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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Genialität anerkennst.« Nach einem Blick auf die dreidimensionale Kartendarstellung in der auralen Bildfläche frage ich: »Was ist mit dem Langreichweitenscan?«
    »Wie du auf der Bildfläche sehen kannst, gibt es in ein paar Hundert Kilometern Umkreis nichts als bäuerliche Kollektive.«
    »Irgendwas Gefährliches?«
    »Definiere gefährlich.«
    »Irgendwas, das schießt, beißt oder sticht.«
    »Was das betrifft, solltest du den Blick heben.«
    Ich verdrehe mir den Hals. Über uns bewegt sich ein gewaltiger Bienenschwarm durch die dunklen Wolken. Er sieht aus wie eine Gewitterwolke. Der Schwarm streicht hinunter ins Tal und kreist über einer Ansammlung von Wellblechhütten.
    »Cowboy«, sagt Mimi. »Ich fange sonderbare Frequenzen auf, die von diesen Kreaturen ausgestrahlt werden.«
    »Das sind Bienen, Mimi. Die summen ständig.«
    »Ich bin durchaus versiert in der Taxonomie der Spezies, herzlichen Dank«, sagt sie. »Wie dem auch sei, ihre biorhythmischen Frequenzen sind in meinen Datenbanken niedergelegt, was bedeutet, dass du ihrem ... ähm, Summen schon früher begegnet sein musst.«
    »Wo?«
    »Unbestimmbar.«
    »Weißt du was?«, sage ich. »Wenn ich tot bin und meine Asche in alle Winde verstreut, wird man mir unbestimmbar auf mein Ehrenmal meißeln.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass es richtig geschrieben wird.«
    Nach einer letzten Biegung verläuft die Straße geradeaus. Ich sehe, dass sie sich vor uns noch einige Kilometer weit hinzieht. Am Straßenrand erkenne ich das helle, safrangelbe Tor eines Tengu-Klosters.
    »Die Bienen folgen uns«, sage ich laut, immer noch erfüllt vom Misstrauen wegen der Wolke, die drohend über uns schwebt.
    »Eher umgekehrt.« Vienne geht vom Gas, und das Trike rollt langsam aus. »Wir haben jedenfalls das gleiche Ziel.«
    »Hier lebt deine Familie?«
    »Jawohl«, sagt Vienne.
    »Aber das ist ein Kloster!« Dann dämmert mir endlich die Wahrheit. »Heißt das, du wurdest von Mönchen aufgezogen? Heißt das, du ... warst ein Mönch? Davon hast du mir nie etwas erzählt!«
    Vienne tritt auf die Bremse. »Du hast mich nie gefragt.«
    Ich springe vom Sitz. Klappe mein Visier hoch. Wische das Wasser von meiner Panzerung und den Schlamm von meinem Gesicht. »Fester Boden! Den Sternen sei Dank!«
    »Du bist so ein Baby«, sagt Vienne.
    Ich schaue sie an. »Das war das letzte Mal, dass ich dich ans Steuer gelassen habe.«
    »Wer sagt denn, dass du mich ans Steuer gelassen hast? Eherhabe ich dich mitfahren lassen.« Vienne stellt den Motor ab und klappt ihr Visier hoch. Ich will gerade protestieren, da fliegt mir eine Mücke in den Mund. Während ich würge, wirft Vienne einen eingehenden Blick auf das Kloster.
    »Zu Hause«, sagt sie.
    Wie alle Klöster ist auch dieses von hohen Mauern umgeben. Der Torbogen ist frisch gestrichen, ebenso das farblich dazu passende gelbe Tor, das aus Holz besteht und mindestens fünf Meter hoch und einen halben Meter dick ist. Wimpel mit Gebetszitaten hängen an dem Torbogen, ein typischer Behang im Zuge des Geisterfestivals.
    »Die Tengu ziehen einen passenderen Begriff vor: Bon-Festival«, sagt Mimi.
    »Du sagst ›Bon‹, ich sage ›Geister‹. Wo ist der Unterschied?«
    »Die Richtlinien würden dir widersprechen«, sagt sie. »Sie sind sehr traditionell. Anders als die ungezügelten Bacchanalien des nicht konfessionsgebundenen Geisterfestivals besteht das Bon-Festival aus zwei Wochen des nächtlichen Tanzes und der Gebete und endet mit dem Tōrōnagashi , den flussabwärts treibenden Laternen, die die Rückkehr der Geister in das Jenseits geleiten sollen. Habe ich dir erzählt, dass der Tempel von Tharsis einer der ältesten seiner Art und damit eines der langlebigsten Bauwerke auf diesem Planeten ist?«
    »Langweilig!«, sage ich, während ich immer noch gegen die Mücke in meiner Kehle kämpfe. »Als Nächstes wirst du mir erzählen, dass das Orbitaljahr des Mars grob zweimal so lang ist wie das der Erde, während die Tage fast genau gleich lang sind.«
    »Genau? Versuch es mit 24 Stunden, 39 Minuten und 35,244 Sekunden. Du brichst mir wirklich das Herz, Cowboy.« Sie kommt zum Thema zurück. »Hör dir das an: Das Kloster ist außergewöhnlich groß für diese Art von Einrichtung. Es wurde anno martis 59 von Immigranten der untergegangenen Asiatischen Republik der Erde gegründet, die es nach den Prinzipien des Tengu erbauthaben, eine weit zurückliegende Vermischung aus Buddhismus, Taoismus, Shintoismus und ein paar Brocken Animismus.

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