Die magische Höhle - Die geheime Kammer
gesehen, da schleuderte er sie bereits achtlos in eine Ecke.
„Das ist mir viel zu langweilig, meine Herren“, verkündete er grinsend. Er ging auf die Tafel zu und schnappte sich zwei Becher und einen Krug. Unter den ungläubigen Blicken der Ritter begann er, damit zu jonglieren. Dabei goss er aus dem Krug die Becher voll und trank sie aus, während er immer weiter damit jonglierte. Er schaffte das, ohne einen Tropfen zu verschütten. Die Menge tobte vor Begeisterung. Ein paar Übermütige unter den Gästen versuchten, es gleich nachzumachen. Natürlich nur mit dem Erfolg, dass sie sich von Kopf bis Fuß bekleckerten.
Die Gaukler mussten die Bühne umbauen. Das war die Gelegenheit für Niklas. Er durfte in der Zwischenzeit ein paar seiner Taschenspielertricks vorführen. Allerdings nicht mit dem Burgherrn, das hatte ihm Leonardo noch einmal ausdrücklich eingeschärft. Der Wilde Heinrich verstand heute noch weniger Spaß als sonst und es war besser, ihn vor seinen Kumpanen nicht als den Dummen dastehen zu lassen. Wenn sich allerdings einer seiner Gäste blamierte, bereitete ihm das mit Sicherheit größtes Vergnügen.
Niklas warf einen Blick auf Heinrichs Gäste. Von ihnen drohte keine Gefahr. Hier befand sich garantiert keiner, der seine Tricks durchschauen würde. Das konnte Niklas schon an den einfältigen Gesichtern der Gäste ablesen. Wenn es Leonardo und seinen Brüdern nicht gelungen war, dann hatten diese Raubritter hier erst recht keine Chance.
„Ich brauche einen Freiwilligen“, sagte er in die Runde. „Und damit es für mich nicht so einfach wird, brauche ich einen, der ein Geheimnis nicht so leicht verrät. Nicht einmal durch Blicke.“
Keiner der großen Helden meldete sich freiwillig. Julia bemerkte allerdings, wie Heinrich und Konrad beim letzten Satz ihres Bruders vielsagende Blicke austauschten.
„Wie wäre es mit dir?“, wandte sich Niklas an Einhard von Meisenhorst, genannt Einhard, der Einfältige. Der war ein ebenso gefürchteter wie begriffsstutziger Raubritter und daher das perfekte Opfer. Er machte seinem Namen auch alle Ehre, obwohl Niklas einen seiner einfachsten Tricks auswählte.
Einhard zierte sich zunächst, aber die aufmunternden Zurufe seiner Kumpane ließen ihm keine Wahl und deshalb musste er wohl oder übel mitspielen.
Niklas hatte sich zwanzig Bildkarten aus einem Romméspiel beiseitegelegt. Er mischte sie durch und deckte fünf davon vor Einhard auf. Dann blickte er ihn fest an und sagte: „Und nun suche dir eine dieser Karten aus, sage mir aber nicht, welche. Merke sie dir genau!“
Einhard starrte die Karten an und nickte dann.
„Flüstere deinem Nachbarn ins Ohr, welche Karte du erwählt hast, damit alle sicher gehen können, dass wir zwei uns nicht abgesprochen haben.“ Einhard machte sein allereinfältigstes Gesicht, beugte sich dann aber zu Gisbert von Gallenstein und flüsterte ihm etwas zu, während Niklas die Karten unauffällig wieder an sich nahm.
„Und nun sieh mir tief in die Augen und denke ganz fest an die Karte, die du erwählt hast“, forderte Niklas Einhard auf. Der bemühte sich auch redlich, ein ganz nachdenkliches Gesicht zu machen.
„Ich werde nun die Karten erneut aufdecken“, verkündete Niklas mit ernster Stimme. „Nur wird genau die Karte, die du erwählt hast, nicht mehr dabei sein.“
Mit halb geschlossenen Augen deckte Niklas langsam fünf Karten auf. Nachdem er die Letzte abgelegt hatte, klatschte Einhard der Einfältige begeistert in die Hände. „Der Herz-König ist tatsächlich nicht dabei!“, platzte es sofort aus ihm heraus.
„Genau, das ist die Karte, die er mir genannt hat“, stimmte ihm Gisbert ehrfürchtig zu. Niklas bekam lauten Beifall, Einhard erntete das hämische Gelächter seiner Kumpane. Allerdings hätten die den Trick auch nicht durchschaut, da war sich Niklas sicher. Der hätte mit jedem von ihnen funktioniert. Einhard hatte sich natürlich nur die eine Karte gemerkt, die er sich eingeprägt hatte. Auch Gisbert hatte sich nur die Karte gemerkt, die Einhard ihm genannt hatte und alle anderen saßen zu weit weg. So war niemandem aufgefallen, dass Niklas einfach die nächsten fünf Bildkarten vom Stapel aufgedeckt hatte. In Wirklichkeit tauchte keine der fünf Karten vom ersten Mal wieder auf.
„Wie hast du das schon wieder gemacht?“, wollte Leonardo wissen, der genauso verblüfft war wie die Ritter.
„Ein Künstler verrät seine Tricks nicht“, sagte Niklas würdevoll. Leonardo schenkte ihm
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