Die Masken der Niedertracht
rechtfertigen. Die Versuchung ist groß, da ja die Reden des Perversen gespickt sind mit Lügen, die er wider Treu und Glauben vorbringt. Jede Erklärung oder Rechtfertigung kann nur dazu führen, daß das Opfer sich noch mehr verstrickt. Jede Ungenauigkeit, jeder Irrtum, auch wenn er in gutem Glauben geschah, kann als Waffe verwendet werden. Von dem Augenblick an, da man in die Schußlinie eines Perversen geraten ist, kann alles zur Anklage werden. Es ist besser zu schweigen.
Für einen Perversen hat der Gesprächspartner von vornherein unrecht, oder zumindest ist alles, was er sagt, verdächtig. Man unterstellt ihm bösartige Absichten, seine Äußerungen können nur Lügen sein. Die Perversen können sich nicht vorstellen, daß man nicht lügen könnte.
Die früheren Entwicklungsstufen des Vorgangs haben dem Opfer vor Augen geführt, daß Dialog und Erklärungen nichts bewirken. Wenn ein Meinungsaustausch stattfinden soll, so muß dies durch Vermittlung eines Dritten geschehen. Im direkten Kontakt ist es besser, sich Zeit zu lassen, um die richtige Antwort zu bedenken.
Wenn nach einer Trennung das Quälen telephonisch weitergeht, kann man immer noch die Nummer wechseln oder die Anrufe mit Hilfe eines Anrufbeantworters aussieben. Was beleidigende oder tendenziöse Post betrifft, so ist es besser, sie von jemand anderem öffnen zu lassen; denn die perversen Briefe träufeln wohldosiert wieder ein bißchen Gift und Leid ein, die das Opfer aufs neue destabilisieren.
Handeln
Sofern das Opfer sich unter dem beherrschenden Einfluß bisher zu versöhnlich gezeigt hat, muß es die Strategie ändern und unbeirrbar handeln, ohne Furcht vor dem Konflikt. Seine Entschlossenheit wird den Perversen zwingen, sich zu entlarven. Jede Veränderung in der Haltung des Opfers löst für gewöhnlich erst einmal eine Steigerung der Aggressionen und Provokationen aus. Der Perverse wird um so mehr versuchen, ihm Schuldgefühle einzureden. «Du kennst wahrhaftig keinerlei Mitleid!» «Man kann nie mit Dir reden!»
Vom gelähmten Opfer muß es zum Spielverderber werden. Indem es die Krise offen ausbrechen läßt, kann es als Aggressor erscheinen, aber das ist eine Rolle, die man auf sich nehmen muß, denn nur von ihr allein kann eine Veränderung kommen. Wie ein Aufbruch, um dem demütigenden beherrschenden Einfluß zu entkommen, läßt die Krise neues Leben aufkommen. Es ist die einzige Möglichkeit einer Lösung oder zumindest einer neuen Ausrichtung. Je länger die Krise hinausgezögert wird, um so schlimmer wird sie ausfallen.
Innerlich widerstehen
Dazu ist es wichtig, Unterstützung zu bekommen. Bisweilen genügt es, wenn ein einziger Mensch Vertrauen zeigt, egal in welchem Zusammenhang, damit das Opfer wieder Selbstvertrauen gewinnt. Dennoch muß man sich in acht nehmen vor den Ratschlägen der Freunde, der Familie und aller Personen, die versuchen, sich als Vermittler einzuschalten; denn die unmittelbare Umgebung kann nicht neutral sein. Sie ist selbst unschlüssig und hin- und hergerissen. Die familiären perversen Aggressionen lassen rasch erkennen, wer die zuverlässigen Freunde sind. Gewisse Personen, die einem nahezustehen schienen, lassen sich manipulieren, gehen in Deckung oder erheben Vorwürfe. Andere verstehen die Lage nicht und wählen die Flucht. Die einzigen brauchbaren «Stützen» sind die, die sich damit begnügen dazusein, anwesend, greifbar, und die nicht urteilen; diejenigen, die – egal was geschieht – sie selbst zu bleiben verstehen.
Die Justiz einschalten
Manchmal läßt die Krise sich nur durch Einschreiten der Justiz lösen. Der fremde Blick erlaubt es, die Dinge klarzustellen und nein zu sagen.
Aber ein Urteil wird einzig und allein auf der Grundlage von Beweisen gefällt. Eine geschlagene Frau kann die Spuren von Schlägen beurkunden lassen; wenn sie sich wehrt, wird man sagen, sie befinde sich in einer Notwehrsituation. Eine gedemütigte und beleidigte Frau kann schwer Gehör finden, weil sie keine Beweise vorzuweisen hat.
Wenn ein Opfer entschlossen ist, sich von seinem aggressiven Ehegatten zu trennen, muß es einen Weg finden, daß die Aggressionen in Gegenwart Dritter stattfinden, die sie bezeugen können. Es muß auch alle schriftlichen Hinweise aufheben, die in diese Richtung gehen. Wenn Verleumdung, Herabwertung, Kaltstellen bewiesen sind, bilden sie Scheidungsgründe. Die telephonische Belästigung ist eine strafbare Handlung: Man kann beim
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