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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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oder Schwestern ebenso wenig. Wenn sie unter Mönchen aufgewachsen war, bedeutet das vermutlich, dass sie eine Waise ist; wahrscheinlich sind die Tengu ihre einzige Familie. Das würde vieles erklären, beispielsweise ihre Hingabe an die Richtlinien, ihren Glauben an Walhall, ihr unerschütterliches Engagement für ihren Chief.
    »Und wann werde ich diesen Ghannouj kennenlernen?« Ich lege ihr sacht die Hand auf den Unterarm. Auch wenn Vienne nicht viel von öffentlicher Zuwendung hält, will ich sie wissen lassen, dass ich in jeder Hinsicht an ihrer Seite bin.
    »Er wird sich bald zeigen«, sagt sie. »Aber erst musst du an Meister und Meisterin vorbeikommen, und die können ein bisschen ...«
    »Schwierig sein?«
    »Miesepetrig.« Sie kneift mich in die Wange. »Aber du hast gegen Meuchelmörder gekämpft, gegen Kannibalen und eine blutrünstige Exfreundin, also nehme ich an, du wirst zurechtkommen.«
    Ich bin da nicht so sicher. Miesepetrige alte Leute sind imstande, meine schlimmsten Charakterzüge zum Vorschein zu bringen. Meine Panzerung kann Kritik nicht abwehren. Außerdem ist es mir nicht gestattet, alte Leute einfach zu erschießen.
    »Jetzt hörst du dich an wie Vienne«, sagt Mimi.
    Die verborgene Tür fliegt auf, und Riki-Tiki springt auf den Kiesweg. »Vienne!«
    Als wir uns umdrehen, stürzt Riki-Tiki in Viennes Arme und erstickt sie beinahe mit Küssen. Die Wucht dieses Überfalls reicht, dass Vienne gegen mich prallt. Ich stolpere zurück, fliege über das Trike und lande mit dem Hintern im Gras.
    »Urks! Ich hab schon wieder ein Viech verschluckt.«
    »Das wird dich nicht umbringen«, bemerkt Mimi.
    »Es könnte ein giftiges Insekt sein.«
    »Es war eine ganz normale Mücke.«
    »Eine giftige Mücke.«
    »Pures Protein«, sagt Mimi. »Bon appétit!«
    Nun wird Riki-Tiki auch auf mich aufmerksam. Neugierig legt sie den Kopf schief. »Warum sprichst du mit dir selbst? Tust du das oft? Ghannouj singt immer vor sich hin. Seine Stimme ist wunderschön. Du solltest ihn mal hören, wenn er den Karpfen ein Ständchen bringt. Sie schwimmen besser, wenn er singt. Die Blumen auch, nur, dass die nicht schwimmen. Warum sitzt du immer noch da auf dem Boden? Brauchst du Hilfe beim Aufstehen?«
    »Mir geht’s gut.«
    Riki-Tiki schießt auf mich zu, packt meinen Arm und zerrt daran. Einfach so. Und schon stehe ich auf den Beinen. Sie ist stärker, als sie aussieht. Und schneller.
    »Ich ... äh, habe das Gras bewundert«, sage ich. »Wir haben in den letzten Monaten nicht viel Gras gesehen. Nur Dreck. Haufenweise.«
    »Du bist lustig!« Riki-Tiki springt zurück zu Vienne. »Ich bin Viennes kleine Schwester. Natürlich nicht im biologischen Sinn. Meine Eltern wurden ermordet, als ich noch ein Baby war. Der Meister und die Meisterin haben mich aufgenommen. Sie haben uns alle aufgenommen. Oh, du sollst sie kennenlernen. Ich soll euch reinbringen und für die Bon-Chakai -Teezeremonie zurechtmachen. Das heißt, ihr bekommt ein heißes Bad ... puh, ihr könnt es wirklich brauchen.« Sie hält inne, um wieder zu Atem zu kommen. »Tanzt du gern?«
    Der Gedanke an ein heißes Bad kommt mir verlockend vor, aber an Tanzen habe ich nicht das geringste Interesse. Und dann dämmert mir etwas: Wenn sie wussten, dass wir kommen, soll ich nicht einfach nur Viennes Familie kennenlernen. Dies ist die Tengu-Version, der Familie den Partner vorzustellen.
    Man hat mich reingelegt!
    »Ein bisschen begriffsstutzig«, sagt Mimi. »Nicht wahr?«
    »Wenn ich’s nicht besser wüsste«, antworte ich, »würde ich schwören, ihr zwei habt euch hinter meinem Rücken zusammengetan.« Ich fange Viennes Blick auf. »Hör auf zu grinsen. Du hast das die ganze Zeit geplant!«
    »Ich? Etwas geplant? Nie«, sagt Vienne, eine Hand in gespielter Verblüffung an der Brust. »Und ich grinse auch nie.«
    »Für mich sieht das ganz wie ein Grinsen aus.« Ich frage Mimi. »Sie grinst doch, oder?«
    »Ja, Cowboy, aber du wirst es ihr nachsehen müssen. Sie ist glücklich, zu Hause zu sein.«
    Zu Hause. Das macht mich nachdenklich, und für eine Sekunde verschlägt es mir den Atem. Wie mag es wohl sein, ein Zuhause zu haben, wo man geliebt wurde? So glücklich habe ich Vienne bisher noch nie erlebt. Ich weiß jetzt schon, dass es ein hartes Stück Arbeit wird, sie wieder von hier wegzuzerren.
    Vienne hakt sich bei mir unter. »Komm, du wirst mit Meister und Meisterin schon zurechtkommen. Sie beißen nicht.«
    »Klar beißen sie! Sie haben Gebisse!« Riki-Tiki

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