Die Maya Priesterin
s geschlungen , wi e be i einem Hun d . S o triebe n zwe i Wächte r ih n mi t Tritte n vo r sic h her . Der Taufpries t e r wa r noc h imme r vollkomme n nackt . Au f seiner Brust das blutrote Zeichen, ein hingekrakelter Voge l . Seine Händ e hinte r de m Rücke n gefesselt . Un d u m de n Unterlei b trug e r imme r noc h diese s seltsam e weiß e Ban d . Si e stieße n ih n in di e Hütte . Au f Hernán s Fra g e nac h seine r Kleidung , der purpurnen Kutte, zuckten sie nur die Schulter n . Un d zeigte n ihre nadelspitze n Zähn e .
Fra y Crist o wa r z u Bode n gesunken , besinnungslos . Sie nahme n ih n au f un d hobe n ih n behutsa m i n di e Hängematte . Durc h di e Ritze n i n de n Hüttenw ä nde n sickert e ei n weni g Licht ei n . De r Pate r mustert e da s Ban d u m Cristóbals Unterleib . Empörun g stie g i n ih m auf . Un d Mitlei d mi t de m kleinen Taufpriester , de r s o vie l gelitte n hatt e . Rasc h löst e e r da s Ban d . Herná n streift e sic h sein e Tunik a übe r de n Kop f . Un d zo g sie dem Bewußtlosen übe r .
Wozu dieses entwürdigende Band? Teuflisch, dachte der Pater . Un d au f unheimlich e Weis e rätselhaft .
»Seltsam« , sagt e au f einma l de r Mestize , »ic h erinner e mich a n eine n Vorfal l - i m Dor f meine r Mutter , Her r ...«
Noc h ni e hatte er von seiner Kindheit gesproche n . Im traditionelle n Schur z stan d e r da , i n de r Düsterni s ihrer primitive n Hütte . Sei n Gesich t wa r verzerr t - vo r Schmerz , wie e s de m Pate r schie n . Aufmerksa m sa h e r de n Mestize n a n .
»Unse r Dor f hie ß Sant a Veronic a . D i e weiße n Patre s gingen i n de r ganze n Siedlun g au s un d ei n . Wir alle waren getaufte Christen , Her r . Ohn e Erinnerun g a n di e Götte r unsere r Ahne n . Bi s eine s Tage s ei n Mayaprieste r i n unsere m Dor f erschie n . Er sagte ...«
Herná n zögerte . Seine Rechte ruhte auf d e m Ran d der Hängematte , i n de r Fra y Crist o lag , noc h imme r besinnungslos .
»... sagte , da ß e r ei n Prieste r eine s alte n Gotte s namen s Cha'ac se i . E r selbs t wa r scho n ei n alte r Man n . Sein e Gestal t fleischlos, da s Gesich t eingefalle n . Sei n Got t aber , s o erklärt e er , se i noch unendlic h vie l älter . Älte r auc h al s all e Götte r de r weißen Eindringlinge . Un d mächtiger . Cha'a c . De r Donner - und Regengot t .«
Währen d Hernán sprach, wiegte er Cristóbal s Hängematte hin un d he r . Wie bei einem kleinen Kin d . Und offenbar ohne zu bemerken , wa s e r d a tat . Er wirkte benomme n . Der Pater fragte sich , o b e r gleic h wiede r ein e seine r Absenze n erleide n werde . Abe r e r lie ß ih n gewähre n .
De r alt e Priester , s o Herná n weiter, beteuerte, er sei gekommen , u m de n Bewohner n vo n Sant a Veronica beizustehe n . Cha'ac um Regen anzuflehen, nachdem es seit Monate n nich t meh r geregne t hatte . Di e Maisernt e wa r in Gefah r . Ein e Hungersno t drohte . Und die weißen Priester wußte n offenba r keine n Rat . Ihre Götter waren machtlo s . Cha'ac abe r würd e e s regne n la s se n . Wen n ma n ih n nu r richti g bat . Und di e vorgeschriebene n Opfe r brachte .
»Al s erste s verlangt e er , da ß all e kleine n Kinde r au f einem umzäunten Platz zusammengetrieben wurde n . Vo n dor t konnte nieman d fliehen , al s e r sic h unte r si e mischt e - unte r un s . Da n n begann er uns zu schlage n . Wahllos . Jeden , de n e r gerad e zu fassen beka m . Nich t lange , un d wi r all e weinte n . Abe r de r alte Prieste r wa r e s noc h nich t zufrieden , Herr . E r stie ß un s seine knochige Faust in den Bauc h . E r versetzt e un s Ohrfeige n . Wir winselt e n un d flehte n . Di e Träne n liefe n un s übe r da s Gesicht . De r Prieste r keuchte . Endlic h lie ß e r vo n un s ab . Mit einem großen , modri g stinkende n Lappe n wischt e e r jede m vo n uns übe r da s Gesich t . Dann krochen wir nach Hause, zu unseren Mütter n . De r Prieste r abe r entzündet e ei n Feuer . Au f de m Platz, de r mi t unsere n Träne n getränk t war . Unter die Holzscheite scho b e r de n Lappen , de r vo n unsere n Träne n troff .«
De r Mestiz e versetzt e Cristóba l s Hängematt e einen abschließende n Stoß . Dan n wandt e e r sic h u m un d tra t v o r die Hüttenwan d . Mi t d e m Rücke n z u Fra y Dieg o sprac h e r weiter, s o leise , da ß de r Pate r sein e Wort e kau m verstan d .
»Ein e Stund e späte r bedeckt e sic h de r Himmel , Her r . Alle Bewohne r
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