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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Blättern. Oder war das ein Stein, der unter einem Fuß zerdrückt wurde, oder ein kleines Ästchen, das das Gewicht der neuen Blätter nicht tragen konnte? Oder hatte Matlock sich das Ganze nur eingebildet? Er wußte es nicht.
    Er näherte sich der Zelle und erinnerte sich an Lorings Anweisung. Gehen Sie vorbei und achten Sie nicht darauf. Loring saß immer noch über das Telefon gebeugt da, und sein Aktenkoffer stand auf dem Boden. Man konnte die Kette sehen. Aber Matlock konnte kein Gespräch hören, keine Bewegung von dem Mann in der Zelle. Statt dessen war da ein Geräusch: ein Freizeichen.
    Entgegen seinen Instruktionen ging Matlock auf die Zelle zu und öffnete die Tür. Es gab nichts anderes, was er tun konnte. Der Mann aus Washington hatte seinen Anruf noch nicht einmal angefangen.
    Und im nächsten Augenblick begriff er weshalb.
    Loring war auf das schimmernde graue Metall des Telefons gestürzt. Er war tot. Seine Augen waren geweitet, Blut tropfte ihm von der Stirn. Ein winziges kreisförmiges Loch, nicht viel größer als ein Hemdknopf, umgeben von ein paar winzigen Glassplittern, war ausreichender Beweis für das, was geschehen war.
    Matlock starrte den Mann an, der ihn stundenlang instruiert hatte und ihn erst vor wenigen Minuten verlassen hatte. Der tote Mann, der ihm gedankt, mit ihm Witze gemacht und ihn schließlich gewarnt hatte. Er war wie versteinert, wußte nicht, was er tun sollte, tun konnte.
    Er zog sich rückwärts von der Zelle zurück, auf die Stufen des nächsten Hauses zu. Sein Instinkt riet ihm, der Zelle fernzubleiben, aber nicht wegzurennen. Irgend jemand war dort draußen auf der Straße. Jemand mit einem Gewehr.
    Und als die Worte kamen, erkannte er, daß sie von ihm kamen, wußte aber nicht, wann er beschlossen hatte, sie zu rufen. Sie kamen einfach unwillkürlich heraus.
    »Hilfe ... Hilfe! Dort ist ein Mann! Man hat ihn
    erschossen!«
    Matlock rannte die Treppe zum Eckhaus hinauf und begann mit aller Gewalt gegen die Tür zu schlagen. In einigen Häusern flammten Lichter auf. Und Matlock schrie:
    »Um Himmels willen, jemand soll die Polizei anrufen. Hier draußen ist ein toter Mann!«
    Plötzlich hörte Matlock aus dem Schatten unter den Bäumen das Aufbrüllen eines Automotors, dann das Geräusch quietschender Reifen, als der Wagen in die Straße hinausrollte und sich in Bewegung setzte. Er rannte an den Rand der Vorhalle. Der lange, schwarze Wagen schoß aus der Finsternis und raste zur Ecke. Matlock versuchte die Zulassungsnummer zu erkennen und trat, als er erkannte, daß das unmöglich war, einen Schritt nach unten, um wenigstens den Wagentyp zu erkennen. Plötzlich wurde er geblendet. Ein Scheinwerferstrahl durchdrang die schwach erleuchtete Frühlingsnacht und richtete sich auf ihn. Er zog die Hände hoch, um seine Augen zu schützen, und dann hörte er das leise Klatschen, das Rauschen von Luft, das er vor ein paar Minuten schon einmal gehört hatte.
    Jemand feuerte ein Gewehr auf ihn ab. Ein Gewehr mit einem Schalldämpfer.
    Er warf sich von der Vorhalle ins Gebüsch, Der schwarze Wagen fegte davon.

5
    Er wartete alleine. Der Raum war klein, das Fensterglas von einem Drahtgeflecht verstärkt. Die Polizeistation von Carlyle wimmelte von Beamten in Uniform und Zivil, die man zum Dienst zurückgerufen hatte; niemand hatte eine Ahnung, was der Mord zu bedeuten hatte. Und niemand schloß die Möglichkeit aus, daß andere Morde folgen würden.
    Alarm. Das typische Syndrom des Amerika der Jahrhundertmitte, dachte Matlock.
    Die Pistole.
    Er war geistesgegenwärtig genug gewesen, nach dem Anruf bei der Polizei Sam Kressel anzurufen. Kressel hatte ihm völlig schockiert gesagt, er würde, irgendwie mit den entsprechenden Leuten in Washington Verbindung aufnehmen und dann auf die Station kommen.
    Solange keine weiteren Instruktionen vorlagen, waren sich beide einig, daß Matlock sich auf die Aussage beschränken würde, er habe die Leiche gefunden und den Wagen gesehen. Er hatte einen nächtlichen Spaziergang gemacht, das war alles.
    Sonst nichts.
    Seine Aussage wurde abgetippt; Fragen bezüglich der Zeit, seiner Gründe, weshalb er sich in dieser Umgebung befunden hätte, Beschreibungen des >Fahrzeugs des mutmaßlichen Täters<, Richtung, geschätzte Geschwindigkeit - alle diese Fragen wurden routinemäßig gestellt und seine Antworten kommentarlos zur Kenntnis genommen.
    Matlocks eindeutiges Nein auf eine Frage beunruhigte ihn etwas.
    »Haben Sie den Getöteten schon einmal

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