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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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sie liebte.
    " Warum hast du es ihnen nicht gesagt?" flüsterte Domnall.
    " Was?"
    " Dass wir den Untergang der Fünften Sonne erlebt haben. Dass wir ihn überlebt haben. Dass wir, die missgebildeten Kinder der Fünften Sonne, ins Paradies nach Aurora kommen durften, um uns an dem wunderbaren Gloriola-Baum für unsere Wiederkehr als Kinder der Sechsten Sonne zu stärken. Ich bin ja nicht nur ein Flattermann. Manchmal verstehe ich auch was. Tomoanchan, der Nuckelbaum, der ewige Zyklus der Sonnen. Hat Saba dir diese Legende nicht auch erzählt? Natürlich hat sie!"
    Daria lächelte matt. Sie freute sich, dass ihr Mann den alten May aglauben, den sie zu Auroras Glaubensbekenntnis machen wollte, begriffen hatte. "Sie müssen es selbst verstehen. Aus sich heraus erfahren. Erst dann wird ihnen die siebte... die Sonne – und ihre Bedeutung – aufgehen."
    " Meine Sonne wird niemals untergehen", sagte Domnall mit echter Inbrunst und fuhr mit seinen Fingerkuppen über Darias Schläfen.
    Daria liebte den meist etwas ungelenken Pathos ihres Prie sters. Er berührte eine Saite ihrer Seele, die einen humorvollen Ton zum Klingen brachte. "Gerade jetzt könnte ich wunderbar ein bisschen versinken", erwiderte sie und achtete darauf, dass ihr Gesichtsausdruck nicht entgleiste. Als sie seinen enttäuschten Großen-Jungen Blick bemerkte, beeilte sie sich großzügig hinzuzufügen: "In dir, mein Geliebter. Komm." Sie nahm ihn an der Hand und neckte: "Ich kenne da ein herrlich verschwiegenes Fleckchen Strand, von wo aus wir den Lauf des heißen Gestirns verfolgen und dem göttlichen Prinzip von Licht und Liebe frönen können. Schließlich sind wir echte Kinder der ersten Sonne."
    »Oh, ich wusste es!« , stöhnte Stimmchen und meldete sich zum ersten Mal seit Wochen wieder zu Wort.
    Später lagen sie im Windschatten einer besonders mächtigen Gloriole, ließen ihre erhitzten Körper vom sachten Seewind kühlen, rochen das Salz und den Sand auf ihrer nackten Haut und beobachteten staunend ein atlantisches Farbenspiel, das ihren Augen in einer optischen Tä uschung vorgaukelte, die eintauchende Sonne verwandele das Meer in ein Becken voll verglimmender Lava.
    " Ob Caldera sein Ziel erreicht?", fragte Domnall unvermittelt.
    Daria dachte an Caupolican, an Maja und an Atzlan. "Ich denke, er hat es längst erreicht", sagte sie und fühlte sich viel zu erschöpft und viel zu wohlig, um sich Gedanken um Caldera zu machen. Es war der erste Sex seit Wochen gewesen. Und er war besser, als sie ihn in Erinnerung hatte. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie sich beide nicht wie besonders geübte Liebende verhalten hatten, dass sie es mit so viel Geduld und Zärtlichkeit genießen konnten. Sie vermisste Ragnar, der Domnall äußerlich so ähnlich war, aber sie hatte begriffen, dass sie ihn weiter lieben konnte, weil sie ihn wieder gefunden hatte, wie man den Wassertropfen wieder findet, den man aus der Quelle schöpft. Sie horchte den warmen kleinen Schauern in ihrem Körper nach, die langsam abebbten und freute sich, dass sie überhaupt kein schlechtes Gewissen hatte. Warum sie eines hätte haben sollen, hatte sie vergessen. Und Dom würde sie ganz sicher nicht danach fragen. Stattdessen streichelte sie das dichte Haar unterhalb seines Bauchnabels. "Was hast du gesagt? Entschuldige, ich war noch ganz versunken."
    Domnall drückte mit einer Hand ihre Hinterbacken und ließ e inen Finger verspielt in der Hautfalte verschwinden. "Oh, ich glaube, es war gar nicht so wichtig, weißt du."
    " Er glaubt vielleicht, er hat sein Ziel erreicht", sagte Daria geheimnisvoll, "und an irgendein fernes Ufer wird das Meer ihn schon spülen. Doch nützen wird es ihm kaum etwas."
    " Wie meinst du das?"
    Daria kuschelte sich noch enger an Domnall und schob ein Bein über seine Oberschenkel. "Ich habe es euch nicht gesagt, weil ich euch nicht beunruhigen wollte. Aber ich fürchte, der gute Carlos hat nicht nur einen Großteil unserer Vorräte sondern außerdem auch die Bücher der Sechsten Sonne mitgehen lassen. Na ja, einen Teil davon."
    Domnall O 'Domhnaill wollte auffahren. Daria merkte wie alle seine Muskeln sich anspannten, aber sie drückte ihn mit ihrem Bein und der Hand auf seinem Bauch auf den Boden. "Nicht aufregen, Liebster. Caldera ist es nicht wert."
    " Aber es ist eine Katastrophe, dass es dem Schuft schließlich doch gelungen ist, die Bücher zu stehlen. Eine riesengroße Katastrophe", murmelte Dom O'Domhnaill und bedeckte seine Augen mit den Händen. "Das

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