Die magische Höhle - Die geheime Kammer
Heinrich mit einem überlegenen Grinsen. „Von wegen. Er ist nur gut versteckt.“
Konrad von Krottenpfuhl starrte ihn verständnislos an. „Aber wieso legst du ihn nicht einfach um? Wäre das nicht sicherer?“
„Vielleicht kann ich ihn noch gebrauchen“, sagte Heinrich mit einem mitleidigen Blick auf seinen Kumpanen. Dieser Konrad, ebenso dumm wie alle Mitglieder des Hauses derer von Krottenpfuhl. „Man weiß ja nie. Angeblich hatte Friedrich der Sanftmütige noch irgendwo in der Burg Gold versteckt. Wenn einer davon weiß, dann Eckbert. Er hat zwar noch nichts verraten, aber ich habe Zeit. Er ist gut aufgehoben in meiner Geheimkammer.“
„Eine Geheimkammer? Wo ist die denn?“, fragte Konrad neugierig.
Heinrich blickte ihn spöttisch an. Was bildete Konrad sich eigentlich ein?
„Es ist eine Geheimkammer, mit Betonung auf geheim. Sie soll auch mein kleines Geheimnis bleiben. Du musst nicht alles wissen.“
„Anscheinend weiß niemand davon außer Euch“, bemerkte Konrad. „Wie habt Ihr das geschafft, wo das Volk hier doch so furchtbar geschwätzig ist?“
„Die Geheimkammer habe ich von durchreisenden Bauleuten aus Frankreich anlegen lassen“, sagte Heinrich mit überlegenem Grinsen und spielte mit einem Schlüssel herum, den er an einer ledernen Halskette trug. „Deswegen weiß niemand davon. Die Bauleute sind weitergezogen und haben das Geheimnis mitgenommen.“
„Ihr seid einfach zu gerissen für Eure Gegner, Heinrich!“, schmeichelte sich Konrad bei seinem Gastgeber ein. „Wer sich mit Euch anlegt, der hat schon verloren!“
Von wegen, dachten sich Niklas und Julia. Das galt vielleicht für Kuno, das Fallobst. Aber nicht für sie.
„Mir trocknet die Kehle aus“, sagte Heinrich schließlich. Mit Konrad im Schlepptau machte er sich wieder auf in den Saal.
„An irgendwas erinnert mich diese Geschichte mit der geheimen Kammer“, dachte Julia laut nach.
„Nicht schon wieder“, seufzte Niklas. „Du und deine angeblichen Erinnerungen!“ Andauernd bildete sich seine Schwester ein, etwas zu wissen. Und was hatte es ihnen bis jetzt gebracht? Rein gar nichts!
Aber diesmal war sie sich sicher.
„Red keinen Unsinn, Niklas! Ich erinnere mich ganz genau“, verkündete Julia mit fester Stimme. „Ich kenne die geheime Kammer, weil ich selber schon mal drin war!“
Faule Tricks und große Kunst
Niklas machte ein verdutztes Gesicht. „Wie, du warst schon mal drin? Wir waren doch die ganze Zeit zusammen.“
Julia schüttelte den Kopf. „Nein, nicht jetzt. Mit der Schule! Letztes Jahr ist im Burggraben der verschüttete Eingang zu einer Geheimkammer entdeckt worden. Niemand hat gewusst, wofür das Ding gut war. Unser Klassenlehrer Herr Unglaub hat uns mal mitgenommen und uns die Kammer gezeigt.“
„Bist du dir sicher, dass das die gleiche Kammer ist?“, meinte Niklas.
„Was soll es denn sonst sein?“, entgegnete Julia. „Nachgehen müssen wir dieser Spur auf jeden Fall. Ich wette, dass Eckbert in der Kammer gefangen gehalten wird!“
„Sollen wir gleich nachsehen?“, fragte Niklas. Julia überlegte kurz. Dann entschied sie sich anders.
„Wir müssen zurück in den Saal, bevor jemand merkt, dass wir fehlen. Sonst schöpfen die Leute Verdacht.“
Eilig, aber vorsichtig machten sie sich auf den Rückweg. Sie hatten wieder Glück und schafften es, unbemerkt zur Festgesellschaft zurückzukommen. Niemandem war ihre Abwesenheit aufgefallen.
Der Minnesänger sang immer noch. Zum ersten Mal waren sie froh, ihn singen zu hören. Nachdem er das Lied beendet hatte, schlossen ihn Niklas und Julia endgültig ins Herz. Denn jetzt entschuldigte er sich bei seinem Publikum. Er musste seine empfindliche Stimme schonen und konnte leider kein weiteres Stück mehr vortragen. Die Festgäste waren schrecklich enttäuscht. Niklas und Julia fiel dagegen ein Stein vom Herzen. Noch so ein Lied hätten sie nicht ertragen.
Somit konnte der Auftritt von Leonardos Gauklertruppe beginnen. Endlich gab es ein bisschen Action statt ödem Gesinge!
Die Vorführung begann mit einem wilden Tanz. Eigentlich war es mehr eine Turnvorführung, denn die Tänzer fügten immer wieder Saltos und andere Kunststücke ein. Die Ritter waren begeistert. Dick, wie sie waren, konnten sie sich gar nicht vorstellen, wie man solche Sprünge vollführen konnte.
Leonardos jüngerer Bruder Enzo betrat die Bühne. Er hatte vier Holzkegel mitgebracht und jonglierte gekonnt damit. Die Gäste hatten noch lange nicht genug davon
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