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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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Walder geküsst. Sie wollte dir auch noch ihre Unterwäsche zeigen, doch du bist nach Hause zu Mama gerannt. Kann ich dir nicht verdenken, Amy hat immer Läuse. Zumindest überall, wo ich bisher war.« Der Fremde zwinkerte John zu. »Alle nennen dich Johnny, aber dir ist John lieber. Oben auf dem Scheunenboden hast du einen Stapel Playboys versteckt. Und einmal hast du ein Loch in den Teppich in deinem Zimmer gebrannt, aber das weiß keiner, weil du den Nachttisch drübergestellt hast.« Der Fremde streckte die Arme aus wie ein Turner, der gerade eine perfekte Landung hingelegt hat. »War ich nah dran?« Er grinste und warf den Apfelbutzen in Stans Box.
    »Amy Walder hab ich nie geküsst.« Tyrone Biggens hatte Amy mit fünfzehn geschwängert. Sie war mit ihrer Tante nach Montana gezogen und nie zurückgekehrt. John erwähnte lieber nicht, dass alles andere gestimmt hatte.
    »Also, was ist, hatte ich ansonsten Recht?«
    Resigniert zuckte John mit den Schultern. »Großteils, ja.«
    »Wie bitte? ›Großteils‹? Du willst wohl sagen: Ich hab den Nagel auf den Kopf getroffen. Weil das alles mir selbst passiert ist – nur eben in einem anderen Universum.«
    John fuhr sich durch die Haare. Wie konnte dieser Typ nur so viel über ihn wissen? Mit wem hatte er gesprochen?
Etwa mit seinen Eltern? »Okay, jetzt stell ich die Fragen. Wie hieß meine erste Katze?«
    »Schneeball.«
    »Was ist mein Lieblingsfach?«
    »Physik.«
    »Für welche Unis hab ich mich beworben?«
    Der Fremde stutzte und runzelte die Stirn. »Das weiß ich nicht.«
    »Warum nicht, wo du doch sonst alles weißt?«
    »Ich bin schon eine ganze Weile unterwegs. Ich hab mich noch nicht für die Uni beworben, also kann ich es nicht wissen, okay? Als ich das Gerät benutzt hab, wurde ich zu einem anderen. Aber bis dahin waren wir genau gleich.« Der Fremde wirkte müde. »Ach, scheiß drauf. Ich bin du, aber wenn du mir nicht glauben willst – was soll’s. Lass mich einfach auf dem Scheunenboden pennen, dann hau ich morgen wieder ab.«
    Als John sah, wie der Fremde sich der Leiter zuwandte, spürte er einen Anflug von schlechtem Gewissen. Er hatte ihn doch ziemlich schäbig behandelt. »Na gut, du kannst oben schlafen. Ich hol dir auch was zu essen. Bleib hier, verlass die Scheune nicht und versteck dich, falls irgendwer auftaucht. Meine Eltern bekommen einen Herzinfarkt, wenn sie dich sehen.«
    »Danke.«
    John ließ den Fremden stehen und rannte quer über den Hof zum Haus. Als seine Eltern, die in der Küche saßen, die Tür zuschlagen hörten, verstummten sie abrupt. Offenbar hatten sie gerade über ihn geredet.
    »Ich esse drüben in der Scheune«, erklärte John sofort. »Muss mich noch um meinen Elektronikkram kümmern.« Er nahm einen Teller aus dem Küchenschrank und schaufelte Lasagne darauf – genug, um ihn zweimal sattzumachen.

    Für eine kurze Zeit war es still, bevor Johns Vater zögerlich zum Sprechen anhob. »Die Sache mit dem jungen Carson …«
    Mit einer schnellen Bewegung ließ John eine zweite Gabel in der Tasche verschwinden. »Ja, was ist damit?«
    »Du hast bestimmt das Richtige getan, aber …«
    John nickte in die Richtung seines Vaters, seine Mutter hatte das Gesicht abgewandt. »Er hasst uns, weil wir Farmer sind und im Dreck rumwühlen.« Aus dem Augenwinkel sah John, wie seine Mutter ihre Schürze über die Stuhllehne hängte und leise aus der Küche verschwand.
    »Das weiß ich, Johnny … John, meine ich. Aber manchmal muss man eben den Frieden wahren.«
    Wieder nickte John. »Und manchmal muss man eben etwas deutlicher werden.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Du kannst doch hier mit uns essen.«
    »Heute nicht, Dad.«
    John schnappte sich noch eine Tüte Milch, ging durch die Waschküche und verließ durch die Hintertür das Haus. Als er das Scheunentor aufzog, stutzte er. Der Fremde kraulte Stan hinter den Ohren, und dem Pferd gefiel das so gut, dass es sich genüsslich an ihn schmiegte. John konnte es nicht fassen. »Das erlaubt Stan nur mir, sonst keinem!«
    Der Fremde, dieser andere John, drehte sich mit einem müden Grinsen um. »Ganz genau.« Er nahm die Papierserviette voller Lasagne und die zusätzliche Gabel entgegen und machte sich ans Essen. »Mein Gott, wie ich diese Lasagne liebe. Danke.«
    Der Tonfall, diese Arroganz des Fremden ging John langsam wirklich auf die Nerven. Und dieses Grinsen … Grinste er etwa genauso? John nahm an, der Fremde werde weiterreden, ihn weiter provozieren, doch der verspeiste

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