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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Assistentin wie aus weiter Ferne.
    Er starrte sie an. »Es geht mir gut«, sagte er.
    Im Fahrstuhl ließ er den Kopf gegen das kalte Metall der Tür sinken. »Es geht mir gut«, wiederholte er leise.

[home]
    Juli
    Genf, Schweiz
    J anine stand an einem der großen Panoramafenster und blickte über den Genfer See und die Berge, die sich dahinter in den blauen Sommerhimmel türmten. »Die Aussicht erinnert ein bisschen an Hamburg«, bemerkte sie, »man muss sich nur vorstellen, das dahinten wären Wolken und keine Berge.« Sie wandte sich ab und warf einen Blick auf die Kartons, die Möbel und auf Valerie, die auf einem dieser Umzugskartons saß, ihre Post durchsah und bei Janines Worten lächelnd aufsah. »Ich bin froh, dass es Ihnen gefällt«, sagte sie, »und dass Sie hier sind.«
    »Ach, Frau Weymann.« Janine seufzte und strich sich das kurze Haar aus dem Gesicht. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, als Ihr Mann sagte, dass Sie für zwei Jahre nach Genf gehen. Wer kümmert sich hier um Sie?«
    Valerie warf ihr einen belustigten Blick zu. »Jemand, der darauf achtet, dass ich regelmäßig esse und schlafe?«
    »Genau das«, erwiderte Janine bestimmt und krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch. »Dann werde ich mich mal ans Auspacken machen, damit es hier wohnlich ist, wenn die Mädchen am Wochenende kommen.«
    Valerie zuckte mit den Schultern. »Dazu hatte ich noch keine Zeit. Die letzte Woche habe ich noch im Hotel gewohnt.« Sie sah auf ihre Uhr. »Und jetzt muss ich ins Büro.«
    Janine grinste. »Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Job bei der UNO ?«
    »Es ist eine Umstellung. Aber nach der Einarbeitungsphase wird es bestimmt ruhiger.«
    »Soll ich was kochen, wenn Sie heute Abend kommen?«, rief Janine ihr hinterher, als sie schon halb zur Tür raus war.
    »Nein, ich bin zum Abendessen verabredet. Ich gehe direkt vom Büro aus hin.«
    Als sie das Haus verlassen hatte, blieb Valerie stehen und sah über das Wasser mit den Silhouetten der weißen Boote und den Häusern, die sich am anderen Ufer zwischen den Bäumen erhoben. Wenn sie genau hinschaute, konnte sie auch Umrisse des monumentalen Gebäudes der Vereinten Nationen sehen, ihres neuen Arbeitsplatzes seit dieser Woche. Sie unterdrückte ein Seufzen und den Anflug von Heimweh, den sie plötzlich verspürte. Janine hatte schon recht. Es war fast ein bisschen wie an der Alster an einem strahlenden Sommertag.
    Würde sie jemals nach Hamburg zurückkehren? Es war alles so schnell gegangen. Sie erinnerte sich an Marcs entschlossenes Gesicht, als er sie am Flughafen abgeholt hatte, an die Distanz, mit der er sie begrüßt hatte, und der Schmerz stieg erneut in ihr auf. »Ich brauche Abstand, Valerie«, hatte er ihr gestanden.
    Sie hatte nach dem erstbesten Strohhalm gegriffen, der sich ihr geboten hatte. Zwei Jahre Genf, als Anwältin im Büro des Sonderbeauftragten für Wirtschaft und Menschenrechte bei den Vereinten Nationen. Meisenberg hatte sie wider Erwarten unterstützt, ihr versichert, dass sie jederzeit in die Sozietät zurückkehren konnte.
    Bei dem Gedanken an die Ereignisse der letzten Wochen fühlte sie sich wie eine frisch Operierte, die nicht an die Naht fassen mochte aus Angst, die Verletzung noch einmal zu spüren. Sie war dankbar, dass sie seit ihrer Ankunft in Genf kaum Zeit zum Grübeln gehabt hatte. Ihre Arbeit nahm sie so in Anspruch, dass sie auch abends oft noch im Büro saß oder sich Akten mit nach Hause nahm. Mit Marc hatte sie verabredet, ihrer Beziehung ein halbes Jahr Pause zu gönnen, bevor sie sich wiedersahen. Sie hatte seinen Wunsch akzeptiert. Letztlich sah sie die Verantwortung für das Scheitern bei sich. Nachdem sie aus Rumänien zurückgekehrt war, hatten sie nicht mehr zu der Leichtigkeit zurückgefunden, die ihr Zusammenleben bis dahin geprägt hatte. Sie vermisste Marc dennoch jeden Tag.
    Ihren Töchtern hatte sie zunächst das wahre Ausmaß der Krise verschwiegen und ihre neue Arbeit als Grund für den Umzug vorgeschoben. Natürlich waren Leonie und Sophie begeistert gewesen von der Aussicht, ihre Mutter in der Nähe zu haben. Das Internat der beiden war nur etwa dreißig Kilometer von Genf entfernt, und sie würden an den Wochenenden zusammen sein können.
    Durch die Bäume sah Valerie die Personenfähre kommen und eilte zum Anleger hinunter. Sie zog ihre Sonnenbrille aus der Tasche und suchte sich einen Platz an Deck. Das tiefblaue Wasser des Genfer Sees plätscherte gegen die Bordwand, und eine leichte Brise fuhr durch ihr

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