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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Klimaanlage, nur um lässig einen Arm hinauslehnen zu können. Er drehte das Radio laut und ergötzte sich an den Blicken der Passanten. Es gefiel ihm, Aufmerksamkeit zu erregen.
    Claire fragte sich, was er dabei empfand, wenn Frauen ihn anlachten. Er schaute jedenfalls nicht desinteressiert weg, wenn sie auf dem Gehsteig standen und wegen ihm ihre Gespräche unterbrachen, sondern grinste frech zurück. Was hatte er davon? War das Interesse der Frauen eine Bestätigung für ihn, dass er attraktiv war?
    Ihr könnt gucken, wie ihr wollt, rief Claire ihnen stumm zu, er liebt meinen Bruder. Pech gehabt!
    Sie hatte das Beifahrerfenster nur einen Spaltbreit heruntergefahren und bemerkte jetzt erst die Gewittertierchen auf der Scheibe. Ihr Blick ging zum Himmel. Er hatte sich über Nacht zugezogen. Die Schwüle war beinahe unerträglich.
    Es sah nach einem Wetterumschwung aus. Ein Gewitter drohte. Keine guten Aussichten.
    Howard brachte sie zum Krankenzimmer ihres Noch-Ehemanns. „Ich lasse euch alleine. Die Kollegen haben seine Aussage schon aufgenommen. Ich warte hier draußen, bis Todd dich abholen kommt.“
    „Danke.“ Claire klopfte leise an und trat ein.
    Als Morris sie sah, verfinsterte sich sein Gesicht.
    Er lag in einem Dreibettzimmer, aber eins der Betten war unbenutzt, das andere zwar durchwühlt, aber leer. Morris’ schlechte Laune war offensichtlich. Nun saß er in Ohio fest und konnte seine Geschäfte nicht im Auge behalten. Außerdem hasste er Krankenhäuser. „Da drinnen wird man erst richtig krank“, pflegte er zu sagen. „Eine Brut von Bazillen.“ Claire ahnte, dass er seine miese Laune an ihr auslassen würde, und wappnete sich.
    Sie bemühte sich um ein Lächeln und setzte sich auf die Bettkante. Betont sanft sprach sie: „Wie geht es dir?“ Sie bot ihm ihren Kaffee an, doch er ignorierte den hingehaltenen Becher.
    „Wie soll es mir schon gehen? Ich wurde angefahren“, zeterte er und deutete auf seine Halskrause.
    Er zog die Decke beiseite, sodass Claire sein mitgenommenes Bein sehen konnte. Es schimmerte in Grün, Blau und Rot, war jedoch nicht gebrochen, und da er noch in der Lage war zu meckern, konnte sein Zustand nicht schlimm sein.
    „Bist du etwa wütend auf mich?“, fragte sie, und ihre Stimme troff vor Unverständnis. „Was kann ich dafür …?“
    Barsch fiel er ihr ins Wort. „Mit was für einem Kerl hast du dich eingelassen? Du findest, ich habe dich mies behandelt, weil ich fremdgegangen bin? Ich kann dir eins flüstern, Claire, mit wem auch immer du dich über mich hinwegtröstest, er wird dir noch übel mitspielen.“
    Konsterniert schaute sie auf ihn hinunter, denn er lag mehr im Bett, als dass er saß, obwohl das Kopfteil erhöht war. „Ich habe keine Ahnung, von wem du sprichst.“
    „Von deinem Neuen. Kein Wunder, dass du mir keine zweite Chance eingeräumt hast. Du vergnügst dich ja schon mit einem anderen.“ Er machte eine wegwerfende Geste und verzog angewidert sein Gesicht.
    Sie drehte den Pappbecher in ihrer Hand hin und her. „Glaub es mir oder glaub es mir nicht, aber ich habe keinen neuen Freund. Es gibt noch nicht einmal einen Mann, mit dem ich mich auf ein Bier treffe.“
    Mürrisch blickte er vor sich hin. Er sah zerrupft und eingeschnappt aus. Seine Haare standen wirr vom Kopf ab. Er hatte einen Bluterguss an der Schulter, der sich über den Hals bis zu seinem Ohr erstreckte. Durch das Weiß des Krankenhaushemds wirkte der blaue Fleck noch blutunterlaufener.
    „Ich glaube dir wirklich nicht“, meinte er schließlich. „Der Typ hat mir gedroht. Er hat mir gesagt, ich soll mich von dir fernhalten, und das hätte er bestimmt nicht getan, wenn er nichts mit dir am Laufen hätte.“
    Claire brauchte eine Weile, um die Worte zu verdauen. „Willst du damit behaupten, der Mann hätte dich vorsätzlich angefahren?“
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an und nickte.
    „Hast du der Road Patrol gesagt, dass es kein Unfall, sondern Absicht war?“, wollte sie aufgeregt wissen. Sie legte die Hand auf seinen Unterarm, aber er zog ihn weg.
    „Nein, und das werde ich auch nicht.“ Morris richtete sich auf, um näher an sie heranzukommen, und flüsterte: „Dein neuer Liebhaber geht über Leichen für dich. Ich will nur noch zurück nach New York und meine Ruhe haben. Als Erstes werde ich die Scheidungspapiere einreichen.“ Dann ließ er sich ins Kissen zurückfallen.
    „Du spinnst doch“, war alles, was sie herausbrachte.
    Claire war völlig durch den

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