Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Tür zu ihrem Zimmer ein wenig zu heftig schloss. Obwohl sie wütend war, hatte Elise nicht beabsichtigt, ihm die Tür an den Kopf zu werfen. Sie lehnte sich mit der Schulter dagegen, fühlte sich zu schwach, um ohne eine Stütze zu stehen.
Er lief draußen im Flur auf und ab, sie hörte seine Schritte. „Ich bitte dich nur, mir zuzuhören. Bitte, Liebling, hör einfach nur zu.“
Sie schloss die Augen. Seit kurz vor der Scheidung hatte er sie nicht mehr Liebling genannt.
„Ich liebe dich, Elise. Ich weiß, du glaubst mir nicht, das kann ich dir nicht mal verübeln, aber es ist wahr.“
Diese Erklärung kam ihr nur allzu bekannt vor. Unfähig, sich zurückzuhalten, riss sie die Tür auf. „Ich glaube dir, dass du mich liebst“, sagte sie ganz ruhig. „Aber die Karten liebst du mehr.“ Er verzog schmerzhaft das Gesicht, und sie fürchtete, seine Mimik war ein Spiegel ihrer eigenen Empfindungen. Sie musste wegsehen und schloss die Tür wieder.
„Nein, nein, du musst mir glauben“, flehte er. „Ich tu es für dich.“
Elise starrte die Tür an. Auch das war eine bekannte Entschuldigung für sie. Niemals spielte er für sich. Es war nie das, was
er
wollte. Das bisschen Zeit, das ihnen geblieben war, hatte er immer mit Versprechungen vergeudet. Es waren immer leere Versprechungen gewesen.
Bestimmt hatte er über die Jahre eine ausreichende Menge an Geld gemacht – um den Pflichten seiner Tochter gegenüber nachzukommen, um zu reisen –, doch sie war sicher, dass er weit mehr verloren als gewonnen hatte. Das war bei Spielern allgemein so üblich.
„Heute Nachmittag war ich tatsächlich beim Pokern“, gab er zu. „Ich wollte erst mit dir darüber reden, aber ich wusste, dass du wütend werden würdest. Du hast dann diesen … Blick, der mich vollkommen fertigmacht. Bei dem ich das Gefühl bekomme, ich hätte dich wieder enttäuscht. Das hätte ich nicht ertragen.“
Aber es hatte ihn auch nicht davon abgehalten.
„Ich habe die Socken getragen, die du mir gestrickt hast, und habe mich dir während des ganzen Spiels so nahe gefühlt. Sie haben mir Glück gebracht.“
Elise wünschte, sie hätte doch lieber David die Strümpfe geschenkt, so wie es ursprünglich geplant gewesen war.
„Ich habe das Turnier gewonnen“, sagte er triumphierend.
Sie weigerte sich, darauf zu reagieren. Gewinnen war sicher das Schlimmste, was hatte passieren können. Es machte die Lage nur noch aussichtsloser. Maverick fühlte sich dadurch bestimmt nur ermutigt. Er würde mehr und mehr einsetzen, bis er wieder alles verlor, seinen Stolz eingeschlossen. In all diesen Jahren hatte sie ihn zu oft erlebt, wenn er verloren hatte, deprimiert und vollkommen am Boden.
„Willst du wissen, wie viel ich gewonnen habe?“
„Nein!“
„Das waren meine Glückssocken“, rief er durch die geschlossene Tür.
Sie wollte nichts mehr hören und schaltete den Fernseher ein, übertönte damit seine Stimme. Sie bekam nicht mit, wann er sich zurückzog, stellte aber zehn Minuten später fest, dass er gegangen war.
Aurora beobachtete sie genau, als Elise in die Küche kam. Sie legte eine gute Vorstellung hin, wie sie selbst fand. Glücklicherweise hatte Maverick das Haus verlassen, doch sie nahm an, dass er zum Dinner wiederkommen würde.
„Dad hat mich gebeten, mit dir zu reden“, sagte Aurora. Elise deckte den Tisch für das Abendessen. Sie stellte auch für Maverick einen Teller hin. Ihre Tochter hätte zu viele Fragen gestellt, wenn sie das nicht getan hätte. David saß im Wohnzimmer und las die Zeitung, die Jungs spielten hinten im Garten.
„Er spielt wieder“, sagte Elise für den Fall, dass Aurora nicht Bescheid wusste.
„Ich weiß.“
„Wie lange geht das schon?“ Plötzlich befürchtete sie, dass ihre Tochter an dem Betrug teilgehabt hatte.
Aurora sah sie an. „Soweit ich weiß, war es heute das erste Mal, seit er hier ist.“
„Hör zu, Aurora“, sagte Elise außer sich und packte ihre Tochter bei den Schultern. „Dein Vater ist spielsüchtig.“
„Er ist ein professioneller Spieler“, sagte Aurora tonlos. „Ja, ich gebe zu, er kann sich davon mitreißen lassen, aber er liebt es.“
Elise ertrug es kaum, dass ihre eigene Tochter das Problem nicht verstand oder verstehen wollte. „Spielen ist eine Suchtkrankheit – ähnlich wie Alkoholismus oder Drogenkonsum –, und es wirkt sich genauso zerstörerisch auf eine Beziehung und die Familie aus.“ Sie wollte sie daran erinnern, dass Mavericks Liebe zum
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