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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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redete Zahra auf ihn ein und benutzte dabei bewusst das Spanische, weil ihm diese Laute sicher vertrauter waren. Tatsächlich legte sich das Flackern in seinen tiefschwarzen Augen, er stieß nur noch mit einem Huf auf den Boden, und schließlich war seine Nervosität lediglich an den zuckenden Ohren abzulesen. Behutsam strich Zahra ihm über die Nüstern, trat noch näher, klopfte ihm auf den schimmernden Hals und redete weiter auf ihn ein. »Ich tue dir nichts, ruhig, Barbakan, ganz ruhig!«
    Ohne das Pferd aus den Augen zu lassen, schob sie sich unter dem Balken hindurch, an dem es festgebunden war, und stand dann direkt neben dem Hengst.
    Wenn er jetzt steigt, wird es gefährlich, dachte Zahra, kämpfte die aufkommende Furcht aber sogleich nieder und strich dem Pferd über den Hals. Behutsam fuhr ihre Hand weiter zum Widerrist. Um ihm die Botschaft und das Steinchen unter den Sattel schieben zu können, musste sich dieser Riese auch auf dem Rücken von ihr anfassen lassen. Barbakan schnaubte unwillig auf und drehte ihr den Kopf zu. Zahra streichelte ihm erneut die Nüstern. »Alles ist gut, Barbakan. Und jetzt schiebe ich dir etwas unter den Sattel, und du bleibst weiter so brav wie bisher, hörst du?«
    Der Hengst bewegte den Kopf. Zuerst dachte Zahra, er wolle sie beißen, aber dann rieb er sich an ihrer Schulter. Sie musste lächeln. Sie rubbelte ihm mit den Fingerknöcheln über die Stirn und konnte gut verstehen, dass Gonzalos Bruder so an dem Tier hing. Es war ein prachtvolles Geschöpf.
    »Was hast du da bei dem Pferd zu suchen?«, donnerte eine bärbeißige Männerstimme auf Zahra nieder. Barbakan riss den Kopf hoch und versetzte Zahra dabei einen heftigen Stoß gegen die Schulter. Er blähte die Nüstern und schnaubte, und Zahra befürchtete, nun würde er doch noch steigen, aber der Mann packte die Zügel und beruhigte den aufgebrachten Hengst mit festem Griff und einschmeichelnden Worten.
    »Scher dich sofort da weg! Wir haben schon genug Ärger; da mag ich mir gar nicht vorstellen, was geschieht, wenn auch noch eine Maurin von meinem Pferd niedergetrampelt worden ist!«, fuhr der Mann sie an.
    Jaime sah seinem Bruder in der Tat verblüffend ähnlich. Auch sein Gesicht wurde von dunkelbraunen Locken umrahmt, beide hatten die gleichen vollen Lippen und die markante Nase. Gonzalos Augen jedoch waren sanft und haselnussbraun, Jaimes hingegen funkelten sie smaragdgrün und alles andere als freundlich an. Zahra schlängelte sich unter dem Balken durch und richtete sich hochmütig vor ihm auf. »Wie rührend, dass Ihr so besorgt um mein Wohl seid!«
    »Pack dich, ehe ich mich vergesse!« Jaime tat einen ruckartigen Schritt auf Zahra zu und legte die rechte Hand an das Heft seines Schwertes. Obwohl Zahra das Herz bis zum Halse schlug, wich sie nicht zurück, sondern lächelte ihn nur spöttisch an. »Hat Euch Eure Niederlage gegen unsere Männer so sehr verunsichert, dass Ihr Euch jetzt bloß noch an Frauen heranwagt?«
    Zahra war bewusst, dass sie Jaime damit noch mehr provozierte, aber sie konnte nicht anders: Der Kerl war zu aufgeblasen, als dass sie sich hätte zurückhalten können. Befriedigt sah sie, wie Jaime zu kochen begann. »Dir wird das Lachen vergehen, wenn wir uns eines Tages an einem Ort begegnen, an dem ich nicht diese Barbaren im Kreuz habe!«
    »Euer Bruder hat recht: Eure Ähnlichkeit mit ihm beschränkt sich in der Tat auf Äußerlichkeiten!«
    »Was weißt du von meinem Bruder?«
    »Immerhin genug, um eine Nachricht von ihm für Euch zu haben!«
    »Ein Maurenmädchen, das eine Nachricht von meinem Bruder für mich hat!« Jaime schnaubte und packte Zahra mit einer blitzschnellen Handbewegung am Oberarm. »Für wie blöd hältst du mich? Mein Pferd wolltest du klauen, weiter nichts, und jetzt versuchst du dich wichtig zu machen. Das Stehlen und Lügen wird euch Maurenpack doch schon in die Wiege gelegt!«
    Sein harter Griff schmerzte. Auch sein kalter, grimmiger Blick verfehlte nicht seine Wirkung. Trotzdem hielt Zahra ihm stand und zischte: »Wenn Ihr mich nicht augenblicklich loslasst, wird Euer Bruder teuer dafür bezahlen!«
    »Kein schlechter Versuch, nur glaube ich dir nicht!«
    »Das solltet Ihr aber, und jetzt lasst mich sofort los!«
    Das Misstrauen in Jaimes Augen blieb, aber er lockerte seinen Griff. »Also, spuck schon aus: Was weißt du Schlampe von meinem Bruder?«
    Schweigend sah Zahra zu ihrem Arm. Nach einem Moment des Zögerns zog Jaime seine Hand zurück.
    »Na also, geht

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