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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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l anke der Bücherpyramide. Riesenhafte Quader, so präzise verfugt, daß zwischen den Steinen kaum eine Ritz e z u sehe n war . Wie sonderbar, sich vorzustellen, dachte Diego , da ß hinte r diese r Maue r de r heilig e Plat z lag , erglänzend i m Morgenlich t . Über die Treppe an der Außenseite war er in den letzten Tagen ein dutzendmal zum Büchertempel hinaufgestiege n . Die Innenseite dieser Mauer aber war eine schräg e Fläch e vo n vollkommene r Ebenheit . In einem Abstand vo n fün f Fu ß verlie f si e übe r de r innere n Pyramide, schwi n delerregen d stei l wi e dies e selbst . Und wie die Treppe, auf deren oberster Stufe sie saße n .
    »Hie r müsse n wi r hinunter , liebe r Herr .« Julkin s Stimme hallt e . Mi t seine r Facke l deutet e e r i n de n Abgrun d z u ihren Füße n . »De r geheim e Eingan g befinde t sic h dor t unten, am Fuß de r westliche n Flanke . S o steh t e s i n de n Aufzeichnungen meine s Vaters .«
    Diego ließ seine Fackel sinken und zog die Knie a n . Er hatte gehofft , da ß di e Dunkelhei t sei n Schwindelgefüh l dämpfen würde . Da s Gegentei l wa r de r Fall . Zu ihren Füßen v erlo r sich di e Trepp e i n de r Finsterni s . Di e Stufe n ware n schma l und verwittert . Wen n e r sic h auc h nu r vorstellte , au f diese r Stieg e in de n schwarze n Abgrun d hinabzuschreiten , began n sei n Pul s zu rase n . Glücklicherweise verlief die Mauer der äußeren Pyrami de so nahe über ihren Köpfen, daß kein hochgewachsener Pferdegottprieste r di e Trepp e aufrech t beschreite n konnte .
    »Und dein Vater hat den Eingang dort unten wirklich gesehen?« Einen geheimen Zutritt in die innere Pyramide. Nicht i n ihre n Tempel , sonder n i n de n kolossale n Pyramidenleib selbst . Au f einma l ka m ih m Julkin s Pla n wiede r gan z abwegig vor . Ga r nicht s würde n si e dor t unte n finden , dacht e e r . Keine Formel der Wiederkehr und gewiß auch kein Schriftstück, das di e May a vo n de m teuflische n Gebo t freispr a ch, alle vierhundert Jahr e ein e neu e Stad t z u errichte n . Da s einzige , wa s e s hie r gab, war Finsternis und Modergeruc h . Un d ein e verwittert e Treppe, di e sei t Jahrhunderte n ummauer t war .
    »Mi t eigene n Augen« , sagt e Julkin . »I n seine m Notizbuc h hat Ta t gena u b eschrieben , wa s e r herausfan d . Ta g fü r Tag , von Nans Tod bis zu seiner Verhaftung durch die obersten Priester. De r Lahki n befahl , ih n au f de n Marteralta r z u werfe n . Dort aber ha t Ta t kei n Wor t gesagt . Wi e seh r si e ih n auc h quälten , e r gab da s Geheimni s ni c h t preis .«
    Der Pater sah Julkin von der Seite a n . Ein e skeptische Entgegnun g la g ih m au f de r Zung e . Doc h e r sprac h si e nich t au s .
    »Hie r kan n un s nieman d hören« , sagt e er . »Nu n red e offen, Julki n . Wi e ha t dei n Vate r v on der Formel der Wiederkehr erfahren? U n d waru m ha t e r s o fieberhaf t danac h gesucht?«
    Anstell e eine r Antwor t legt e Julki n sein e Facke l nebe n sich au f di e Treppe . Fü r eine n lange n Momen t verbar g e r sein Gesich t i n de n Hände n . De r Pate r wartet e . Nur das Fauchen der Flamme n wa r z u höre n un d Julki n s gepreßte r Ate m .
    »Na n star b be i meine r Gebur t . Si e verblutete .« Der Bücherpriester ließ die Hände sinke n . »Da s is t nichts Ungewöhnliche s . Viele Frauen sterben auf diese Art.« Seine Augen glitzerte n . »Ungewöhnlic h wa r nur , da ß Ta t sic h nicht einfach eine n eue Frau suchte. Er liebte Nan so sehr, daß er ohne si e nich t lebe n mochte . Un d s o macht e e r sic h au f di e Suche nac h ihr .«
    »Abe r dein e Mutte r wa r gestorben! « Dieg o rie f es , lau t vor Empörun g . »Wi e konnt e e r d a hoffen , si e wiederzufinde n in diese r Welt? « Da s Ech o widerhallt e vo n de n Mauer n . Na n und Tat , dachte e r . So nannten kleine Kinder ihre Elter n .
    »Wer stirbt, kehrt zurück«, sagte Julkin. »S o lehre n e s die Priester . Mei n Vate r selbs t wa r ei n niedere r Bücherprieste r wie heute ic h . Abe r i n welche n Bücher n e r auc h suchte , welche Prieste r un d Schriftgelehrte n e r befragte , nieman d konnt e ihm sagen , wan n Na n zurückkehre n würde . A n welche m Or t un d in welche r Gestalt . Welche Zeichen ihre Wiederkehr ankündigte n . Welch e Vorkehrunge n ma n z u treffe n hatte , dami t die Wiedervereinigung der Liebenden gelan g . Damals begriff er, wie unwissend unsere Priester in Wahrheit sind. Daß selbst die höchste n

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