben aushauchten. Die Schreie marterten seinen Verstand, aber er hatte zu oft gegen die Ausgeburten des Bösen gerungen, um sich falschen Hoffnungen hinzugeben.
    Er konnte mit der Klinge allein nichts ausrichten.
    Mythor sprang auf und sah die Gefährten in einer Ecke zusammengedrängt, wo sie sich an den Händen angefaßt hatten und anscheinend versuchten, mit gemeinsamen Kräften den Untergang abzuwehren. Caeryll wirkte im Kristall wie ein Toter mit weit aufgerissenen Augen, aus denen Unglaube sprach.
    »Könnt ihr sie abwehren?« schrie Mythor. »Könnt ihr es?«
    Ein weiterer Schlag erschütterte die Fliegende Stadt. Waffen klirrten, als ob die Krieger nun gegeneinander kämpften. Dazu kam das Zischen und das Brausen, als sei die Luft immer noch in Bewegung und speie neue Schlangenkörper aus. Ein Blick zurück zeigte Mythor, daß es nach wie vor nur eine Yhr gab, die aus dem Dunstkreis des Bösen entstiegen war.
    Und ein Blick auf die Ebene hinunter machte ihm klar, daß die Tempeldiener sich in blinder Raserei aufeinandertürmten, um Carlumen zu stürmen. Die ersten zogen sich an den Segeln herauf, erreichten die Beiboote und Flugdrachen, schwangen sich über die Wehre.
    »Du läufst zurück, Gerrek!« rief Mythor dem Mandaler zu. »Unsere Krieger sollen nur gegen die Eilandbewohner kämpfen, keiner mehr gegen Yhr!«
    Gerrek widersprach nicht, er stellte nicht einmal Fragen, was bei ihm einiges heißen sollte. Er verschwand. Mythor wandte sich wieder an die Magiekundigen:
    »Vielleicht könnt ihr nicht reden, aber ihr hört mich! Schützt unsere Gefährten vor Yhr! Verschafft mir eine Frist!«
    Es war ein grausames Spiel mit der Zeit und mit einer verzweifelten Hoffnung. Immer wieder mußte Mythor sich klarmachen, daß er die Krieger nicht im Stich ließ, daß er mit Alton nichts gegen die wütende Yhr auszurichten vermocht hätte. Er war sogar davon überzeugt, daß ihr für jeden abgeschlagenen Kopf ein neuer nachwachsen würde, so wie sie aus dem Nichts heraus entstanden war. Es gab keine Gegenwehr mit Waffen. Es gab nur eine einzige Hoffnung auf ein Entkommen, und die war ungewiß genug.
    Die Schreie der Männer und Amazonen brachten ihn fast zur Verzweiflung. Fronja hing an ihm, und ihr Blick flehte: Du bist der Sohn des Kometen! Nur du hast die Macht, es mit Yhr aufzunehmen!
    »Caeryll!« rief er. »Caeryll, hörst du mich?«
    Dies war das Chaos. Dies war das Dunkel, das sich vor den Verstand schob und jede klare Überlegung unmöglich machte. Alles war viel zu schnell über Carlumen hereingebrochen, doch in dem Dunkel gab es

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