Die McDermotts 02 - Manchmal
berichtete Timmy stolz. »Er gehört meinem Freund Ben.«
»Ja«, seufzte Lauren. »Timmy löchert mich die ganze Zeit wegen eines Pferds, und ich habe ihm erlaubt, ab und zu auf Boogy aufzupassen, in der Hoffnung, dass das Thema Pferd damit vom Tisch ist.«
Der schwarze Labrador-Welpe fegte durchs Zimmer, kläffte freudig und Timmy rannte voller Begeisterung hinterher.
Lauren warf ihrem Bruder einen besorgten Blick zu. »Callan hat mir erzählt, was passiert ist«, sagte sie leise. »Bist du sicher, dass es eine kluge Entscheidung war, Melody wegzuschicken?«
Er kniff den Mund zusammen. »Was hättest du an meiner Stelle getan? Sie hat mich belogen und ich kann ihr nicht mehr vertrauen – denkst du, das ist eine Basis, um eine Beziehung zu führen?«
In diesem Augenblick klopfte es erneut an die Tür. »Oh Himmel, wer ist das denn jetzt?«, entfuhr es ihm gereizt. »Das ist ja wie auf dem Bahnhof hier.«
Er öffnete die Tür und hatte schon einen verärgerten Spruch auf den Lippen, als sein Blick an der jungen Frau vorbei auf einen roten Ford Pinto fiel, auf dessen Kennzeichen der Pelikan des Staates Louisiana prangte. Stirnrunzelnd schaute er die Frau an. Sie hatte schwarzes Haar, das sich in wilden Locken bis auf ihre Schultern ringelte, und tiefgrüne Augen.
»Sind Sie Melodys Schwester?«, fragte er zögernd, obwohl er die Antwort bereits kannte.
Sie nickte fröhlich. »Ja, Kerry Brigman. Und Sie müssen der supergeile Typ sein, von dem meine Schwester mir die Mailbox vollgelabert hat.«
Adrian schluckte. »Melody ist nicht mehr hier.«
»Oh, verdammt.« Sie zog die Nase kraus. »Haben Sie sie rausgeworfen?«, platzte sie dann unumwunden heraus.
Unwillkürlich musste er lächeln. Ihre direkte Art erinnerte ihn nur zu sehr an Melody, die auch nie ein Blatt vor den Mund genommen hatte. »Ja«, gab er zu, »das habe ich.«
»Oh Mann, das hätten Sie aber nicht tun sollen. Sie kann nichts für die Sache mit dem Geld, das war ich«, redete Kerry auf ihn ein.
»Adrian, vielleicht solltet ihr das nicht unbedingt an der Haustür besprechen«, mischte Lauren sich jetzt ein, die im Hintergrund das Gespräch verfolgt hatte.
»Ja, natürlich. Kommen Sie rein.«
Kerry folgte ihm ins Wohnzimmer. »Coole Hütte«, lobte sie anerkennend, nachdem sie sich kurz umgeschaut hatte, »nur ein bisschen kahl und ungemütlich – ich frage mich, wie Melody es hier ausgehalten hat.«
Sprachlos starrte Adrian sie an, während Lauren amüsiert vor sich hingrinste.
»Nun Kerry – ich darf Sie doch Kerry nennen?«, fragte sie, und als die Schwarzhaarige nickte, fuhr sie fort: »Ich nehme an, Sie haben uns etwas zu erzählen. Ich bin übrigens Adrians Schwester Lauren.«
»Hi Lauren«, lächelte Kerry und setzte sich auf die Couch. »Ja, ich habe da wohl ein bisschen Mist gebaut«, gab sie ungeniert zu. »William hatte Melody 30.000 Dollar gegeben, um ein Bild zu kaufen, irgendein altes, wertvolles Teil. Naja, und ich wollte zu meinem neuen Freund, der in Mexiko auf mich gewartet hat, und war gerade ein wenig knapp bei Kasse, und da dachte ich mir, ich leihe mir die Kohle.«
»Leihen«, wiederholte Adrian gedehnt.
»Ja, ich hatte schon die Absicht es zurückzahlen, wenn José und ich uns erst mal etwas aufgebaut hätten.«
»Und wo ist das Geld jetzt?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Futsch. José, dieser Loser, hat mich nach Strich und Faden belogen und betrogen. Wir haben uns im Urlaub kennengelernt, und er hat mir versprochen, mich zu heiraten. Was er mir allerdings verschwiegen hatte, war, dass er bereits eine Frau und fünf Kinder hatte. Als ich nach Saltillo kam, hat er mir immer noch die große Liebe vorgegaukelt. Ich gab ihm das Geld, weil er uns damit ein Haus und einen kleinen Laden kaufen wollte. Naja, eine Bude hat er zwar gekauft, jedoch auf den Namen seiner Frau, und nun ist die Kohle weg.«
»Das glaube ich nicht«, murmelte Adrian fassungslos, »das glaube ich alles nicht. Wissen Sie eigentlich, welchen Ärger Sie Ihrer Schwester damit eingebrockt haben?«
»Ja«, nickte Kerry schuldbewusst, »sie hat mir ja oft genug auf die Mailbox gesprochen, und es tut mir auch wahnsinnig leid. Doch ich kann es jetzt nicht mehr ändern, das Geld ist weg.«
»Und was haben Sie nun vor? Wollen Sie zurück nach New Orleans?«, fragte Lauren.
»Wollte ich, aber ich habe da an einer Tankstelle in Monclova eine Band getroffen und der Sänger fährt total auf mich ab und ich auf ihn. Wir werden vielleicht heiraten, also
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