Die McDermotts 02 - Manchmal
ziehe ich erst mal eine Weile mit den Jungs durchs Land«, erzählte Kerry unbekümmert. »Tja«, sie stand auf, »dann will ich Sie auch nicht länger aufhalten, es war schön, Sie kennenzulernen.« Sie ging zur Haustür und schaute Adrian an, der ihr fassungslos gefolgt war. »Lieben Sie meine Schwester?«
Völlig verblüfft konnte er nichts anderes tun, als zu nicken.
»Gut«, lächelte Kerry, »sie hat es verdient, einen netten Mann zu bekommen. Sie hat die ganzen Jahre für mich gesorgt, seit unsere Mutter und mein Vater gestorben sind, und sie hat es mit mir nicht immer leicht gehabt«, gab sie ehrlich zu. Sie musterte Adrian noch einmal von oben bis unten und grinste dann. »Sie muss Sie aber auch sehr lieben, wenn Sie es verkraftet, dass Sie in solchen Klamotten rumlaufen.«
Vollkommen überrollt schaute er ihr nach, wie sie in den Pinto stieg, ihm fröhlich zuwinkte und davonfuhr.
»Kneif mich«, murmelte Adrian verstört zu Lauren, »kneif mich, damit ich sicher bin, mir das alles nicht eingebildet zu haben.«
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»Armer Adrian«, schmunzelte Lauren, »das war wohl etwas zu viel für deine Nerven. Ich kann dich jedoch beruhigen, du hast dir das nicht eingebildet.«
»Also ich dachte ja die ganze Zeit, dass Melody der Inbegriff von Chaos und Anarchie ist, doch dieses Mädchen übertrifft sie bei Weitem«, murmelte er, immer noch erschüttert von dem eben Erlebten.
Lauren lachte. »Ja, sie macht einen reichlich abgedrehten Eindruck. Aber sie war ehrlich, das hat man gemerkt, und ich hoffe, du weißt jetzt, dass Melody dich wegen des Geldes nicht angelogen hat. Offen gesagt kann ich verstehen, dass sie dir nicht die Wahrheit erzählt hat, das hätte ich an ihrer Stelle vermutlich auch nicht, dafür ist diese ganze Sache viel zu verrückt.«
»Trotzdem«, sagte er leise, »ich habe mich bemüht, ihr zu helfen, sie hätte mir vertrauen können.«
»Sie kannte dich nicht, woher hätte sie denn wissen sollen, wie du reagierst?«, gab Lauren zu bedenken. »Zumal du, sei mir bitte nicht böse, in deinen Anzügen immer wie eine strenge, graue Eminenz wirkst.«
Er seufzte. »Ja, ich weiß. Aber da ist nach wie vor die Geschichte mit dem Collier. Niemand außer ihr und mir wusste die Kombination vom Safe.«
»Vielleicht wollte sie den Schmuck verkaufen, um damit die Schulden bei diesem Kunsthändler zu bezahlen«, mutmaßte Lauren. »Sie befand sich in einer Notlage.«
»Sie hätte mich um das Geld bitten können, ich hätte es ihr gegeben.«
In diesem Augenblick kam eine total aufgelöste Florence die Treppe herunter. Sie schoss an ihnen vorbei in den Garten, wo Timmy mit dem Welpen herumtollte. »Pfui«, rief sie laut, »pfui, böser Hund.«
»Was ist denn jetzt los?«, fragte Lauren irritiert.
»Wenn das hier noch fünf Minuten so weitergeht, bin ich reif für die Klapsmühle«, sagte Adrian trocken.
Sie folgten Florence nach draußen, wo Boogy wild unter der Lebenseiche herumbuddelte, während Florence immer wieder versuchte, den Hund durch ein lautstarkes »Pfui« davon abzubringen.
»Lass Boogy in Ruhe«, schimpfte Timmy weinerlich, »er macht doch gar nichts Schlimmes.«
»Was soll das?«, fragte Adrian energisch.
»Nichts, ich …«, wehrte Florence hektisch ab, und im gleichen Moment weiteten sich ihre Augen entsetzt.
Adrian folgte ihrem Blick und sah, dass der Hund ein Päckchen im Maul hatte, welches er offensichtlich gerade ausgegraben hatte.
»Schau mal Onkel Adrian, Boogy hat einen Schatz gefunden«, sagte Timmy stolz. »Er ist ein toller Suchhund.«
»Ich … ich muss jetzt gehen«, murmelte Florence und wollte sich umdrehen, doch Adrian packte sie mit einem raschen Griff am Arm.
»Einen Moment, nicht so hastig«, befahl er schroff und nickte Timmy zu: »Nimm dem Hund das Päckchen ab und gib es deiner Mutter.«
Timmy tat wie geheißen und gespannt entfernte Lauren die Tüte und die Alufolie. Eine Schachtel kam zum Vorschein, und als sie den Deckel hob, blitzte ihnen das Diamantcollier entgegen.
»Also doch«, sagte Adrian grimmig, »du hast es genommen.«
»Nein«, log Florence, »ich kenne ja gar nicht die Kombination vom Safe. Ich habe gesehen, wie Melody das Päckchen vergraben hat und ich wollte nicht, dass der Hund es findet, damit du nicht noch mehr von ihr enttäuscht bist. Das Ganze hat dich ja sowieso schon so mitgenommen.«
Voller Zorn bohrte er seine Finger in ihren Arm, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
»Aua, du tust mir weh, lass mich sofort
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