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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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vorgebeugt , wi e i n Demut erstarrt . Au s geweitete n Auge n sa h e r z u Dieg o hinab . »Welchen Widerspruch , liebe r Herr?«
    De r Pate r holt e Luft . »Entwede r di e Götte r sin d z u schwach, um ihr e Drohun g wahrzumache n . Ode r da s Gebot , z u jedem Baktu n ei n Neue s Reic h z u errichten , besteh t ga r nich t in Wirklichkeit . Nich t i m Himme l un d nich t i n de r Unterwelt . Sondern einzig in euren Köpfe n .«
    Auc h Dieg o erho b sic h nun , di e lodernd e Facke l i n de r Han d . Obwoh l e r sic h wei t vorbeugte , stie ß e r mi t Kop f un d Schultern a n di e Mauerschräg e . Julkin s Gesich t drückt e Bestürzun g au s . Ic h verwirr e ih n genauso , dacht e Diego , wi e e r mic h verwirr t . I m Trau m hatt e e r selbs t sic h i n Julki n verwandelt . Den Geliebt en Ixkukuls, der ihren Leib mit kakaofarbenen Armen umschlan g . Umgekehr t schie n Julki n ihn , bewuß t ode r nicht, imme r unverhohlene r z u imitiere n . Seine Sprechweise, seine Geste n . Ode r bildet e e r sic h da s nu r ein ? Woh l kaum , dachte Dieg o . Schließlic h hatt e J ulki n vorhi n soga r I n nomin e patris ausgerufe n . Di e Zauberforme l de s Pferdegottpriesters . Kein Zweifel , diese r klein e Prieste r wa r regelrech t besesse n vo n ihm .
    »Nur in unseren Köpfen, ehrwürdiger Herr? Was bedeutet das?«
    »Später, Julki n . Die Köpfe und die Herze n de r Mensche n sind die besten Verstecke überhaup t . Sehe n wi r ers t einma l nach , was dies e Pyramid e verbirg t .« Sein e Stimm e klan g beleg t . Jä h kehrte da s Schwin d elgefüh l zurück . E r setzt e sic h wiede r au f di e Stufe .
    »D u gehs t vora n . Ic h folge , s o schnel l e s glücke n ma g .« Im Sitze n wandt e e r sic h um . Di e Facke l i n de r Linken , began n er rückwärts die Treppe hinabz u k rieche n .
    Nac h wenige n Augenblicke n wa r ih m Julki n enteil t . Leichtfüßi g spran g de r Bücherprieste r di e Stufe n hina b . Seine Schritt e hallte n i n de r Tief e . Doc h de r Pate r nah m si e kaum wah r . Stuf e u m Stuf e kroc h e r di e Trepp e hinunter , wi e ein großes schwarzes Insek t . Qualm stieg v o n de r Facke l au f und trie b ih m Träne n i n di e Auge n . Mehrmal s legt e e r ein e Pause ein, bis sich seine Muskeln gelockert ha tte n . Di e dreizehnte Stufe , dacht e er . Di e neununddreißigste , di e zweiundfünfzi g s te . Bal d mußt e e r a m Zie l sein .
    Au f einma l wurd e ih m bewußt , wi e klam m sic h di e Stufen hier unten anfühlten, nahe dem Fuß der Pyramide. Glitschig und feuch t . Grundwasser , dac h te er. Wen n durc h da s Fundament Wasser eingedrungen ist, finden wir dort drinnen nichts Brauchbare s meh r . Keine Bücher, keine Formel der Wiederkeh r . Ei n sorgsa m verpichte r Bücherkru g mocht e de r Näss e einige Zeit standhalte n . Abe r nac h un d nac h sickert e da s Wasse r durch di e Pore n de s Ton s . Un d zersetzt e di e Büche r dari n z u Bre i .
    Di e unterst e Stufe . Ächzen d hockt e sic h Dieg o darau f und fuhr gleich wieder hoc h . Feuch t un d weic h . Mi t de r Fackel leuchtet e e r hin . Moos bedeckte die Stufe, grünschwarz und dicht w i e ei n Vlies . Jetz t hört e e r auc h da s leis e Murmeln , wie vo n eine m Bach , de r geschäfti g dahinfloß .
    »Wasser . Davon hat Tat in seinem Tagebuch nichts erwähnt.« Jul k in s Stimm e klan g bestürz t . »Al s e r vo r neu n Jahre n hier unte n war , mu ß die s alle s noc h trocke n gewesen sei n .« Während e r sprach , macht e e r sic h a n eine m Mauerstüc k z u schaffe n . Einem mannshohen Steinquader neben der Treppe, der am Fuß der Pyramide handbreit aus der Wand vorspran g . Wiede r schob e r sein e Finge r i n Höhlunge n . Drückt e mi t de r Faus t i n M ulden, bi s abermal s ei n Malme n erklan g . Stein rieb auf Stei n . Unter laute m Knirsche n glit t i n de r Pyramidenmaue r ein e Tü r auf .
    Julki n leuchtet e i n da s Türloc h hinei n . Da s Murmel n und Gluckse n wa r laute r geworde n . Unverkennbar kam es aus dem Inner n de r Pyra mide . E s klan g nu n wi e da s Ströme n eines Flusses , ei n unterschwellige s Tosen , durc h Echo s verstärkt .
    De r Bücherprieste r stan d wi e erstarr t . Funken sprühten von seine r Facke l un d erlosche n zischen d i n Näss e un d Moos . Diego tra t nebe n ihn , vo r di e offen e Tü r . Ihre Silhouetten spiegelten sic h au f de m Bode n de r innere n Pyramide . Wasser, durch die Türschwell e gestau t . Behutsa m taucht e e r eine n Fu ß hinei

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