Die Maske des Meisters
Hose. Lächelnd bückte er sich nach Claires Höschen. Er hielt es nah an sein Gesicht und roch daran, während er Claire anschaute. Doch sie konnte seinen Blick nicht deuten, da es mittlerweile zu dunkel im Schrankenwärterhäuschen war. Sie spürte nur eins: Ihre Lust war zwar befriedigt, doch das Prickeln in ihrem Bauch war noch lebendig. Es hatte nur indirekt etwas mit Erregung zu tun. Es war Begehren, ja, aber dieses Verlangen ging über Sex hinaus.
Ich will dich, wollte sie gerade sagen, doch er kam ihr zuvor.
„Komm“, forderte er sie auf und reichte Claire ihren Slip, „ich bring dich nach Hause.“
Sie hielt den Fetzen hoch und krauste ihre Stirn.
„Nimm ihn mit“, bat er. „Wir sollten keine Spuren hinterlassen.“ Sein Blick glitt zum Steakmesser hinüber. Er zog es aus dem Balken.
Claire spürte, dass ihre eigene Feuchtigkeit ihre Beine hinunterfloss. Rasch wischte sie die Feuchte mit dem zerrissenen Höschen auf, denn sollte auch nur ein einziger Tropfen den Boden berühren, würde die Spurensicherung des Sheriff’s Departments ihn entdecken und anhand der DNA nachweisen können, dass sie an diesem Ort Sex gehabt hatte. Einem Verhör würde Claire nicht standhalten, ihr Lügengebilde würde zusammenbrechen und die beiden Entführungsopfer in akute Gefahr bringen. Aber Cynthia und Libby waren nicht hier, sie waren niemals an diesem Ort gewesen. Weshalb sollten die Hilfssheriffs das Häuschen also auf den Kopf stellen?
Claire ließ sich von Vali an der Hand aus dem Haus führen. Im Wald war es düster, doch als sie zum Maisfeld kamen, sahen sie, dass sich der Himmel noch nicht schwarz gefärbt hatte. Die Sonne war zwar untergegangen, beleuchtete jedoch mit einigen restlichen Strahlen den Horizont. Grillen zirpten um die Wette. Es lag eine trügerische idyllische Ruhe über Oakwood.
Valis Balaklava beunruhigte sie immer noch. Er sah gefährlich damit aus. Claire versuchte, ihm ihre Hand zu entreißen, doch er hielt sie fest.
„Du brauchst mich nicht zu begleiten.“
„Es lungern eine Menge zwielichtiger Typen herum“, sagte er amüsiert.
„Danke, aber ich wurde schon überfallen.“
„Man sollte sein Schicksal nicht ausreizen.“ Er reichte ihr das Steakmesser. „Ehrlich, Claire, ich habe dich nicht nur verfolgt, sondern dich auch beschützt. Die Hitze macht alle verrückt.“
Skeptisch betrachtete sie ihn von oben bis unten. „Damit hast du wohl recht.“
„Bei mir sind es andere Gründe“, murmelte er und schob sie weiter.
Während sie über den Pfad spazierten, der zwischen den hohen Maispflanzen hindurchführte, betrachtete sie ihn von der Seite und wünschte sich, sein Gesicht sehen zu können. Vielleicht hätte sie an seiner Miene ablesen können, was ihn bedrückte. „Möchtest du darüber reden?“
Das Haus von Todd kam in Sichtweite, und Vali blieb stehen. „Mit dir?“ Er klang mit einem Mal abfällig.
„Ach nein, ich bin ja die Schwester von einem deiner Jäger“, zischte sie aufgebracht. „Dein nächstes Opfer. Du kannst keinesfalls das Risiko eingehen und dich mir öffnen, weil ich dir dann womöglich später nicht ins Netz gehen würde, Ase.“
Plötzlich zog er sie ruckartig zu sich. Er drückte sie eng an seinen Körper, hielt ihren Hinterkopf fest, indem er seine Hand in ihren Haaren vergrub, und küsste sie hart und unnachgiebig. Er presste seine Lippen auf ihre. Atemlos war sein Kuss, voller Verzweiflung und Begehren.
Claire stieß sich halbherzig an seinen Schultern ab, denn er schmeckte so köstlich und sie genoss seine Nähe trotz allem. Sie liebte seine sanfte Seite, mochte seine raue ebenfalls, aber sein Geheimnis stand zwischen ihnen.
Überrascht, dass sie keinen Widerstand mehr leistete, gab er sie frei.
„Du kennst Ase gar nicht, hast ihn niemals zu Gesicht bekommen oder ihn gespürt, auch heute Abend nicht. Es war immer ich, der dich geliebt hat, immer dein Vali, ob behutsam oder kraftvoll, du warst niemals bisher auch nur eine einzige Sekunde in Gefahr.“ Er presste seine Lippen aufeinander, als würde er um Beherrschung ringen. „Du kennst weder Vali und Ase noch den Mann hinter den vielen Masken. Daher wage ja nicht über mich zu urteilen, Claire.“
Er dreht sich um und verschwand wieder im Corn Forest.
Mit feuchten Augen sah sie ihm hinterher, bis die Dunkelheit ihn verschluckte. Etwas quälte ihn, das war offensichtlich. Es machte den Anschein, dass er es satthatte, sich zu verstecken und die Maskerade aufrechtzuerhalten. Aber
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