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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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staunte ein wenig über seine eigene Geschicklichkeit. »Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal zustande brächte.«
    »Natürlich könnten Sie das«, antwortete der Neger und führte Matlock zum Wagen zurück. »Extremer Streß schaltet eine Art Gedächtnisspeicher ein, so etwas Ähnliches wie einen Computer. Man tastet, wägt, lehnt ab und akzeptiert - alles im Bruchteil von Sekunden. Bis die Panik eintritt, natürlich. Man hat hinsichtlich der verschiedenen Stellenwerte interessante Studien durchgeführt.«
    »Wirklich?« sagte Matlock, als sie den Wagen erreichten. Der Neger winkte ihm zu, einzusteigen. Der Wagen rollte an, und dann jagten sie, flankiert von den beiden anderen Fahrzeugen, den Highway hinunter.
    »Wir fahren auf Nebenstraßen zu dem Restaurant«, sagte der Mann am Steuer. »Wir nähern uns aus dem Südwesten und setzen Sie etwa hundert Meter von einem schmalen Weg ab, den die Angestellten benutzen, um zum Hintereingang zu kommen. Wir zeigen es Ihnen. Gehen Sie direkt auf den Teil des Gartens zu, wo die Laube steht; dahinter ist ein Goldfischteich, der von Steinplatten umgeben ist. Kennen Sie die Stelle?«
    »Ja. Ich wundere mich nur, daß Sie sie kennen.«
    Der Fahrer lächelte. »Ich bin kein Hellseher. Während Sie in der Telefonzelle waren, habe ich über Radio mit unseren Leuten gesprochen. Alles ist bereit. Wir sind vorbereitet. Denken Sie daran, die Laube und der Goldfisch... Hier. Hier ist das Notizbuch und der Umschlag.« Der Fahrer griff in eine Tasche in der Wagentüre und holte das in Öltuch gehüllte Paket heraus. Der Umschlag war mit einem dicken Gummiband daran befestigt.
    »Wir sind in knapp zehn Minuten dort«, sagte der Mann, der das Kommando hatte, und rutschte etwas zur Seite, um bequemer zu sitzen. Matlock sah ihn an. An seinem Bein war eine lederne Scheide angeschnallt - genauer gesagt, an das enganliegende Khakituch genäht. Es war ihm vorher nicht aufgefallen, und er wußte auch warum. Das Messer mit dem Beingriff, das in der Scheide steckte, war erst kürzlich hineingeschoben worden. Die Scheide enthielt eine wenigstens zehn Zoll lange Klinge.
    Dunois' Elitekorps war jetzt wirklich vorbereitet.

35
    Er stand neben der hohen weißen Laube. Die Sonne war im Osten aufgegangen. Über dem Wald hinter ihm lag noch dichter Nebel, in dem sich das frühe Morgenlicht stumpf spiegelte. Vor ihm bildeten die Bäume mit den jungen Blättern Korridore für die alten Ziegelwege, die alle zu diesem ruhigen, mit Steinplatten belegten Zufluchtsort führten. Es gab eine Anzahl marmorner Bänke, die im Kreise standen und auf denen der Morgentau glitzerte. Aus der Mitte des Hofes war das leise Glucksen des Goldfischteichs zu hören, und am Himmel zwitscherten Vögel, begrüßten die Sonne, begannen ihr Tagewerk.
    Matlocks Erinnerung wanderte zu Herrons Nest zurück, zu der drohenden grünen Wand, die den alten Mann von der Welt draußen abschloß. Es gab Ähnlichkeiten, dachte er. Vielleicht geziemte es sich, daß alles an einem solchen Ort enden sollte.
    Er zündete sich eine Zigarette an, drückte sie aber nach zwei Zügen wieder aus. Er hielt das Notizbuch vor der Brust umklammert, als wäre es ein undurchdringliches Schild, und jedesmal, wenn er ein Geräusch hörte, fuhr sein Kopf herum.
    Wo wohl Dunois' Leute sein mochten? Wo hatte die Elitetruppe ihr Versteck gefunden? Beobachteten sie ihn? Lachten sie lautlos über seine nervösen Bewegungen - seine so offenkundige Angst? Oder waren sie ausgeschwärmt, nach Guerillaart? Kauerten am Boden oder hockten in den Ästen der Bäume, bereit zum Sprung, vorbereitet zum Töten?
    Wen würden sie töten? In welcher Zahl und mit welcher Bewachung würden Nimrods Streitkräfte auftreten? Würde Nimrod kommen? Würde Nimrod das Mädchen, das er liebte, sicher zu ihm zurückbringen? Wenn Nimrod das tat, wenn er endlich Pat wiedersah, würden sie beide dann von dem Massaker erfaßt werden, das ohne Zweifel folgen würde?
    Wer war Nimrod?
    Sein Atem stockte. Seine Arm-und Beinmuskeln verkrampften sich, starr vor Angst. Er schloß die Augen, preßte sie zu - um zu lauschen oder zu beten, das wußte er nie, nur, daß in seinem Glauben kein Platz für die Existenz Gottes war. Und so lauschte er mit geschlossenen Augen, bis er sicher war.
    Ein Automobil und dann noch eines waren vom Highway abgebogen und in die Nebenstraße gerollt, die zur Einfahrt des Cheshire Cat führte. Beide Fahrzeuge fuhren mit hoher Geschwindigkeit. Ihre Reifen kreischten, als sie in

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