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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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undiplomatisch und rücksichtslos, um sich die Mühe zu machen."
    " Ich bin ein Schuft!", grinste Caldera, "und ein Drogenbaron dazu, oder hattest du vergessen, dass ich mich bestens mit giftigen Substanzen auskenne?"
    " Nein", sagte Daria, "du hast es mir erst vor ein paar Minuten eindrucksvoll bewiesen. Also, was hast du entdeckt? Was ist mit mir geschehen, eurer Meinung nach?"
    " Du warst in der Grabkammer und hast die Bücher der Sechsten Sonne gefunden. Du hast uns Texte übersetzt, bis es dunkel wurde. Wir haben alle im Felsendom übernachtet, hier auf diesem Podest. Am nächsten Morgen, als die Sonne aufging, hat die Spiralsonne aus Bernstein auf der Grabplatte sich wieder verflüssigt. Dabei ist flüssiger Bernstein auf die Bücher im Kandelaber darunter getropft, ausgekühlt und verhärtet. Als Carlos und ich aufgebrochen sind, um uns etwas Essbares zu besorgen, bist du mit Dom zurückgeblieben und hast den ganzen Tag an der Übersetzung der Bücher gesessen. Dabei hast du mit einem Ring ständig Klümpchen des wieder erstarrten Bernsteins von den hölzernen Seiten der Leporellos geschabt, wahrscheinlich, um sie entfalten zu können. Wir haben jedenfalls die Reste der Harze neben dir gefunden. Ich vermute, dass die Maya – oder wer auch immer die Bücher so raffiniert versteckt haben mag – sich auch Gedanken gemacht haben, wie sie die Manuskripte vor unbefugtem Zugriff schützen können. Na ja, und da liegt es doch auf der Hand..."
    " Pilze!", rief Daria. "Natürlich, die Psilocybe. Marilyn hat gesehen, wie Aldous Huxley sie benutzte, und der hatte das Wissen angeblich von einem mittelamerikanischen Indianerstamm."
    " Und die alten Maya haben diese Pilze zur Erweiterung ihres Bewusstseins verwendet", sagte Domnall.
    " Und so funktionieren auch die Zeitreisen, hat Caldera mir gerade eben erst erklärt..."
    " Tja, das hab ich wohl, nicht wahr", sagte Caldera und lächelte beinahe ein bisschen verlegen. "Frag deinen örtlichen Dealer und deine Probleme lösen sich von selbst."
    " Nun gut!", sagte Daria und erhob sich auf ziemlich wackelige Beine. "Wie erklärt ihr schlauen Pilzköpfe mir dann aber das?" Mit einer dramatischen Geste hob sie ihr Katunkleid und entblößte die gezackte Narbe an ihrer Hüfte.
    " Eine ziemlich frische Narbe", sagte Caldera. "Höchstens ein paar Monate alt, schlecht vernäht, na und, was bedeutet das schon?"
    " Die hatte sie vor vier Tagen noch nicht", murmelte Domnall O'Domhnaill und biss sich auf die Lippen. 
    " Woher willst du das wissen?", fragte Virginia und zwinkerte dem großen Iren freundlich zu.
    " Davon mal ganz abgesehen", sagte Caldera nachdenklich und ignorierte Domnalls aufsteigende Gesichtsröte. "Ich könnte schwören, dass ich dieses Katunkleid noch nie zuvor an dir gesehen habe, Gnädigste."   
     
     
    ***

45 DER DIEBSTAHL
     
    Sie hatten Wochen am Boot gebaut. Wochen, die Daria einsam, nur mit ihren Grübeleien und den Manuskripten im Sonnentempel verbracht hatte. Domnall durfte sie mit kleinen Leckereien aus Hippolytes Töpfen verwöhnen. Zu langen Gesprächen oder gar Akten größerer Zuneigung war sie nicht fähig. Sie trauerte um Ragnar und rang immer noch um Verstehen. Aber Domnall war voller Verständnis. Er bewahrte Zurückhaltung und Geduld. Und langsam sehnte Daria Delfonte sich wieder nach Gesellschaft. Sie war die abgestandene Luft, den Geschmack von staubigen Manuskripten und das ewig glimmende Bernsteinlicht in der Gruft gründlich leid.
    Eines Tages schnürte sie ihr Bündel, in ihrem Fall den ziegenledernen Rucksack und lief die Stufen zum Wasserfall hi nab. Sie entledigte sich ihres Katunkleids, das sie seit der Rückkehr nicht mehr abgelegt hatte und wusch sich unter dem kristallklar sprudelnden, kühlen Bergwasser. Dann schlüpfte sie in die unverwüstlichen Jeans, nahm ihren weißen Lieblingspullover, schüttelte und trocknete ihr Haar in der Sonne und tastete behutsam aber gründlich ihre nackten Brüste ab. Die Knoten waren verschwunden. Still lächelnd strich sie die letzten Wasserperlen aus ihrem Haar und machte sich an den Abstieg vom Heiligen Berg Cornucopia.
    Bald darauf stand Daria Delfonte inmitten des Dorfplatzes, der auf der Lichtung vor der ehemaligen Villa Aurora entsta nden war und sog gierig den Duft nach gegrilltem Fisch ein. Der große Ire hatte sie schon von weitem erblickt. Ihr kupferblondes Haar erhellte seinen Horizont. Ihre weiten Augen schimmerten grün und verheißungsvoll, und ein ganz besonderer Glanz ließ sein

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