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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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holen. Aber nicht wegen seines großen Plans. Der Grund war ganz eigennützig. Er wollte wenigstens die restlichen Tage oder Wochen eng mit ihr zusammen sein – bevor die Bombe platzte.

29. KAPITEL
    Bin ich derart blind, fragte sich Claire, als sie Morris’ Krankenzimmer verließ und den Gang entlangschritt, um nach Howard Ausschau zu halten. Alle Welt sah in Vali den Teufel. Weil er aller Welt den rücksichtslosen, eiskalten Teufel vorspielte. Nur bei ihr zeigte er Gefühle – Sanftheit und Verletzlichkeit.
    Natürlich hieß sie es nicht gut, dass er Morris’ Wagen gerammt hatte, aber es war nichts wirklich Schlimmes passiert. Der Unfall hatte eine Warnung sein sollen, nicht mehr und nicht weniger. Hätte Vali Morris etwas antun wollen, hätte er andere Möglichkeiten gehabt. Sie dachte mit Herzklopfen an seine Handfeuerwaffe.
    Trotzdem war es falsch gewesen, dass er sich in ihre Angelegenheiten einmischte. Hätte er gewusst, dass sich Morris auf dem Heimweg befand, hätte er ihn ungeschoren davonkommen lassen.
    Plötzlich blieb sie stehen. Vor ihr lungerte Howie an der Theke herum, hinter der die Stationsschwestern ihr Büro hatten. Er lehnte sich mit einem Arm auf den Tresen, seine freie Hand lag auf dem Hintern einer der Schwestern und spielte mit den Spitzen ihrer braunen Haare, die bis zu ihrem Gesäß reichten.
    Da er mit dem Rücken zu Claire stand, hatte er sie nicht kommen sehen und bemerkte sie erst, als die Schwester in ihre Richtung nickte. Sie begrüßte Claire und zog sich in einen kleinen Raum zurück, der an das offene Büro angrenzte, wahrscheinlich, damit Claire und Howie ungestört reden konnten.
    Claire ging zu ihm.
    Er schenkte ihr ein offenes Lächeln. „Das ist Valery, eine Freundin von Melissa. Wir kennen uns schon ewig, sind fast wie Bruder und Schwester.“
    Vielleicht hatte seine Hand auch nur auf ihrer Hüfte geruht, Claire konnte es nicht mehr genau sagen. Eine freundschaftliche Geste. Valery war weder errötet, noch hatte sie die Flucht ergriffen, sondern saß, wie Claire nun sehen konnte, in der Kammer gleich nebenan, offensichtlich dem Pausenraum, nippte an ihrer Coke und las ein Buch. Oder versuchte Howie sein Macho-Image in der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten?
    Bevor sie ihm sagen konnte, dass er zu seiner Homosexualität stehen solle, weil er und ihr Bruder sich doch liebten und schon so lange ein heimliches Paar waren, dass es Zeit war, auch öffentlich dazu zu stehen, klingelte Howards Mobiltelefon.
    Er meldete sich und formte mit seinen Lippen lautlos: „Todd.“
    „Er möchte, dass du mithörst“, erklärte er nach einer kurzen Weile, die er schweigend zugehört hatte. „Val, können wir irgendwo ungestört telefonieren?“
    Die Krankenschwester kam aus dem Raum und deutete auf den Platz, auf dem sie gesessen hatte. „Tauschen wir einfach.“
    Während sie zurück an den Tresen ging, zogen Claire und Howie sich in den Pausenraum zurück, der nicht viel größer als eine Abstellkammer war. Sie schlossen die Tür hinter sich und nahmen am Tisch Platz. Es duftete nach Kaffee, der gerade durch die Maschine lief, die gegenüber auf einer Arbeitsplatte neben der Mikrowelle stand. Der Raum war so spartanisch und kühl eingerichtet, dass das Klinikmanagement davon ausgehen konnte, dass die Schwestern garantiert nicht zu lange Pause machten.
    Howard stellte den Lautsprecher an und legte sein Handy auf den Tisch. „Wir sind ganz Ohr.“
    „Tut mir leid, dass ich noch nicht bei dir bin, Claire, aber die Ereignisse überschlagen sich“, sagte Todd. Er klang besorgt und in Eile.
    „Schon gut.“ Claire war nicht wohl bei dem Gedanken, dass er sie bei dem Telefonat dabeihaben wollte. Das ließ nichts Gutes erahnen.
    Er biss in irgendetwas und sprach mit vollem Mund: „Der Jeep, der mit Morris’ Leihwagen kollidiert ist, wurde gefunden. Der Fahrer hat ihn auf einem stillgelegten Werksgelände abgestellt.“
    „Wie wurde er dort entdeckt?“ Claire neigte sich zum Telefon, als könnte ihr Bruder sie dadurch besser hören.
    „Ein glücklicher Zufall.“ Sie hörten Todd den Bissen herunterschlucken. „Der Besitzer des Geländes, Vito Corleon – wie in dem Film ‚Der Pate‘, nur ohne E am Ende – führte ein Paar aus England über die Anlage …“ Blätterrascheln war zu hören, als würde er in einem Notizblock suchen. „Ethan Woodridge und seine Frau Christeena. Sie organisieren exklusive Partys in Großbritannien und möchten bald ihren ersten Event in den USA

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