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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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ich will, wenn die Schmerzen dich kleingekriegt haben«, erklärte sie kalt und durchsuchte seine Taschen nach seinem Handy. »Hab ich mir’s doch gedacht«, knurrte sie, als sie das Verzeichnis der getätigten Anrufe leer fand. Sie schlug Aleksandr mit der flachen Hand auf die Stirn. »Du hältst dich wohl für sehr schlau, du Scheißrusse«, zischte sie. Dann drehte sie sich zum Gehen um. »Jetzt kassiere ich deinen Kumpan, Mister Banerjee«, log sie, um seinen seelischen Widerstand weiter zu zermürben.
    Garrincha schlug mit den Armen aus. »So ist sie nun mal. Mieser Charakter.« Er nahm Peskows Armbanduhr. »Was dagegen, wenn ich die behalte?«
    Der Gefangene antwortete nicht, sondern beschränkte sich darauf, ihn zu mustern. Die Polizistin hatte ihn als erfahrenen Folterknecht aus der paraguayischen Armee beschrieben. Falls das stimmte, war er kein Polizist, sondern ein Söldner oder sonst jemand, der jedenfalls nicht aus Pflichtbewusstsein handelte.
    Garrincha regulierte das Armband und legte sich die Uhr um. Dann untersuchte er das Portemonnaie und entnahm ihm das wenige Bargeld – was der Russe wiederum für aufschlussreich hielt.
    »Scheiße, hast du viele Kreditkarten!«, staunte der Paraguayer. Daraufhin befühlte er fachmännisch den Stoff von Peskows Anzug. »Den nehm ich auch, muss man nur einen Zentimeter weiter machen, dann passt er mir wie ein Handschuh.«
    Peskow atmete tief durch. »Bist du eigentlich auch so dämlich wie die Kommissarin?«
    Garrincha schaute ihn verblüfft an. »Du kannst wohl nicht erwarten, dass ich dich zum Schreien bringe?«
    »Ich kann es nicht erwarten, mit dir ein Geschäft zu machen.«
    »Versuch gar nicht erst, mir Geld anzubieten, die Lesbe hat mich an den Eiern, ich kann nichts tun.«
    »Das will ich auch nicht versuchen, denn sie traut dir nicht und wartet draußen, bereit mich zu verfolgen.«
    »Was soll das sein, russischer Humor?«, fragte Garrincha verächtlich.
    »Einfache Logik, mehr nicht. An ihrer Stelle würde ich genauso verfahren.«
    Santucho drückte ihm den Finger auf die Brust. »Wenn du mir hier Scheiße erzählst, schiebe ich dir den Taser schön langsam in den Arsch.«
    »Geh doch nachschauen«, sagte der Russe, »und dann reden wir über das Geschäftliche.«
    Juan ging hinaus, um kurz darauf mit tiefrotem Gesicht zurückzukommen. Er zündete sich eine Zigarette an. »Du hattest recht«, gab er leise zu. »Draußen stehen ihre drei Schießhunde und haben den Eingang im Blick.«
    Peskow atmete erleichtert auf. »Was hatte ich gesagt? Willst du mir jetzt zuhören?«
    Der andere setzte sich mit verschränkten Armen hin. »Die Schlampe hält sich wohl für schlauer als Esteban Garrincha!«, zischte er.
    »Ich biete dir einhunderttausend Euro«, sagte der Russe. »Du machst einen Anruf und teilst der Person, die abnimmt, den Ort mit, an den das Geld geliefert werden soll. Sobald du es hast, leihst du mir dein Handy für eine Minute.«
    »Und wo ist der Haken?«
    »Es gibt keinen. Ich weiß nicht, wo ich hier bin, ich kann keinerlei Informationen geben, um dich zu linken. Du behältst alle Fäden in der Hand.«
    Garrincha legte den Kopf schräg und musterte seinen Gefangenen. »Was bist du eigentlich für einer?«
    »Ich bin einer, der kluge Leute reicher macht.«
    »Und was will die Frau von dir?«
    »Ich soll ihr helfen, ein paar hiesige Politiker, Banker und Bauunternehmer hinter Gitter zu bringen. Alles Leute, die nützlich und sehr, sehr dankbar sein können.«
    Einhunderttausend Euro. Die Drogen, die Garrincha besaß, hatten einen Marktwert von vier Millionen, doch so, wie die Dinge sich entwickelten, wäre das schon einmal bequem verdientes Geld. Diese Schlampe von Kommissarin hatte vorausgesetzt, dass es dem Russen gelingen würde, ihn zu bestechen, folglich musste sie für diesen Fall auch geplant haben, ihn fertigzumachen. Der Russe hingegen versprach ihm Kontakt zu Leuten, die wirklich zählten.
    »Ist gut. Aber du bleibst hier.«
    »Eine Minute. Mehr brauche ich nicht, eine Minute.«
    Der Paraguayer nahm sein Handy. »Wie ist die Nummer?«Grisonis Bande kam mit einem Umzugswagen der Firma »Déménagements Gémenos«. Die Männer trugen graue Overalls und Schirmmützen, die den oberen Teil ihrer Gesichter verbargen. Sie sahen aus wie Komparsen in einem Film aus den Fünfziger Jahren. Armand betrat den Eingangsflur des Hauses, gefolgt von Ange und den anderen Männern. Die vier letzten schoben große Kisten auf Laufrädern. Die Concierge

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