Die magische Höhle - Die verschwundenen Mumien
einer Räuberleiter erreichen.
Niklas war der Leichtere der beiden, also stieg er auf Julias Hände. Er hatte Glück und schaffte es gerade hoch genug, um einen Blick nach draußen riskieren zu können.
Was man durch den engen Spalt wahrnehmen konnte, war nur ein winziger Ausschnitt der Welt. Doch es reichte, um ihm eines sofort klarzumachen: Sie waren nicht einmal mehr in der Nähe ihrer Höhle!
„Ich glaube, ich spinne“, platzte es aus Niklas heraus.
„Was siehst du?“, fragte Julia ungeduldig.
„Nichts“, sagte Niklas mit tonloser Stimme.
Julia verdrehte genervt die Augen. Typisch ihr Bruder. Das war mal wieder völliger Quatsch! Von draußen schien die Sonne herein, also war es hell. Niklas musste einfach irgendetwas sehen!
„Erzähl keinen Blödsinn“, stieß Julia hervor. Es war schon hart genug, ihren Bruder so lange zu stützen, auch wenn er nicht gerade ein Schwergewicht war. Und dann redete Niklas nichts als Unsinn!
„Was heißt hier nichts?“, zischte sie ihn unwirsch an.
„So gut wie nichts“, antwortete er einschränkend. „Das musst du dir selbst ansehen.“
Er sprang zu Boden und hielt Julia die Hände hin, ohne auf ihren fragenden Blick zu reagieren. Julia zuckte mit den Achseln und stieg nach oben. Dort angekommen verstand sie, was Niklas gemeint hatte. Zugegeben, seine Beschreibung von dem, was er gesehen hatte, war gar nicht so schlecht, wie sie zunächst gedacht hatte. Da war wirklich fast nichts. Sie blickte auf eine eintönige, flache Stein- und Sandwüste. Das Einzige, was ein bisschen Farbe in die Einöde brachte, war die tief stehende Sonne, die sicher bald in prächtigen Farben unterging. Daraus konnte Julia wenigstens schließen, dass die Öffnung nach Westen ging. Da sie nicht den blassesten Schimmer hatte, wo sie waren, half ihr das allerdings auch nicht viel weiter. Sie dachte angestrengt nach, was das zu bedeuten hatte.
„Sag mal, so viel gibt es da doch wirklich nicht zu sehen“, meldete sich plötzlich Niklas von unten. „Ich muss mich unbedingt mal am Kopf kratzen und habe keine Hand frei.“
Julia blickte nach unten, wo Niklas nach Luft schnappte. Sie hatte ihn beinahe vergessen. Er war natürlich viel zu stolz, um zuzugeben, dass er nicht mehr konnte.
Als sie mit einem Sprung wieder auf dem Boden landete, sackte er erschöpft in sich zusammen und hechelte nach Luft. Dass er sich eigentlich am Kopf kratzen wollte, hatte er anscheinend völlig vergessen.
„Ich fürchte, heute finden wir nicht mehr heraus, wo wir sind“, meinte Julia. „Die Sonne steht schon ziemlich tief.“
Wie zur Bestätigung ihrer Worte wurde es innerhalb weniger Minuten stockdunkel. Sie konnten einander nicht mehr sehen und sich nur noch tastend bewegen. Natürlich gab es keine Möglichkeit irgendwie Licht zu machen. Im Augenblick war es wirklich egal, wo sie gelandet waren. Die Dunkelheit war jetzt ein viel größeres Problem. Und gegen dieses Problem half nur Abwarten, bis es wieder hell wurde.
„Wenigstens sind diese komischen Liegen da“, sagte Niklas ermattet. „Bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns hinzulegen und dort zu übernachten.“ Er ließ sich auf eine der Liegen fallen. Das Gestell knirschte und knarrte bedrohlich, aber anders als Niklas schon befürchtet hatte, krachte es nicht in sich zusammen.
Wenigstens hielt die Nacht auch eine kleine Erleichterung bereit. Nach der unerträglich stickigen Hitze kühlte es jetzt spürbar ab. Sonst wäre die Nacht in dieser Sauna auch unerträglich gewesen. Aber jetzt mussten sie sogar zu den Leinentüchern greifen, die auf den Liegen ausgebreitet waren, und sich damit zudecken.
Hätten sie gewusst, wozu diese Tücher eigentlich dienten, hätten sie das trotz der Kälte vermutlich gelassen. Aber das sollten sie erst erfahren, als es schon zu spät war.
Einmal glaubten sie kurz, in der Ferne Stimmen zu hören, sie waren sich aber nicht sicher. Das konnte auch der Wind gewesen sein, der über die Felsen rauschte.
Doch davon abgesehen war es nur dunkel, kühl, und, vom gelegentlichen Heulen eines Hundes in der Ferne abgesehen, totenstill.
Julia lag noch eine ganze Weile wach und hing ihren Gedanken nach, bis sie endlich einschlafen konnte.
Niklas hatte das Gefühl, überhaupt nicht einschlafen zu können. Aber er wusste, manchmal bildet man sich das nur ein, obwohl man in Wirklichkeit schon tief schläft und träumt. Schließlich hatte er dann einen wirklich äußerst merkwürdigen Traum.
Er war im Krankenhaus
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