Die magische Höhle - Aufregung im Circus Maximus
hinlächelte, öffnete Marcus eine große Flügeltür und sie kamen endlich wieder ans Tageslicht. Die grelle Nachmittagssonne blendete die Kinder, aber als sie sich an das Licht gewöhnt hatten, bemerkten sie zu ihrer Überraschung, dass sie sich auf dem Spielfeld eines riesigen Fußballstadions befanden. Um genau zu sein, war es eigentlich kein richtiges Fußballstadion. Der Boden war mit Sand statt mit Rasen bedeckt und das ganze Bauwerk war viel mehr in die Länge gezogen als ein normales Stadion. Niklas schätzte, die Fläche zwischen den Tribünen war mindestens 10 0 Meter breit und einen halben Kilometer lang. In der Arena, mitten auf dem Spielfeld, war außerdem eine Begrenzungsmauer aufgebaut, um die schmale Reifenspuren herumführten. Niklas kam nicht darauf, wofür das Gebäude dienen sollte. Es schien eine Mischung aus Stadion und Rennbahn zu sein.
„Hast du eine Ahnung, wo wir sind?“, flüsterte er seiner Schwester zu. Aber Juba nahm ihr die Antwort ab.
„Ich will erst einmal gar nicht wissen, vor wem ihr davongelaufen seid“, meinte er. „Aber eins müsst ihr mir erklären: Wie seid ihr auf die idiotische Idee gekommen, euch ausgerechnet im Circus Maximus zu verstecken?“
Im Circus Maximus? Davon hatte Julia schon gehört. Oder hatte sie mal einen Film gesehen, in dem er vorkam? Jedenfalls war das doch der Bau, in dem sie im alten Rom die Wagenrennen veranstaltet hatten. Aber wie sie auf die Idee gekommen waren, sich hier zu verstecken? Von einer Idee konnte keine Rede sein.
„Da s … das ist eine lange Geschichte“, antwortete Julia ausweichend. „Verrate uns doch lieber erst mal, warum du uns geholfen hast.“
„Das ist auch eine lange Geschichte“, antwortete der Wagenlenker grinsend. „Aber ich will es euch gerne verraten: Ich komme gerade aus dem Tempel Fortunas, der Schicksalsgöttin. Ihr habt sicher von meiner kleinen Pechsträhne in der letzten Zeit gehört. Also habe ich vor Fortuna ein Gelübde abgelegt: Bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bietet, wollte ich eine gute Tat vollbringen. Das ist jetzt noch nicht einmal eine Stunde her. Ich konnte ja nicht ahnen, dass die Gelegenheit so schnell kommt.“
Juba hatte wie ein Wasserfall geredet. Fortuna, Pechsträhne, Gelübde, gute Ta t … Niklas und Julia verstanden nur Bahnhof.
„Als ich das erste Mal hier aufgetaucht bin, hat man mich auch für einen Sklaven gehalten“, fuhr Juba kichernd fort. „Ich stamme nämlich aus der Provinz Numidien in Afrika. Bei mir sieht man auch sofort, dass ich kein gebürtiger Römer bin. Und ich finde, wir Barbaren müssen zusammenhalten.“
Dann hob er mit gespielter Strenge den Zeigefinger und sagte: „Das heißt allerdings noch lange nicht, dass ihr hier auch wie Barbaren rumlaufen könnt!“ Ohne ihre langen Gesichter zu beachten wandte er sich an seinen Begleiter und drückte ihm ein paar Münzen in die Hand: „Marcus, sieh doch mal zu, dass du für die beiden etwas Anständiges zum Anziehen findest!“
Mit einer angedeuteten Verbeugung steckte Marcus das Geld ein und verschwand.
„Trotzdem würde es mich interessieren, wer euer rechtmäßiger Besitzer ist“, fuhr Juba fort. Niklas und Julia sahen sich hilflos an, worauf der Wagenlenker wieder grinsen musste.
„Na gut, so genau will ich das eigentlich gar nicht wissen“, kicherte er. „Vielleicht ein anderes Mal. Ich will euch nur gewarnt haben: Es ist besser, wenn ihr nicht so viel auf der Straße herumlauft. Im Haus einsperren will ich euch natürlich auch nicht. Ihr könnt euch ja ein wenig bei den Pferden nützlich machen. Dort wird jede Hilfe gebraucht.“
Niklas verzog sein Gesicht, als ob er eine Zitrone verspeist hätte. Er konnte Pferde nicht ausstehen. Julia dagegen fand dieses Angebot ziemlich reizvoll.
Als sie den Ausgang des Circus’ erreichten, wurden sie schon von Marcus erwartet, der zwei lange Hemden mitgebracht hatte, die er Tuniken nannte. Julia schnappte sich das größere der beiden und zog es an. Niklas dagegen blieb wie angewurzelt stehen. Als er Julia in dem Teil sah, wurde er noch skeptischer. Die Tunika entpuppte sich als eine Art kurzes Kleid, das bis zu den Knien reichte.
„Muss ich das wirklich anziehen?“, fragte er entsetzt. „Ohne Hose drunter? Damit sehe ich doch aus wie ein Mädchen!“
Juba konnte den Einwand nicht verstehen. Als er Niklas klarmachte, dass hier jeder so herumlief, gab der klein bei. Wenn es unbedingt sein musst e … Hier kannte ihn ja keiner.
Viel wichtiger
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