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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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geführt zu haben als das jetzige. Für einige von ihnen mag das sogar zutreffen.«
    »Und Oomyd riß Carlumen aus der Straße ins Nirgendwo, um sich auch euch Untertan zu machen.«
    »So ist es.« Caeryll sprach nun flüssiger. »Wir sollten ihm dienen und jeder einen Teil von sich an Oomyd abgeben. Ihr müßt wissen, daß Oomyd nicht körperlich ist, doch in allen Dingen lebt. Oomyd gibt und nimmt. Ihr werdet verstehen, daß uns nicht der Sinn danach stand, in die Schar seiner Diener eingegliedert zu werden. Wir wollten lieber zurück in den Tunnel, um die Fahrt mit Carlumen fortzusetzen. Also verlangte Oomyd von uns als Lösegeld das Kostbarste, das wir ihm geben konnten, das Allerwertvollste in unserem Leben überhaupt.« Wieder lachte der Alptraumritter, diesmal jedoch wie über einen besonders gelungenen Streich. »So boten wir es ihm an. Wir boten ihm den Glauben an das Gute und das Licht an, denn weltliche Güter kann Oomyd sich selbst erschaffen. Oomyd nahm an, und der Glaube ging auf es über, ohne daß wir ihn dadurch verloren. Es war wie ein Wunder, denn plötzlich zogen sich alle Kreaturen des Eilands zurück und stellten die Angriffe ein. Oomyd wurde erfüllt vom Glauben an das Licht, und es war stärker als die Kräfte des Dunkels, die es bis dahin erfüllten. Oomyd wurde zur einenden Kraft und gab den Glauben weiter an seine Diener. Auf dem Eiland zog Friede ein, und Oomyd hielt sein Versprechen, uns in den Tunnel zurückzuschicken. Vorher jedoch versicherte es uns seiner Dankbarkeit und Freundschaft. Wann immer wir in Not geraten sollten, sollten wir es rufen. Oomyd wollte für uns da sein, sobald wir das Losungswort nannten, das wir miteinander ausmachten.«
    Caeryll verstummte. Sein Gesicht schien gezeichnet von den Mühen der Erinnerungssuche.
    »Das also bedeutet das Ankerzeichen«, sagte Robbin in die eingetretene Stille hinein. »Es markiert jenen Abschnitt des Tunnels, von dem aus Carlumen auf dieses Eiland am Rand des Nichts versetzt werden kann. Aber wir nähern ihm uns bereits mit rasender Fahrt! Caeryll, wenn Oomyd uns helfen soll, dann nenne uns das Losungswort!«
    Caeryll schwieg.
    »Wir werden die Stelle passieren, ohne daß wir Oomyd um Hilfe anrufen und den Leib der Schlange verlassen können! Erinnere dich, Caeryll!«
    »Es ist… so lange her«, kam es ganz leise aus den Kristallen.
    Mythor hielt den Atem an und verwünschte die Umstände, die es ihm noch nicht erlaubt hatten, tiefer in die Geheimnisse der Weißen Magie einzudringen. Andernfalls hätte er den Flug zumindest verlangsamen können.
    Viel zu schnell war Carlumen, doch noch gab Robbin nicht auf:
    »Und du willst ein Held gewesen sein, Caeryll? Ein vergeßlicher Greis bist du geworden! Ein zahnloses Weib, das…!«
    »Hüte deine Zunge, Pfader!«
    »Dann besinne dich auf die Losung!«
    Das Ankerzeichen! Mythor fand es wieder auf der Karte. Sein Atem stockte. Wie lange noch, bis es erreicht war – und vorbei!
    Er stand auf, jeder Muskel war angespannt. Er sah durch das Fensterauge hinaus in die Finsternis, hielt verzweifelt Ausschau nach einem Zeichen. Die Rechte umklammerte den Griff des Gläsernen Schwertes, doch was nützte ihm die Waffe des Lichtboten jetzt und hier?
    Endlich kam Caerylls Aufschrei wie eine Erlösung. Die Kristalle verstärkten die Stimme, ließen sie schmerzhaft in den Ohren der Gefährten klingen:
    »Es ist eine bestimmte Tonfolge des Windhorns!«
    Noch bevor seine Worte verklangen, bevor die Freunde sich vorbereiten konnten, gab er über die Lebensadern Carlumens den Befehl an das mächtige Horn im Heck, die mit Oomyd ausgemachten Töne zu blasen.
    Die Laute schienen sich im Nichts zu verlieren. Für quälende Augenblicke war es so, als sollte Caerylls Erinnerung doch noch zu spät gekommen sein.
    Dann aber wich das Dunkel schlagartig einem blutroten Wabern, aus dem sich die Umrisse eines Felsbrockens herausschälten, eines Eilands am Rand des Nichts.
    Carlumen landete, wie von einer starken magischen Kraft angezogen, auf der freien Ebene vor den Hütten, die ringförmig die mächtige, zur Mitte hin ansteigende Tempelanlage umgaben.
    Die Fliegende Stadt lag still. Niemand wagte zu sprechen. Mythor stand vor dem linken Fensterauge und starrte hinaus auf die Landschaft, die in den roten Schein getaucht war.
    Die ersten Gestalten quollen aus den niedrigen Behausungen hervor.
*
    Tartans Haß auf die Fremden war unstillbar geworden. Das Böse beherrschte ihn, ohne daß er wußte, was seinen eigenen

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