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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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wollen sie, dass ich mich entschuldige.«
    Bei diesem Satz wurde Prime wütend. »Das wirst du doch nicht tun, oder? Ich kenne Ted Carson – das ist ein kleines Arschloch, und zwar in jedem Universum!«
    »Ich hab keine Wahl.«

    »Man hat immer eine Wahl.« Prime zog ein weiteres Notizbuch aus dem Rucksack. »Ted Carson, sagst du? Über den hab ich hier doch irgendwo was …«
    John schaute über Primes Schulter in das Notizbuch. Auf jeder Seite klebte ein Zeitungsausschnitt, in dem bestimmte Wörter unterstrichen waren. Unten standen Notizen, die auf andere Seiten verwiesen. Eine Schlagzeile lautete: »Anklage gegen Bürgermeister und Mitglieder des Stadtrats erhoben«. Auf dem zugehörigen Bild sah man einen brüllenden Bürgermeister Thiessen. In einem anderen Artikel wurden Scheidungen aufgelistet. Prime blätterte um und zeigte auf einen Bericht. »Hier: ›Ted Carson quält Nachbarskatze‹. Offenbar hat der Kerl ein Dutzend Tiere aus der Gegend getötet, bevor sie ihn erwischt haben.« Prime blickte John gespannt an.
    »Noch nie was davon gehört.«
    »Dann hat man ihn hier einfach nie erwischt.«
    »Und was stellen wir jetzt damit an?« John las den Artikel und schüttelte den Kopf.
    »Wir helfen ein bisschen nach, Bruder.« Prime gab John eine Liste mit aktuellen Scheidungen. »Mach mal eine Kopie davon.«
    »Warum?«
    »Damit kann man am besten herausfinden, wer mit wem schläft. Das ändert sich von einem Universum zum anderen normalerweise nicht. Apropos, wie sieht Casey Nicholson hier eigentlich aus?«
    »Was?«
    »Du hast schon richtig gehört. Ist sie total abgewrackt oder eine scharfe Nummer? Jedes zweite Mal ist sie in ihrem vorletzten Jahr an der Highschool schwanger geworden und lebt in einer Wohnwagensiedlung.«
    »Sie ist Cheerleader.«
    Prime sah ihn an und lächelte. »Du magst sie, stimmt’s? Sind wir mit ihr zusammen?«

    »Nein!«
    »Aber sie mag uns doch, oder?«
    »Mich, nicht dich!«, sagte John. »Aber ich glaub schon. Im Unterricht lächelt sie mich immer an.«
    »Was gibt es an uns auch auszusetzen?« Prime lehnte sich zurück und warf einen Blick auf die Uhr. »Du musst zurück in die Schule, was?«
    »Hast Recht.«
    »Dann treffen wir uns heute Abend zu Hause. Also, bis später!«
    »Aber sprich mit niemandem«, ermahnte ihn John. »Alle werden dich für mich halten. Bring mich nicht in Schwierigkeiten, davon hab ich momentan schon genug.«
    »Keine Sorge. Wenn ich eins nicht will, dann dein Leben hier durcheinanderbringen.«
     
    Nach dem Spiel gab John dem Coach, Mr. Jessick, eine Abschrift des aktuellen Punktestands der Mannschaft und traf sich auf dem Parkplatz mit seinem Vater.
    »Nicht gerade gut gelaufen für uns«, bemerkte sein Dad ohne lange Begrüßung. Er trug einen Arbeitskittel und eine Kappe mit dem Logo eines Traktorenherstellers. John wurde klar, dass sein Vater genau so auf der Tribüne gesessen haben musste, die Schuhe voller Stallmist. Noch dazu drang softe Country-Musik aus den Lautsprechern des Pick-ups. Einen Augenblick lang war ihm sein Vater peinlich, bis ihm wieder einfiel, warum er sich mit Ted Carson angelegt hatte.
    »Danke fürs Abholen, Dad.«
    »Kein Problem.« Sein Vater legte den Gang ein und fuhr los. »Vorhin ist mir was Merkwürdiges passiert. Ich dachte, ich hätte dich auf der Tribüne gesehen.«
    John warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Er durfte sich nichts anmerken lassen. »Ich war doch unten und hab den Punktestand notiert.«

    »Das weiß ich doch, hab ich ja gesehen. Meine Augen werden wohl langsam alt.«
    War Prime etwa nicht zurück zur Scheune gegangen? Was hatte dieser Mistkerl mit ihm vor?
    »Gushman hat angerufen.«
    John nickte im Dunkel der Fahrerkabine. »Das dachte ich mir schon.«
    »Meinte, du willst den Entschuldigungsbrief schreiben.«
    »Nein, will ich nicht. Aber …«
    »Ich weiß. Ein Schandfleck in deinem Lebenslauf und so weiter.« Johns Vater schaltete das Radio aus. »Weißt du, ich war damals ein, zwei Semester auf der Uni in Toledo. Bin da aber nicht so gut klargekommen. Aber du, du kannst richtig was lernen und was Interessantes mit deiner Zukunft anstellen. Darum geht es deiner Mutter und mir doch nur.«
    »Dad …«
    »Lass mich ausreden. Ich will ja nicht sagen, dass die Sache mit dem jungen Carson falsch war, aber du hast dich eben erwischen lassen. Und wenn man sich erwischen lässt, muss man meistens dafür büßen. Wenn du den Brief schreibst, heißt das ja noch lange nicht, dass du auch glaubst, was

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