Die magische Höhle - Aufregung im Circus Maximus
hatte er aber gewaltige Probleme, ohne umzukippen durchzukommen, sodass er dort die anderen Verfolger blockierte. Jubas Vorsprung wuchs dadurch langsam aber stetig. Alles sah nach einem eindeutigen Sieg aus. Auf dem Gestell in der Mitte des Circus hingen noch zwei Delfine und Juba lag scheinbar uneinholbar in Führung. Trotzdem wollte er seinen Fans noch etwas bieten und nahm die nächste Kurve wieder mit vollem Risiko. Er fuhr mit Höchstgeschwindigkeit auf die Kehre zu und bremste erst im letzten Moment scharf ab, um nach dem Richtungswechsel wieder voll zu beschleunigen. Und da passierte es. Genau am Scheitelpunkt der Kurve löste sich plötzlich das Geschirr des Pferdes auf der Außenbahn. Das vierte Pferd war plötzlich von der Last des Wagens befreit und galoppierte zunächst in rasender Geschwindigkeit geradeaus weiter. Juba hatte schwer zu kämpfen, um seinen Wagen mit nur noch drei Pferden heil um die scharfe Kurve zu bringen.
„Zephyrus, was machst du nur?“, rief Marcus.
„Wer ist Zephyrus?“, fragte Niklas.
„Na, das Pferd“, krächzte Marcus mit versagender Stimme und betrachtete fassungslos, wie es nach ein paar Metern abbremste und sich verdutzt nach seinem Gespann umblickte. Kurz entschlossen jagte es dann den anderen Wagen hinterher, die inzwischen ebenfalls die Kurve umfahren hatten. Marcus schlug die Hände über dem Kopf zusammen und begann lauthals zu jammern: „Über uns muss wirklich ein Fluch liegen! Wann hat der Zorn der Götter endlich ein Ende?“
Niklas und Julia beachteten sein Gejammer nicht. Stattdessen beobachteten sie mit offenen Mündern, wie die anderen Gespanne zügig aufholten. Juba und seine verbliebenen drei Pferde gaben ihr Bestes. Vielleicht hatte er sogar doch noch eine kleine Chance, als Erster die Ziellinie zu überqueren.
„Nicht aufgeben“, rief Julia aus Leibeskräften, im Chor mit Tausenden von Jubas Anhängern. Doch dann bemerkte sie, wie Juba mit einem Achselzucken die Zügel schleifen ließ. Anscheinend sah er ein, dass es keinen Sinn hatte, die drei restlichen Pferde mit der Peitsche zu verdreschen, um vielleicht noch einen knappen Vorsprung ins Ziel zu retten. Wobei der Erfolg sowieso nicht garantiert war. Wie sich Julia eingestehen musste, tat er genau das Richtige.
Juba wurde mit Ach und Krach noch Dritter. Dritter mit nur drei Pferden, das war auch eine Leistung, wie sie nicht oft vorkam. Aber es war ganz und gar nicht das, was sich alle erhofft hatten. Schon wieder war vor Hunderttausenden von Zuschauern so ein peinliches Missgeschick passiert. Auf der Tribüne waren alle niedergeschlagen und kaum einer sprach ein Wort.
Ein schlimmer Verdacht
Wenigstens einem schien die erneute Niederlage gar nichts auszumachen, und das war Juba selbst.
Nachdem er Zephyrus wieder eingefangen und die Pferde in den Stall zurückgebracht hatte, erschien er auf der Tribüne, wo der Rennverlauf immer noch heiß diskutiert wurde. Noch etwas blass vor Schreck begrüßte Juba seine Freunde und versuchte, die spöttischen Gesänge und Sprüche seiner Gegner zu überhören.
„Das Geschirr ist gerissen“, erklärte er Marcus. „Schade, sonst hätten wir heute sicher gewonnen.“
„Das ist doch völlig unmöglich“, klagte Marcus, der kreidebleich geworden war.
„Jetzt reg dich mal nicht so auf, mein Freund“, sagte Juba besänftigend. „Immerhin war das ein Schritt in die richtige Richtung. Es hätte schlimmer kommen können. Niemandem ist etwas passiert. Fortuna grollt mir noch, aber sie hat mich zumindest nicht in Lebensgefahr gebracht.“
Für Marcus war das vielleicht eine einleuchtende Erklärung, aber Julia und Niklas kam der Rennverlauf mehr als merkwürdig vor. Vor allem vor dem Hintergrund dessen, was sie über die vorigen Rennen gehört hatten. Sie glaubten eben weder an Zufälle noch an die Schicksalsgöttin.
Juba schien keinerlei solche Zweifel zu haben. Er wandte sich an Marcus: „Ich bin mir sicher, das nächste Mal gewinnen wir! Es war keine große Sache, ich habe es mir schon angesehen. Das Leder des Geschirrs war alt und rissig. Wir tauschen es aus und morgen hält uns keiner mehr auf. Ich habe es im Gefühl, Fortuna ist jetzt zufrieden!“
In der Zwischenzeit war auch der Gewinner des Rennens, ein kleiner stämmiger Wagenlenker, auf der Tribüne angekommen. Er ließ sich von seinen Anhängern kurz feiern und genoss das Schulterklopfen seiner Gönner.
„Ausgerechnet der dicke Pompilius“, stöhnte Marcus. „Jedem anderen hätte ich den
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