Die Masken der Niedertracht
perverse einzelne in einer Gruppe, in einem Unternehmen oder einer Regierung schon aus, damit das ganze System pervers wird. Wird diese Perversion nicht deutlich angeprangert, breitet sie sich heimlich aus durch Einschüchterung, Angst und Manipulation. Denn um jemanden psychisch zu vereinnahmen genügt es, ihn zum Lügen zu verführen oder zur Bloßstellung anderer, was ihn zum Komplizen des perversen Vorgangs macht. Das ist die Grundlage des Funktionierens der Mafia oder der totalitären Regime. So ist es in den Familien, den Unternehmen oder den Staaten: Die narzißtischen Perversen finden Mittel und Wege, daß die Katastrophe, die sie auslösen, den anderen angelastet wird, damit sie sich dann als Retter aufspielen und auf diese Weise die Macht übernehmen können. In der Folge genügt es, sich nicht mit Skrupeln zu belasten, um sich «oben» zu halten. Die Geschichte hat uns solche Männer gezeigt, die es ablehnen, ihre Irrtümer anzuerkennen, die ihre Verantwortung nicht auf sich nehmen, mit Fälschungen hantieren und die Realität manipulieren, um die Spuren ihrer Untaten zu löschen.
Jenseits des individuellen Problems des seelischen Quälens sind es die allgemeinen Fragen, die sich uns stellen. Wie die Achtung zwischen den Individuen wiederherstellen? Welches sind die Grenzen, die wir unserer Toleranz setzen müssen? Wenn die Individuen diese zerstörerischen Prozesse nicht von sich aus stoppen, dann ist es Sache der Gesellschaft, mittels Gesetzgebung einzuschreiten. Kürzlich wurde ein Gesetzentwurf eingebracht, der beabsichtigt, jene Form von Schüler- oder Studentenulk als strafbare Handlung einzustufen, die entwürdigend und demütigend ist. Wenn wir nicht wollen, daß unsere menschlichen Beziehungen vollständig von Gesetzen reglementiert werden, dann ist es unerläßlich, daß wir vorbeugend tätig werden bei unseren Kindern.
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