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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ihr Haus sehen mit seinen warmen Lichtern, durch die Fenster schauen, die sie so liebevoll geschildert hatten, und wieder weggehen ohne einen Laut, ohne darum zu betteln, daß sie dir in die Augen schauen. Sie nur ansehen. Das wird genügen. Tu es. Und sie werden es nie erfahren. Er würde sie nicht erschrecken.
    Der Wagen stand bereit. Remmick hatte das Gepäck hinuntergeschickt. »Muß schön sein, in den Süden zu fliegen, Sir.«
    »Ja, ins Sommerland.« »Das bedeutet Somerset, Sir, in England.« »Ja, ich weiß. Wir sehen uns bald wieder. Rufen Sie mich sofort an, wenn… Nun, zögern Sie nicht, wenn es irgend etwas gibt.«
     
    Ein sprechendes Zwielicht, eine Stadt, die immer noch so bewaldet war, daß die Geschöpfe der Luft das Lied der Abenddämmerung sangen. Er war noch mehrere Straßen vom Haus entfernt, als er aus dem Wagen schlüpfte. Er kannte den Weg. Er hatte auf seinen Stadtplan geschaut, und jetzt ging er vorbei an schmiedeeisernen Zäunen und Ranken mit leuchtend rosafarbenen Trompetenblumen. Die Fenster waren bereits von Licht erfüllt, aber der Himmel spannte sich strahlend und warm in alle Richtungen. Hör nur das Lied der Zikaden, und sind das Sperlinge, die da auf die Pflanzen herabstoßen, als wollten sie sie küssen, während sie doch einfach nur fressen wollen?
    Immer schneller ging er und bestaunte die unebenen Gehwege, die aufgewölbten Steinplatten, die moosbedeckten Mauersteine, so viele, viele wunderschöne Dinge zum Berühren und Betrachten. Und endlich kam er zu ihrer Ecke.
    Da stand das Haus, in dem ein Taltos geboren worden war. Großartig für die heutige Zeit, mit Stuckmauern, die aussahen wie Stein, und Kaminen, die hoch in die Wolken ragten.
    Sein Herz schlug zu schnell. Seine Hexen.
    Nicht stören. Nicht betteln. Nur schauen. Verzeiht mir, daß ich hier am Zaun entlanggehe, unter den gebogenen Ästen der blühenden Bäume. Daß ich hier in dieser menschenleeren Straße plötzlich über den Zaun klettere und mich in das feuchte Gebüsch gleiten lasse.
    Kein Wachpersonal zu sehen. Bedeutet das, ihr vertraut mir, vertraut darauf, daß ich niemals heimlich, ungebeten, unerwartet hier bei euch auftauche? Ich komme ja nicht zum Stehlen. Ich komme, um mir zu nehmen, was jeder haben kann. Einen Blick aus der Ferne. Wir nehmen ja denen nichts, die wir anschauen.
    Sieh dich vor. Bleib bei den Hecken und unter den hohen Bäumen mit den glänzenden Blättern, die im Wind schwanken. Ah, der Himmel ist wie der feuchte, weiche Himmel in England, so nah, so voller Farben!
    Und das hier, das war der Myrrhenbaum, unter dem ihr Lasher gestanden und einen kleinen Jungen erschreckt hat; hier hatte er Michael zum Tor gewinkt, Michael, ein Hexenkind, das der Geist erkennen konnte, ein Kind, das in der wirklichen Welt durch Zonen der Verzauberung wanderte.
    Er ließ zu, daß seine Finger die wachsige Rinde berührten. Das Gras unter seinen Füßen war tief. Der Duft von Blumen und grünen Pflanzen, von lebenden Dingen und atmender Erde, war überall. Ein himmlischer Ort.
    Langsam drehte er sich um und schaute zum Haus. Sah die Veranden, eine über der anderen, aus eisernem Spitzengeflecht. Und das war Juliens Zimmer gewesen, da oben, wo die Ranken mit hilflosen Fäden ins Leere tasteten. Und da, hinter der Scheibe, das Wohnzimmer.
    Wo seid ihr? Kann ich es wagen, ein bißchen Näher zu kommen? Aber jetzt entdeckt zu werden, wäre so tragisch, wo der Abend sich herabsenkt in seinem violetten Gewand und die Blumen glühen auf ihren Beeten und wieder die Zikaden singen.
    Licht erstrahlte im Haus. Hinter Spitzengardinen. Beleuchtete Gemälde an den Wänden. War es so einfach, daß er sich unter dem Schleier der Dunkelheit diesen Fenstern nähern konnte?
    Die Wandbilder von Riverbend, hatte Michael sie nicht beschrieben? Und würden sie sich hier bald zum Essen versammeln? So leichtfüßig, wie er konnte, schritt er über den Rasen. Sah er aus wie ein Dieb? Rosenbüsche beschirmten ihn vor denen hinter der Scheibe.
    So viele. Alte und junge Frauen, und Männer in Anzügen, und Stimmen, im Widerstreit erhoben. Das war nicht mein Traum. Das war nicht meine Hoffnung. Aber sein Blick war fest auf das Portal gerichtet, und er schaffte es nicht, wegzugehen. Laß mich nur einen Blick auf meine Hexen werfen.
    Und als sei sein Gebet unmittelbar erhört worden, war dort Michael und gestikulierte ein bißchen wütend, wie es schien, während andere mit erhobenen Zeigefingern redeten, und wie auf ein Stichwort

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