Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
erscheinen, kreischt er vor Panik auf, so dass die Krankenschwester seinen Dad aus dem Zimmer zerren muss, damit der Patient sich wieder beruhigt. Danach unterzieht man ihn zahlreichen Tests und Befragungen. Er gibt sein Bestes und beantwortet alles wahrheitsgetreu – was kein Problem ist, da er sich noch genau an die letzten Monate erinnert: Er hat bei Lawson’s gearbeitet
und meistens Nachtschichten geschoben. Er besitzt ein Auto. Auch seine Adresse kann er nennen. Die Ärzte schreiben alles Wort für Wort mit und nicken ernst, sagen aber nichts.
Als er wieder halbwegs bei Kräften ist, bringt man ihn an die Kreuzung Hodge/Staley, wo eigentlich Lawson’s hätte sein müssen, doch dort gibt es nur einen Gebrauchtwagenhändler. Danach fahren sie ihn zu der von ihm angegebenen Adresse, doch in seinem Apartment wohnt eine mexikanische Familie. Anscheinend schon ewig. Er hat weder einen festen Wohnsitz noch Arbeit und besitzt auch keinen Wagen.
Stattdessen hat er wieder einen Vater: Nach zehn Jahren im Reich der Toten ist sein Dad zurückgekehrt. Soll er das als fairen Tauschhandel betrachten? Den Einsatz seines Lebens mit allem, was früher dazugehörte – einschließlich der geistigen Gesundheit -, gegen das Leben seines Vaters?
»Die Ärzte haben dir doch alles genau erklärt«, sagte sein Vater jetzt geduldig. »Vielleicht dauert es noch eine Weile, bis deine Erinnerung zurückkommt, vielleicht kommt sie auch nie zurück, aber zumindest bist du bei uns in Sicherheit. Du bist zu Hause.«
»Ja.«
»Hauptsache, dieser ganze Schwachsinn liegt hinter uns.«
»Dieser ganze Schwachsinn« umfasste auch Teds Auftritt vor einem Gericht, vor dem er seinen vollen Namen zu Protokoll gegeben hatte. Da er weder Führerschein noch Sozialversicherungsausweis besaß, hatte er seine Identität persönlich bestätigen müssen, genau wie seine Eltern. Und als das erledigt war, hatte er plötzlich gesehen, wie Casey Nicholson diesem Typen um den Hals fiel, der ihm den Elektroschock verpasst hatte. Nur wurde der Kerl diesmal von drei Anwälten flankiert und trug einen dunklen Anzug.
Der Typ hatte Teds Blick gesucht und ihn so angegrinst, als wäre er gerade mit irgendeinem großen Ding davongekommen.
Doch so lange er auch darüber nachgrübelte: Ted konnte sich schlicht nicht erklären, wie und warum man ihm sein Leben gestohlen hatte.
»Scheiß drauf«, flüsterte er und kippte das Bier in einem Zug hinunter.
DANKSAGUNG
Vielen Dank den Lesern von Asimov’s Science Fiction , die »Die Mauern des Universums« zur besten Erzählung des Jahres 2006 gewählt haben.
Titel der amerikanischen Originalausgabe
THE WALLS OF THE UNIVERSE
Deutsche Übersetzung von Ulrich Thiele
Deutsche Erstausgabe 09/2010
Redaktion: Usch Kiausch
Copyright © 2009 by Paul Melko Copyright © 2010 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
eISBN 978-3-641-04796-2
www.heyne-magische-bestseller.de
www.randomhouse.de
Diese eBook-Version: Smeeth, April 2011
Dieses eBook ist nicht für den Verkauf bestimmt!
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