Die Maschen des Schicksals (German Edition)
weiß nicht, was ich machen soll.“
Wenn Elise das Geld gehabt hätte, hätte sie es ihr geliehen. Irgendwie fühlte sie sich ein bisschen verantwortlich. Das mit dem Party-Service war immerhin ihre Idee gewesen, und sie war so stolz, weil Bethanne Erfolg damit hatte.
„Wie kann ich dir helfen?“, fragte sie.
Bethanne brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. „Indem du mir einfach nur zuhörst“, flüsterte sie. „Ich … ich bewundere dich so sehr und bin wirklich froh, dich kennengelernt zu haben.“
„Mich?“ Elise errötete bei diesem Kompliment. Sie hatte nichts weiter getan, als Bethanne zu ermutigen. Elise war selbst eine alleinerziehende Mutter gewesen, sie wusste, was für Schwierigkeiten das bereitete.
„Ach, Elise, du bist so eine gute Freundin.“
Jetzt war es an ihr, die Fassung zu verlieren. Natürlich hatte sie in den letzten Jahren Freundinnen gehabt, doch auch feststellen müssen, dass diese Beziehungen oberflächlich waren. Es tat nicht wirklich weh, sich von ihnen zu trennen. Mit dieser Handarbeitsgruppe war es aus irgendeinem Grund anders. Sie hatte ihre Zurückhaltung nach und nach abgelegt, sich sogar dabei ertappt, wie sie über Maverick redete. Natürlich hatte sie den anderen nichts von ihrer sexuellen Beziehung gesagt, das war zu intim. Doch sie konnte sich vorstellen, dass die Frauen sich das schon dachten, obgleich Elise bis vor Kurzem kaum einmal Mavericks Namen erwähnt hatte.
„Ich habe etwas Wunderbares über Lydia erfahren“, sagte Bethanne. „Sie hat mir mal erzählt, dass sie niemandem auch nur einen Cent schulden würde. Darauf war sie ziemlich stolz. Sämtliche Ware in ihrem Laden ist bezahlt, und bevor sie diesen Kredit aufnahm, war sie vollkommen schuldenfrei.“
Elise nickte. Sie konnte es nur gutheißen, wenn man gleich für das bezahlte, was man haben wollte. Zu viele junge Leute hatten Schulden. Es schien zu einfach, die Kreditkarte zu benutzen und später zu bezahlen. Nur dass die Schulden schneller anwuchsen, als die meisten erwarteten. Sie hatte es bei ihrer eigenen Tochter und ihrem Schwiegersohn gesehen, hatte sie so vorsichtig wie möglich gewarnt und sich dann herausgehalten.
„Ich wollte Lydia nicht fragen, warum sie einen Kredit benötigte. Aber später hat mich Margaret beiseite gezogen und mir gesagt, Lydia hätte ihr das Geld geschenkt.“
Das überraschte Elise. Nicht dass Lydia ihrer Schwester Geld gegeben hatte, sondern dass Margaret so ohne weiteres darüber redete.
„Ich glaube, sie hatte Mitleid mit mir und wollte mir Mut machen. Und ich glaube, sie wollte mir damit zeigen, was für eine wundervolle Schwester sie hat“, sagte Bethanne.
„Margaret brauchte das Geld?“
Bethanne nickte. „Sie erzählte mir, dass ihr Mann die letzten sechs Monate keine Arbeit hatte und sie mit den Hypothekenzahlungen im Rückstand waren.“
„Gott segne Lydia“, flüsterte Elise.
„Und ihr geht es so schlecht“, fügte Bethanne hinzu.
„Ihre Mutter ist jetzt in einem Heim.“
„Jetzt schon?“ Das Letzte, was Elise gehört hatte, war, dass Margaret und Lydia sich nach betreuten Wohnmöglichkeiten umsahen.
„Sie soll da nicht länger als ein, zwei Wochen bleiben“, sagte Bethanne, „aber es ist teuer, auch als Zwischenlösung.“
„Im Moment scheint es finanziell um uns alle nicht so gut zu stehen, was?“
„Ich hoffe bloß, dass ich in den nächsten Monaten überleben kann.“
„Das wirst du schon“, sagte Elise. „Dein Geschäft läuft einfach zu vielversprechend, und das wird die Bank auch noch merken.“
„Meinst du wirklich?“
„Ich bin ganz sicher.“
Bethanne starrte auf den Teppich, dann seufzte sie laut. „Ich würde dir zu gerne glauben.“
„Hast du jemanden gefunden, der dir bei der Buchführung hilft?“, erkundigte sich Elise, um zum praktischen Teil zu kommen.
Die jüngere Frau nickte. „Paul ist so nett und wird alles mit mir durchgehen.“
Es klingelte, und bevor Elise noch etwas dazu sagen konnte, kam Maverick herein und sah so gut gelaunt wie nie aus. Ihr Herz klopfte heftig. Er blickte von Elise zu Bethanne und dann wieder zurück.
„Ich komme besser ein andermal wieder“, sagte er.
Sie wollte schon protestieren, aber Bethanne kam ihr zuvor.
„Nein, bitte gehen Sie nicht. Ich verabschiede mich jetzt. Eigentlich war ich nur hier, um mit einer Freundin zu reden. Elise sollte mir nur versichern, dass ich keine Versagerin bin.“
Sie stand auf, und Elise brachte sie zur Tür. Bevor Bethanne
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