Die Masken der Niedertracht
entwickelt, besser als andere die perversen Ansätze einer Verbindung herauszuspüren.
Bei denen, die im Unternehmen gequält wurden, wird der Umfang der langfristigen Folgen oft erst wahrgenommen, wenn es ihnen nach einer langen Zeit, während der sie krankgeschrieben waren, besser zu gehen scheint und man ihnen nahelegt, die Arbeit wieder aufzunehmen. Dann sieht man die Symptome wieder auftauchen: Krisen der Angst, Schlaflosigkeit, trübe Gedanken. Der Patient gerät in eine Spirale: Rückfall, erneutes Krankgeschriebenwerden, Wiederaufnahme, Rückfall ..., was zum Ausscheiden aus dem Arbeitsleben führen kann.
Es geschieht auch, daß das Leben bei diesem Trauma stehenbleibt, wenn es den Opfern nicht gelingt, sich von dem beherrschenden Einfluß zu lösen: Die Lebenskraft ist stumpf geworden, die Lebensfreude schwindet, und jede persönliche Initiative wird unmöglich. Sie verharren in der Klage darüber, im Stich gelassen worden zu sein, betrogen, verhöhnt. Sie werden verbittert, empfindlich, reizbar, ziehen sich vom gesellschaftlichen Leben zurück in bittere Grübeleien. Diese Opfer käuen wieder, und ihre Umgebung erträgt das schlecht: «Das sind alte Geschichten, Du solltest an etwas anderes denken!»
Dennoch fordern die Opfer, sei es in den Familien oder den Unternehmen, selten Rache. Sie verlangen vor allem nach Anerkennung dessen, was sie durchgemacht haben, selbst wenn es niemals möglich ist, eine Ungerechtigkeit vollständig wiedergutzumachen. An der Arbeitsstelle geschieht diese Wiedergutmachung in Form einer finanziellen Entschädigung, die aber das erduldete Leid in keiner Weise ausgleichen kann. Von einem wirklich perversen Aggressor Gewissensbisse oder Bedauern zu erwarten ist vergeblich. Das Leid der anderen ist ohne jede Bedeutung. Sollte es Reue geben, so kommt sie von der Umgebung, von denen, die stumme Zeugen oder Mittäter waren. Sie allein sind in der Lage, ihr Bedauern auszudrücken und damit sogar der Person, die zu Unrecht verhöhnt wurde, ihre Würde wiederzugeben.
10. Praktische Ratschläge für
Paare und Familien
Gegenüber einem Perversen gewinnt man niemals. Bestenfalls kann man etwas über sich selbst lernen.
Für das Opfer ist die Versuchung groß, zu seiner Verteidigung zu den gleichen Mitteln Zuflucht zu nehmen wie der Aggressor. Wenn man sich aber in der Position des Opfers befindet, dann heißt das, daß man eben der weniger Perverse von beiden ist. Man kann sich kaum vorstellen, wie sich das umkehren könnte. Man muß strikt davon abraten, sich der gleichen Waffen wie der Gegner zu bedienen. Das Gesetz ist die einzige Zuflucht.
Erkennen
In der ersten Zeit geht es für das Opfer darum, das perverse Vorgehen zu erkennen, das darin besteht, ihm die gesamte Verantwortung für den ehelichen oder familiären Konflikt aufzubürden, und dann das Problem «mit kühlem Kopf» zu analysieren und dabei die Schuldfrage beiseite zu lassen. Zu diesem Zweck muß es sein Ideal von unbedingter Toleranz aufgeben und anerkennen, daß jemand, den es liebt oder geliebt hat, eine Persönlichkeitsstörung aufweist, die ihm gefährlich wird, und daß es sich davor schützen muß. Die Mütter müssen lernen, die Personen zu erkennen, die unmittelbar oder mittelbar Gift für ihre Kinder sind, was nicht leicht ist, wenn es sich um einen nahen Angehörigen handelt.
Man schützt sich erst dann, wenn man dem beherrschenden Einfluß entkommen ist; wenn man bereit ist, sich einzugestehen, daß der Aggressor, egal welche Gefühle man ihm entgegengebracht hat oder noch entgegenbringt, gefährlich ist, weil er einem Böses will.
Wenn das Opfer das perverse Spiel nicht mehr mitspielt, löst das beim Aggressor übersteigerte Gewalt aus, die ihn dahin bringen wird, einen Fehler zu begehen. Von da an kann man sich auf die Strategien des Perversen stützen, um ihn in seiner eigenen Falle zu fangen. Soll das heißen, daß man auch perverse Machenschaften benutzen soll, um sich zu verteidigen? Gerade das ist die Gefahr, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Da es das Endziel eines Perversen ist, den anderen zu verderben, ihn dahin zu bringen, daß auch er sich so «mies» benimmt, besteht der einzige Triumph darin, nicht wie er zu werden und nicht im Gegenzug anzugreifen. Aber es ist wichtig, seine Taktiken zu kennen und seine Vorgehensweise, um seine Aggressionen zu vereiteln.
Wird man von einem seelisch Perversen gequält, so lautet die Grundregel: aufzuhören, sich zu
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