Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Schule. Also blieb nur Laufen oder der Bus. Sie hatte sich für den Schulbus entschieden, war aber die einzige ältere Schülerin als Fahrgast gewesen.
„Mit dem Bus“, sagte sie leise.
„Ich würde dir ja anbieten, dich zu fahren, aber ich muss wegen dem Footballtraining immer früher da sein.“
Das würde er für sie tun?
„Meine Mutter hat Annie hergebracht“, erklärte er.
„Ich kann meine Großmutter schlecht darum bitten.“
Er nickte zustimmend. „Ich denke drüber nach. Ein Freund von mir wohnt nicht allzu weit von dir entfernt. Wenn du Mike Benzingeld anbietest, wird er dich bestimmt abholen.“
Courtney lächelte erfreut. Sie war erleichtert und ein bisschen erstaunt über ihr Glück. Das war eine perfekte Lösung, und sie würde diesem Jungen zahlen, was er verlangte. Sie sparte sich auf diese Weise nicht nur die Demütigung, den Bus nehmen zu müssen, sondern hatte auch gleichzeitig die Gelegenheit, jemanden kennenzulernen.
Als sie die Cafeteria betraten, erwartete sie, dass Andrew zu seinen Freunden gehen würde. Stattdessen stellte er sich mit ihr in die Warteschlange vor der Essensausgabe.
„Du siehst übrigens sehr gut aus“, bemerkte er.
Sie hatte in diesem Sommer hart an ihrer Figur gearbeitet, und es freute sie, dass ausgerechnet er bemerkte, wie schlank sie geworden war. „Danke. Du aber auch.“
„Das ist das Footballspielen“, erklärte er. „Ich werde jedes Jahr breiter.“ Er stellte sein Tablett hinter ihrem ab. „Ich werde mit Mike reden und sage dir heute Abend Bescheid.“
„Cool.“
Sie wählte einen Chefsalat mit fettarmem Dressing und verzichtete auf Limonade. Stattdessen nahm sie eine Flasche Wasser. Wenn es einen Preis für Charakterstärke gäbe, müsste sie den erhalten, fand sie in dem Moment.
„Court!“, rief Annie und kam zu ihr gerannt, nachdem Courtney ihren Salat bezahlt hatte. „Komm mit, ich stelle dir meine Freundinnen vor.“
„Ist gut.“ Sie folgte Annie, dann fiel ihr ein, dass sie Andrew zurückgelassen hatte. Sie drehte sich um, hielt ihr Tablett mit beiden Händen hoch und sagte: „Wir reden später, ja?“
„Später, ja.“ Er nickte und lief quer durch den Raum, um sich zu einer Gruppe aus der Abschlussklasse zu setzen.
„Er sucht jemanden, der mich zur Schule mitnehmen kann“, berichtete Courtney ihrer Freundin sofort, weil sie die Neuigkeit nicht länger für sich behalten konnte.
„Mom hat ihn gebeten, sich darum zu kümmern“, erwiderte Annie. So viel dazu, dachte Courtney und versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Bethanne war dafür verantwortlich. Na ja, es konnte ihr ja eigentlich auch egal sein. Statt sich darüber aufzuregen, dass Andrew die Idee nicht selbst gehabt hatte, sollte Courtney dankbar sein – das war sie auch. Nur eben nicht ganz so glücklich wie vorher.
„Annie!“, rief ein Mädchen. „Hier!“
Annie zögerte. Als sie auf das Mädchen zuging, hatte Courtney den Eindruck, als passte ihrer Freundin irgendwas nicht. Courtney folgte ihr zu dem Tisch, an dem zwei stark geschminkte Schülerinnen saßen. Sie hatten zahlreiche Piercings an den unterschiedlichsten Stellen und trugen hauptsächlich Schwarz. Courtney fühlte sich völlig fehl am Platz. Annies Freundinnen wiederum beäugten sie, als wäre sie ein Alien.
„Das ist Courtney“, stellte sie Annie vor. „Wir haben uns im Sommer kennengelernt. Tina und Shyla.“ Sie zeigte erst auf die eine, dann auf die andere.
„Hallo“, sagte Courtney.
„Hallo.“ Shyla lächelte, Tina nicht.
„Wirst du dich als Cheerleader bewerben?“, erkundigte sich Tina, die schwarze Lederklamotten trug. Ihre Nase war an fünf verschiedenen Stellen gepierct.
Dass die Freundinnen von Annie fanden, sie wäre schlank genug, um in diese Gruppe zu passen, war ein Kompliment. Aber sie wusste, dass es nicht so gemeint war.
„Eigentlich nicht.“
Annie sah die beiden mit gerunzelter Stirn an. „Courtney ist meine Freundin. Kommt schon, Mädels, sie ist neu hier.“
Tina wandte sich von Courtney ab und starrte Annie an. „Wir haben in letzter Zeit nicht viel von dir gesehen.“
„Ich war ziemlich beschäftigt“, entgegnete Annie.
„Mit Courtney?“, wollte Shyla wissen.
Annie kniff die Augen zusammen. „Ja, was dagegen?“
„Vielleicht wird es Zeit, dass du entscheidest, wer deine Freundinnen sind“, schlug Tina vor, „entweder solche wie die oder wir. Wenn du der Cheerleadertyp sein willst, brauchst du nur Bescheid zu
Weitere Kostenlose Bücher