Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
Kraft es auch diese kosten musste, ruhig zu bleiben. »Wenigstens Tamu zuliebe. Du siehst doch, wie mitgenommen sie ist!«
    »Einen Tag können wir von mir aus noch bleiben, aber nicht mehr«, knurrte Zainab. Leise fügte sie hinzu: »Tamus Starren ist mir unheimlich. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Davon wird Mutter doch auch nicht wieder lebendig!«
    Zahra sah, wie Zainab Tränen in die Augen traten, und ihr Ärger auf sie versank in einer Woge von schlechtem Gewissen und Mitgefühl. Ihre Schwester wusste schließlich nicht, was Hayat und sie planten, und den ganzen Tag hier mit nichts als untätigem Warten und der Aufsicht über eine geistig abwesende Dienerin beschäftigt zu sein war in der Tat nicht einfach für eine Vierzehnjährige.
    »Ich rede mit Tamu«, versprach sie. »Und auch mit Ali al-Attar.« Wenn Jaime an diesem Nachmittag kam und Gonzalo, Miguel und Hayat am nächsten Morgen fliehen konnten, stand einer Rückkehr in Ali al-Attars Palast in der Tat nichts mehr entgegen. Wenn Jaime jedoch auf sich warten ließ, würden sie sich etwas ausdenken müssen, um Zainab hinzuhalten.
    »Und wir beeilen uns auch«, tröstete sie ihre Schwester.
    Zainab zog zwar einen Schmollmund, nickte aber schließlich doch.
     
    Zwei Stunden später machten sich Zahra und Hayat mit dem kleinen Mahdi auf den Weg zu der Amme. In der Hoffnung, dass Jaime schon da sein könnte, gingen sie zuvor an dem Platz mit der großen Pinie vorbei. Mittlerweile waren alle Gefangenen ins Gefängnis gebracht worden. Ali al-Attars Dienerin hatte ihnen am Morgen erzählt, dieser fordere so viel Lösegeld für sie, dass der spanische Gesandte wutschnaubend wieder abgezogen sei. Eine solch gigantische Summe zu beschaffen würde Wochen in Anspruch nehmen.
    Tatsächlich standen auf dem Platz zwei Pferdewagen. Auf dem einen stapelten sich Kisten mit Orangen, auf dem anderen Korbwaren. Zahra stieß Hayat an und wies auf den zweiten Wagen. »Das könnte er sein!«
    »Jetzt renn doch nicht so!«, zischte Hayat ihr zu. »So erregen wir nur unnötig Aufmerksamkeit!«
    Zahra zwang sich, langsamer zu gehen. Als sie den Wagen erreicht hatte, gab sie vor, sich für die Korbwaren zu interessieren, nahm einen der Einkaufskörbe in die Hand und prüfte den Boden auf Stabilität. Ein Mann in einem hellblauen Burnus trat zu ihnen. Zahra warf einen raschen Blick unter die Kapuze. Ja, es war Jaime. Seine Nähe machte sie so nervös, dass sie ihre Aufmerksamkeit rasch wieder auf den Korb lenkte.
    Auch Jaime ergriff einen Korb und tat, als wolle er ihn anpreisen. Als sich Zahras Blick mit seinem kreuzte, musste sie an ihre Phantasien der letzten Nacht denken. Mit einem Mal brannte ihr der Korb in den Händen. Sie warf ihn zurück auf den Wagen und schimpfte auf Arabisch, dass seine Ware billiger Dreck sei. »Außerdem habt Ihr uns nicht anzusprechen! Sehen wir etwa aus wie Dienstboten, denen Ihr Eure Waren feilbieten könnt?«
    Ehe sie mit Hayat am Arm davonstolzierte, zischte sie Jaime allerdings noch »Folgt uns!« zu.
     
    Mit zwei Krücken, die er sich aus Holzbrettern und Stricken zusammengebaut hatte, hinkte Gonzalo auf seinen jüngeren Bruder zu und begrüßte ihn mit einem herzlichen Schulterschlag. »Nur selten in meinem Leben habe ich dich so sehnlich erwartet!« Er grinste ihn an. »Außerdem weiß ich gar nicht, warum du immer so gegen die Mauren wetterst. Ein Burnus steht dir jedenfalls hervorragend!«
    Jaime blitzte ihn ärgerlich an. »Noch so eine blöde Bemerkung, und ich gehe wieder!«
    Auch Miguel musste über Jaimes Verkleidung lachen. Wütend schleuderte Jaime ihm einen Sack mit Kleidern entgegen. »Hier, damit Ihr Euch selbst in dieses verlauste Dreckzeug hüllen könnt. Wie ich gehört habe, wollt Ihr eines dieser abgefeimten Weiber sogar mitnehmen. Habt Ihr keine Angst, dass sie Euch bei der erstbesten Gelegenheit absticht und ausraubt?«
    Miguel schnellte mit erhobenen Fäusten auf ihn los, doch Gonzalo drückte ihm die Krücke gegen die Brust. »Verschieben wir eine Schlägerei lieber auf später!« Und an seinen Bruder gewandt, sagte er: »Meinst du nicht, wenigstens diese beiden maurischen Frauen hätten für das, was sie für uns getan haben, deine Achtung verdient?«
    Jaime winkte ab und fragte, ob sie aufbrechen könnten.
    Miguel sah ihn erstaunt an. »Eigentlich haben wir gedacht, dass es sicherer wäre, wenn wir uns im Schutz der Nacht unter Euren Waren verbergen und am Morgen losfahren.«
    »Keinen Atemzug länger

Weitere Kostenlose Bücher