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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mehr aufnehmen. Die wichtigsten Elemente - Namen, Ursprungsorte, Vermutungen -saßen fest; er würde sie nie vergessen. Nicht, daß er alles auswendig hätte vortragen können; das erwartete man nicht. Aber wenn er irgendein Individuum auf diesen Listen sah, würde das in seiner Erinnerung etwas auslösen. Er wußte, daß Loring in dem Punkt recht hatte. Deshalb bestand der Agent auch darauf, daß er die Namen laut aussprach, sie jeweils einige Male wiederholte. Das würde genügen.
    Was er jetzt brauchte, war Schlaf, falls der sich einstellte. Auf diese Weise würde alles Perspektive bekommen. Dann würde er am Morgen anfangen können, die ersten Entscheidungen zu treffen, festlegen, an welche Individuen er herantreten sollte, jene auswählen, bei denen es am unwahrscheinlichsten war, daß sie miteinander Kontakt hatten. Das bedeutete, daß er sich mit den unmittelbaren Freunden vertraut machte, ihrem Status in der Fakultät oder der Studentenschaft - Dutzende isolierter Fragmente, die über die Daten hinausgingen, welche Loring ihm geliefert hatte. Kressels Akten - die, die er ableugnete zu besitzen - würden ihm da helfen.
    Sobald er einmal die Gespräche begonnen hatte, würde er sich vorsichtig vorantasten - zustoßen, parieren, auf Spuren achten, auf Blicke.
    Und irgendwo, bei irgend jemanden würde es geschehen.
    »Ich möchte auf etwas zurückkommen«, sagte Loring. »Hintergrundmaterial.«
    »Davon haben wir doch eine ganze Menge durchgearbeitet. Vielleicht sollte ich zuerst verdauen, was ich jetzt habe.«
    »Das dauert nur eine Minute. Es ist wichtig.« Der Agent griff in seinen Koffer und entnahm ihm das schmutzige, dreieckige Papier. »Hier, das gehört Ihnen.«
    »Danke, nicht daß ich wüßte wofür.« Matlock nahm das früher einmal glänzende silberne Papier und sah die seltsame Schrift an.
    »Ich habe Ihnen gesagt, es sei in Oltremontan-Korsisch geschrieben, und mit Ausnahme von zwei Worten trifft das zu. Ganz unten sehen Sie auf einer Zeile den Satz Venerare Omerta. Das ist nicht korsisch, das ist sizilianisch. Oder eine sizilianische Zusammenziehung, um genau zu sein.«
    »Die habe ich schon einmal gesehen.«
    »Sicher haben Sie das. Sie kommt überall vor. In Zeitungen, Filmen, Romanen. Aber das macht den Einfluß, den der Satz auf die Betroffenen hat, nicht geringer. Das ist etwas sehr Reales.«
    »Was bedeutet das?«
    »Grob übersetzt: Respektiert das Gesetz der Omerta. Omerta ist ein Eid der Verpflichtung und des Schweigens. Ihn zu verletzen heißt den Tod suchen.«
    »Mafia?«
    »Die hat damit zu tun. Man könnte sagen, sie ist der Zweite im Bunde. Bedenken Sie, daß diese kleine Ankündigung gemeinsam von zwei Gruppen herausgegeben wurde, die ein Arrangement suchten. >Omerta< sagt beiden etwas, beide begreifen das.«
    »Ich werde daran denken, aber ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll.«
    »Einfach es wissen.«
    »Okay.«
    »Ein Letztes noch. Alles, womit wir uns heute Abend befaßt haben, bezieht sich auf Narkotika. Aber wenn unsere Informationen zutreffen, sind die Nimrod-Leute auch in anderen Bereichen tätig. Wucher, Prostitution, Glücksspiel ... vielleicht, und wirklich nur vielleicht, städtische Behörden, staatliche Gesetzgebung, selbst die Bundesregierung ... unsere Erfahrung sagt uns, daß Rauschgift der schwächste Punkt ist. Die Chance eines Zusammenbruchs ist dort am größten. Deshalb haben wir uns darauf konzentriert. Mit anderen Worten: Konzentrieren auch Sie sich auf die Drogensituation, aber denken Sie daran, daß es auch andere Wege gibt.«
    »Das ist kein Geheimnis.«
    »Vielleicht nicht für Sie. Machen wir Schluß für heute.«
    »Sollten Sie mir nicht eine Nummer geben, wo ich Sie erreichen kann?«
    »Negativ. Benutzen Sie Kressel. Wir werden uns einige Male am Tag bei ihm erkundigen. Sobald Sie anfangen, Fragen zu stellen, wird man Sie vielleicht unter die Lupe nehmen. Rufen Sie niemals Washington an. Und verlieren Sie ja nicht unsere korsische Einladung. Das ist Ihre letzte Waffe. Finden Sie noch eine.«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    Matlock sah zu, wie Loring seinen Koffer zuklappte, dann die dünne schwarze Kette um sein Handgelenk legte und das eingebaute Schloß zuschnappen ließ.
    »Sieht sehr melodramatisch aus, nicht wahr?« lachte Loring.
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Seien Sie es nicht. Die Sitte fing mit diplomatischen Kurieren an, die ihre Taschen mit in die Hölle genommen hätten, aber heute ist es einfach Schutz gegen Diebstahl ... Ob Sie es

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