Die Markgräfin
Bruder mit einer Handbewegung zurück. Barbara stand immer noch hoch aufgerichtet, trotzig und unbeugsam.
»Du überschätzt dich, Schwester.« In der Stimme des sonst so bedächtigen Georg schwang Ärger mit. »Du bist eine Frau und hast nichts zu verlangen, außer die Familie misst es dir zu. Gilt dir das Andenken deines Vaters gar nichts? In den Schmutz hast du’s gezogen, und wofür? Welche Freiheit hast du schon zu gewinnen? Wo willst du denn hin, und wer soll dich unterhalten, wenn nicht wir?«
»Sorg dich nicht, Georg, ich hab an mein Auskommen schon gedacht. Von Euch verlang ich nichts. Ich werd euch nicht mehr zur Last fallen.«
Albrecht fuhr erneut auf. »Was soll das heißen, du wirst uns nicht mehr zur Last fallen? Willst du ins Kloster?«
Barbara nahm all ihren Mut zusammen. »Nein, Albrecht, ich hab einen, der mich ein drittes Mal nimmt.«
Albrecht schnappte nach Luft, während Georg mit offenem Mund dastand.
»Sieh an, nicht bloß, dass unser Schwesterlein heimlich eine Scheidung betreibt, sie verheiratet sich auch noch hinter unserem Rücken. Da kann man dir ja nur noch Glück wünschen.«
Albrecht lächelte und trat einen Schritt auf Barbara zu. Das Lächeln gefror.
»Du musst verrückt sein!«, brüllte er. »Glaubst du, du entscheidest die Welt?«
Georg versuchte, ruhig zu bleiben. »Wir werden natürlich die Dispens beim Heiligen Stuhl anfechten, Barbara. Eine neue Ehe ist da gänzlich unmöglich, das wirst du wohl einsehen.«
»Georg, ich hab es schon gelobt, vor Gott und den Heiligen, und ich kann’s nicht brechen.«
Die Brüder sahen sich mit einer Mischung aus Zorn und Ungläubigkeit an. Albrecht sprach nur ein einziges Wort: »Wer?«
»Das sag ich euch erst, wenn ich eure Erlaubnis zur Ehe hab.«
Albrecht schäumte. »Nur über meine Leiche, das schwör ich dir. Und jetzt rede!«
»Albrecht, so hör doch.« Barbara setzte alles auf eine Karte. Sie sprach beschwörend.
»Es wird dein Schaden nicht sein. Der König von Böhmen hat wissen lassen, dass ihm eine Scheidung und eine neue Heirat viel Geld wert sind. Du müsstest dann nicht mehr beim Kaiser dienen, der dir ja doch nichts zahlt … «
Albrecht wurde weiß wie die Wand. Sein linker Mundwinkel zuckte. »Ich soll mich von dem böhmischen Hundsfott bestechen lassen? Willst du mich zu Tod beleidigen? Willst du das?«
Er packte Barbara bei den Schultern und schüttelte sie. Ihr hochgestecktes Haar löste sich in wilden Strähnen, während sie versuchte, sich loszureißen. Die Martsch fiel dem Markgrafen auf der einen Seite in den Arm, und Georg packte seinen Bruder auf der anderen. Gemeinsam zogen sie ihn von Barbara weg, die sich schwer atmend gegen die Wand lehnte. Georg schob seinen Bruder zur Tür hin.
»So erreichst du gar nichts. Lass mich mit ihr reden.«
Albrecht nickte. »Versuch’s.«
Er drehte sich auf dem Absatz um und ließ mit lautem Krachen die Tür ins Schloss fallen.
Georg bot seiner Schwester einen Hocker an.
»Setz dich. Und jetzt sagst du mir, wem du dich versprochen hast, damit wir das Gelöbnis aus der Welt schaffen können. Nimm Vernunft an. Und mit Albrecht sprech ich schon.«
»Du wirst gegen Albrecht nichts ausrichten, das weißt du wohl. Er ist ein böser Mensch, der sich selber nicht gut sein kann, und er hasst mich mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich trau ihm nicht, Georg. Wenn ich den Namen sag, bringt er ihn in seiner Wut um. Und ich will mich nicht an einem ehrlichen Menschen versündigen.«
Georg seufzte.
»Heilige Muttergottes, mach’s uns doch nicht so schwer. Meinetwegen lös den Verspruch, ohne deinen Verlobten preiszugeben. Ein Schriftstück soll mir genügen. Und dann schreibst du gemeinsam mit uns an den Papst und widerrufst. Danach magst du hier bleiben oder mit mir nach Ansbach kommen, es ist mir gleich. Du weißt, ich mein es nicht schlecht mit dir.«
Barbara schüttelte den Kopf.
»Georg, sei du mein Fürsprech. Rede mit Albrecht, dass er das Geld nimmt; er hat es doch dringend vonnöten. Man spricht, so hör ich, im ganzen Reich schon über seinen Bankrott. Was tut’s euch, wenn ich irgendwo mit einem unbedeutenden Gemahl ein friedliches Leben führe? So oder so, der Böhme
wird mich nie und nimmermehr annehmen – jetzt, wo er die Dispens beinah schon hat, erst recht nicht. Die Ehe war nie das Papier wert, auf dem sie stand. Nein, Georg, ich nehm nichts zurück. Jetzt muss es ausgefochten sein, Gott helf mir.«
Barbara lächelte müde. Sie griff nach der Hand
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