Die magische Höhle - Die geheime Kammer
kaum etwas finden“, meinte Niklas. Obwohl sie so wenig wie ihr Bruder wusste, wonach sie eigentlich suchten, gab Julia ihm Recht.
„Wir müssen nach unten“, flüsterte sie ihm zu. „Wenn Heinrich etwas zu verbergen hat, dann finden wir es bestimmt im Keller!“
Nach kurzem Suchen hatten sie das Treppenhaus gefunden. Eine schmale, steile Wendeltreppe führte im Hauptgebäude der Burg abwärts. Je weiter die beiden nach unten kamen, desto dunkler wurde es. Zunächst waren an den Wänden des Treppenhauses noch im Abstand von zehn Stufen Fackeln angebracht, dann nur noch im Abstand von zwanzig Stufen. Der Durchgang zum Keller hatte zu ihrer Überraschung keine Tür. Eine einzige kleine Laterne spendete dort unten spärliches Licht.
Zögernd traten Julia und Niklas ein. Der Keller der Burg bestand aus einem langen Gang, von dem aus zu beiden Seiten Türen in weitere Kammern führten. Es roch muffig und vermodert. Obwohl sie dabei gar kein gutes Gefühl hatten, tasteten sie sich mutig voran. Sie öffneten jede Tür und untersuchten jeden Raum, aber etwas Verdächtiges konnten sie dabei nicht entdecken. Scheinbar diente der gesamte Keller nur dazu, Gerümpel abzustellen. Sie stießen auf Stühle, denen ein Bein fehlte, ein zerbrochenes Schwert und auf einen alten Sattel, der schon bei der leisesten Berührung zu zerbröseln schien, aber auf nichts, was ihnen weiterhelfen konnte.
Als sie den letzten Raum erreichten, erwarteten sie schon gar nicht mehr, noch etwas Wichtiges zu finden. Sie zogen die knarzende Tür auf und gingen vorsichtig hinein. Auch diese Kammer war nur mit altem Krempel vollgestopft. Aber sie hatten es wenigstens versucht. Sie wollten gerade wieder umkehren, als Niklas eine unvorsichtige Bewegung mit seinem Arm machte und eine rostige, zerbeulte Rüstung umstieß, die dort abgestellt war. Mit einem metallenen Scheppern, das im ganzen Keller widerhallte, stürzte sie um.
Augenblicklich hörten sie, wie sich Schritte näherten.
„Wir sitzen in der Falle“, japste Julia.
„Wer ist da?“, hörten sie eine bellende Stimme rufen. Die Stimme kannten sie. Das war der Wächter, der ihnen schon am Nachmittag mit dem Verlies gedroht hatte. Sie hielten den Atem an. Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Stattdessen hörte man aber nur ein hohes Piepsen und danach ein leises Rascheln am Boden.
„Du lieber Himmel, bloß eine Ratte“, hörten sie den Wächter in seinen Bart grummeln. Er machte kehrt und trottete fluchend davon. Noch nie hatten sie sich so gefreut, einer Ratte über den Weg zu laufen. Die Lust auf weitere Nachforschungen war ihnen jedoch vorerst vergangen.
„Das bringt nichts“, flüsterte Julia ihrem Bruder zu. „Beim nächsten Mal haben wir vielleicht nicht mehr so viel Glück. Machen wir lieber, dass wir wieder zu unserer Truppe kommen!“
Auf Zehenspitzen machten sie sich auf den Rückweg. Sie waren schon wieder auf dem Gang, der zum Rittersaal führte, als sie leise Stimmen hörten. Vorsichtig schlichen sie sich näher und sahen im Halbdunkel Heinrich den Wilden. Er war in ein Gespräch mit einem seiner Gäste vertieft. An der Stimme erkannten sie, dass es Konrad von Krottenpfuhl war, ein besonders widerwärtiger Kerl. Julia konnte sich so gut an ihn erinnern, weil er beim Essen noch lauter geschmatzt hatte als Heinrich.
„Fürwahr, solche Feste feierte man unter Friedrich dem Sanftmütigen nicht“, hörten sie, wie sich Konrad überschwenglich bei seinem Gastgeber bedankte. „Eine treffliche Idee von Euch, die Steuern der Städter und die Abgaben der Bauersleute zu erhöhen. Jetzt können wir es uns viel öfter leisten, solche Feste zu feiern!“
Heinrich lachte ein dreckiges Lachen. „Es ist ja alles für einen guten Zweck“, prustete er. „Das ganze Geld dient doch für einen Kreuzzug ins Heilige Land, wie Ihr wisst.“ Wieder schüttelte er sich vor Lachen.
„Nimmt dir das eigentlich irgendjemand ab?“, wollte Konrad wissen.
Heinrich zuckte belustigt mit den Achseln. „Die Einfältigen glauben es, die Klugen wissen, dass es klüger ist, nicht den Mund aufzumachen“, entgegnete er. „Wer hätte jemals gedacht, wofür Kreuzzüge gut sein können!“
„Zum Beispiel auch, um lästige Verwandte verschwinden zu lassen“, sagte Konrad mit einem verschwörerischen Lächeln. „Unseren ach so geliebten Erbprinzen zum Beispiel. Den hast du ja angeblich auch ins Heilige Land geschickt. Dabei ist er längst tot!“
„Wer behauptet, er sei tot?“, sagte
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