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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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sich deutlich verbessert – zu unserem Nachteil«, unterbrach ihn der Botschafter. »Und mit ihrer Taktik sind die Aufständischen nicht nur militärisch erfolgreich, sondern finden auch in der Bevölkerung immer mehr Rückhalt. Erfolgreiche Aktionen wie diese beweisen das.«
    »Es war nicht allein die langfristige Planung, die uns so große Verluste eingebracht hat«, widersprach einer der Offiziere, ein Oberst, der mit kurzen Unterbrechungen nahezu seit Beginn des Einsatzes im Land war. »Unsere Soldaten wurden mit modernsten Waffen angegriffen.« Er lehnte sich vor und fixierte die übrigen Anwesenden aus zusammengekniffenen Augen. Mayer dachte unwillkürlich an Katja, als der Mann fortfuhr: »Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass ihre Schlagkraft die unsere bei weitem übertroffen hat.«
    Unangenehmes Schweigen folgte den scharfen Worten des Offiziers. Er war dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nahm, doch Mayer schätzte ihn genau wegen dieser Geradlinigkeit. Er nickte dem Oberst zu, während er seinen Laptop aufklappte und den angeschlossenen Beamer einschaltete. »Ich wäre froh, wenn ich Ihnen widersprechen könnte, aber wir haben die beiden Anschlagsorte trotz der akuten Gefährdung gestern einer gründlichen Untersuchung unterzogen und tatsächlich eindeutige Beweise für den Einsatz neuester Waffentechnologie gefunden.« Alle Anwesenden wandten sich den Bildern zu, die das Gerät auf die weiße Wand projizierte: die karge Landschaft um Kundus; ausgebrannte Fahrzeugwracks; Einschlaglöcher von Geschossen; Detailaufnahmen von zerfetzten Seitenwänden der gepanzerten Wagen. Noch bevor er Katja Rittmer besucht hatte, war Mayer vor Ort gewesen. Das Ausmaß der Zerstörung hatte selbst die erfahrenen Männer schockiert, die er für diesen Einsatz ausgewählt hatte. »Aber diese Erkenntnis allein rechtfertigt nicht meine Bitte für unser kurzfristiges Treffen unter diesen besonderen Bedingungen.« Er räusperte sich. »Wir haben am Anschlagsort zudem Beweise gefunden, die unzweifelhaft darauf schließen lassen, dass die Waffen der Aufständischen aus deutscher Produktion stammen.«
    Die beiden Stabsoffiziere schnappten nach Luft.
    »Das ist unmöglich«, entfuhr es dem Botschafter. »Das wäre ein Desaster.«
    »Das
ist
ein Desaster«, verbesserte Mayer ihn. Er schaltete den Beamer aus. »Wir haben sechzehn Tote und fast zwanzig Verletzte, darunter drei, die in Lebensgefahr schweben. Das wird innenpolitisch nicht ohne Konsequenzen bleiben. Gleichzeitig sind wir aufgrund der Korruptionsvorwürfe gegen die Larenz-Werke einem massiven außenpolitischen Druck ausgesetzt. Die Amerikaner und Briten haben noch nicht damit abgeschlossen, dass ein deutscher Konzern den Zuschlag für die Ausrüstung der afghanischen Polizei für die kommenden vier Jahren erhalten hat.«
    »Denen käme ein Skandal um illegale Waffenlieferungen gerade recht«, bemerkte der Botschafter und griff nach dem Glas Wasser, das vor ihm stand. Er war maßgeblich an dem Zustandekommen des Vertrags mit der afghanischen Regierung beteiligt gewesen. Hatte Verhandlungen geführt und die richtigen Leute zusammengebracht. »Die Vorwürfe sind einfach absurd.«
    »Es geht um ein Volumen von fast zwei Milliarden Dollar«, bemerkte Mayer. »Da wird mit harten Bandagen gekämpft.«
    »Wieso ist niemand vom militärischen Abschirmdienst hier?«, wollte der Botschafter wissen.
    »Ein Mitarbeiter des MAD hat mit mir zusammen die Untersuchungen vor Ort durchgeführt«, erklärte Mayer. »Angesichts der wirtschaftlichen Zusammenhänge und der möglichen politischen Auswirkungen hat meine Behörde die weiteren Ermittlungen übernommen.«
    »Wir können nicht ausschließen, dass die deutschen Waffen über ein Drittland in die Hand der Aufständischen gelangt sind«, warf der Oberst ein. »Oder über osteuropäische Waffenhändler. Denken Sie an die Altlasten aus deutschen Polizeibeständen, die ihren Weg in beinahe jedes Krisengebiet der westlichen Hemisphäre gefunden haben.«
    »Wir haben es hier weder mit alten noch mit gebrauchten Waffen zu tun«, widersprach Mayer. »Sie haben die Bilder gesehen.«
    Der Botschafter schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wir können nicht ausschließen, dass die afghanische Regierung die Finger im Spiel hat. Die Macht der verwandtschaftlichen Beziehungen und Clanstrukturen in diesem Land wird von uns nach wie vor grob unterschätzt.«
    Der Oberst runzelte die Stirn, bevor er sich jedoch äußern konnte, ergriff

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