Die Markgräfin
Gemachs hin und her, hinter der sein Bruder sich gerade befand.
»Weißt du, wer eben bei mir war? Abt Sebald von Heilsbronn, höchstpersönlich! Will mir billigst erklären, was eine Dispens ist, und dass der Papst immer Recht hat! Und dass die Barbara von uns schlecht behandelt wird. Der Mann hat mit mir geredet wie ein Schulmeister! Muss ich mir das bieten lassen?«
Er blieb stehen und schlug mit der flachen Hand gegen die Holztür.
»Kommst du da heute nochmal raus?«
Die Tür ging auf und Georg erschien. Er schob das Hemd in den Hosenbund und trat in den Raum.
»Barbara hat den alten Sebald aus Heilsbronn holen lassen?«
»Sie hat ihm hinter unserem Rücken geschrieben, er möge uns ins Gewissen reden. Das hat sich der Alte natürlich nicht zweimal sagen lassen.«
»Langsam wird es auch mir zu viel.«
Georg ließ sich auf einen gepolsterten Lehnstuhl sinken und griff sich eine Zinnstize mit Wein vom Tisch.
»Der Abt beunruhigt mich nicht so sehr. Was mir alldieweil mehr Sorgen macht, sind die Landstände. Gestern wollte ich mit dem von Waldenfels und dem alten Wirsberg gebirgische Steuersachen besprechen. Sie haben gefragt, ob es denn stimme, dass bald böhmisches Geld ins Land fließen möcht! Es sei ein Gerücht in Umlauf, und sie wüssten es von einem Vertreter des Schwabacher Rats. Wir müssen dem ein Ende machen, Albrecht, aber wie?«
Albrecht kochte innerlich. Seine gebirgischen Räte rechneten also schon mit böhmischen Gulden, und das gerade jetzt, wo er die Stände wegen einer weiteren Anleihe angehen wollte! Er brauchte dringend Geld, um eine neue Söldnerarmee auszuheben, und nun das!
Georg kratzte sich ausgiebig am Hinterkopf, förderte mit spitzen Fingern eine Laus zutage und knackte sie mit einem schicksalsergebenen Seufzer. Dann wischte er sich das Blut an der Hose ab.
»Und wenn wir vielleicht doch … «
»Wenn du dich von deiner Schwester im ganzen Reich zum Gespött machen willst, nur zu, wie’s beliebt! Aber ich nicht. So lass ich nicht mit mir handeln! Hast du dir schon überlegt, was passiert, wenn
der Papst die Ehe für nichtig erklärt, hm? Daraus würde folgen, dass die fünfzigtausend Gulden Ablöse des ungarischen Königs ebenfalls als nichtig gelten würden, weil Wladislaus Jagiello dann keinerlei Anspruch auf Barbaras Güter gehabt hätte. Und daraus wiederum folgt, dass ich die schlesischen Güter, die mir als Pfand statt dieser fünfzigtausend Gulden überlassen wurden, wieder herausrücken müsste. Und das, mein lieber Bruder, werd ich zu verhindern wissen. Worauf du dich verlassen kannst! Und wenn ich das Weibsbild auf der Plassenburg einsperren muss, ich will, dass sie das Verlöbnis auflöst und das Dispensgesuch zurücknimmt.«
»Barbara aufs Gebirg zu bringen ist vielleicht kein schlechter Gedanke.«
Georg nahm noch einen Schluck Wein.
»Ich will dich ja nicht in Unruhe versetzen, aber zu Neustadt, so berichtet mir zumindest der dortige Schlossvogt, geht die Rede davon, dass der geheime Anverlobte mit Gefolge kommen möcht, um Barbara wegzubringen. Nein, nein, keine Angst, ich hab schon die Wachen verstärken lassen. Außerdem habe ich verfügt, Becken auf den Mauern und Türmen aufzuhängen, damit schnell Alarm geschlagen werden kann. Alles ist dort in Bereitschaft, ein Eindringen mit Gewalt wird es nicht geben. Aber auf dem Gebirg wär Barbara wirklich in besserer Sicherheit.«
»Ich gäb was drum, wenn wir wüssten, wer der
Mann ist, dem sie sich versprochen hat. Und ich weiß auch schon, wer uns das vielleicht sagen könnt!«
Albrecht riss die Tür der Markgrafenwohnung auf und winkte den davor stehenden Kammerdiener heran.
»Geh zum Vogt und sag, er möge den von Eyb daherbringen!«
Er drehte sich zu seinem Bruder um.
»Ich habe da einige, sagen wir mal, vertrauenswürdige Männer, alles erprobte Landsknechte, die von mir den Auftrag hatten, gewisse Nachforschungen anzustellen. Vorhin wurde mir gemeldet, sie wären in Ansbach angekommen, in Begleitung des Herrn von Eyb. Sie haben ihn offenbar überzeugt, Nürnberg für einige Tage zu verlassen und uns in Ansbach einen Besuch abzustatten.«
»Der Eyb? Was soll der mit der Sache zu schaffen haben?«
»Meine Leute haben ein Schreiben von Barbara an ihn abgefangen, ein Hilferuf, so scheint’s. Er steckt mit ihr unter einer Decke. Vielleicht ist er der Mittelsmann zwischen ihr und dem Böhmen. Wahrscheinlich hat er gedacht, wenn er sich in Nürnberg verschanzt, kriegen wir ihn nicht.«
Albrecht
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