Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
auslöste.
Das Leben aller veränderte sich so schnell. Und zwar für immer.
„Reiß dich zusammen“, ermahnte sie sich und konzentrierte sich wieder auf die simple Tätigkeit, die vor ihr lag.
Sie wusste, wo die Becher standen. Aber sie musste mehrere Schranktüren öffnen und schließen, bis sie das Teezubehör gefunden hatte. Es war spärlich, wahrscheinlich weil dies lange Zeit ein reiner Männerhaushalt gewesen war.
Es war tröstlich, sich den kleinen Verrichtungen zu widmen, die zum Teekochen nötig waren. Paige füllte den Becher aus dem speziellen Heißwasserhahn an der Spüle und warf den Teebeutel hinein. Sie beobachtete, wie sich das Wasser dunkelfärbte, und atmete das vertraute, beruhigende Aroma ein.
Langsam kehrte sie an den Tisch zurück, stellte den Becher darauf, setzte sich auf die lange Bank und klappte den Laptop auf. Nachdem sie sich eingeloggt hatte, gab sie den Namen „Clifton Pomeroy“ in eine populäre Internetsuchmaschine ein.
Es war nicht allzu überraschend, dass es eine ganze Menge Leute mit diesem Namen auf der Welt gab. Also musste sie die Suche konkretisieren. Bis sie den einzigen Sohn des Docs gefunden hatte, dauerte es eine Viertelstunde.
Paige trank einen Schluck von ihrem Tee und las.
Was sie fand, waren keine dunklen Geheimnisse: Cliff war viermal verheiratet gewesen. Offenbar gab es aus keiner dieser Verbindungen Kinder. Vor fünfzehn Jahren war er bankrottgegangen. Bis zur jüngsten Scheidung, die erst einen Monat zurücklag, hatte er in einer der besten Gegenden von Dallas gewohnt.
Dummerweise gehörte das Haus Ehefrau Nummer vier, die aus einer prominenten texanischen Familie stammte. Deshalb war Cliff rausgeflogen und zu Daddy zurückgekehrt, weil er nicht wusste, wohin.
Na schön, Cliff hatte ihnen im Silver Dollar ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass er an einer erneuten Öffnung der McKettrick-Ölquellen interessiert war. Vermutlich war er mit diesem Wunsch nicht allein. Wo Öl war, war auch Geld. Viel Geld. Und das war schon immer für viele Leute Grund genug gewesen, um Verbrechen zu begehen.
Sie ließ den Kopf nach vorn sinken, um ihre Verspannungen im Nacken zu lösen. Als das nicht half, legte sie beide Hände in den Nacken und knetete ihn mit allen zehn Fingern.
Von der Treppe her kam ein Geräusch. Paige sah auf und entdeckte Tate, der den Arm um den Treppenpfosten gelegt hatte und sie offenbar beobachtete.
„Schafft dich der Job als Austins Aufpasserin schon?“, erkundigte er sich scherzhaft. Aber in seinem Ton schwang auch echtes Mitgefühl.
Sie loggte sich aus und klappte den Laptop zu. „Er schläft jetzt und macht überhaupt keine Probleme.“
Tate lachte und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. Er legte seine muskulösen Unterarme auf den Tisch, verschränkte die Finger und erklärte: „Austin war schon immer am umgänglichsten, wenn er schläft.“
Lachend stand sie von der Bank auf und hielt ihren Becher hoch. „Ich mache mir noch einen Tee. Möchtest du auch welchen?“
„Nein, danke.“ Er machte Anstalten, wieder aufzustehen.
„Um Himmels willen, bleib sitzen“, forderte Paige ihn auf. „Ich hole mir doch nur ein wenig heißes Wasser aus dem Wasserhahn.“
Tate grinste verlegen und kam ihrer Aufforderung erst nach, als auch Paige wieder am Tisch saß.
„Alte Gewohnheiten legt man nicht so leicht ab“, entschuldigte er sich.
Sally McKettrick war eine echte Südstaatenlady mit einem ausgesprochenen Sinn für Humor gewesen. Sie hatte ihre drei Söhne zu Gentlemen erzogen. „Das muss ja ziemlich tief sitzen“, bemerkte sie. „Dieses Aufstehen in Gegenwart einer Dame.“
„Es ist ein Reflex, seit ich denken kann“, erwiderte Tate augenzwinkernd.
Da Paige ahnte, dass er noch mehr sagen wollte, wartete sie. Und ihre Geduld wurde belohnt – zumindest in gewisser Hinsicht.
„Libby macht sich deinetwegen Sorgen“, sagte er, nachdem er einen Moment lang still mit sich gerungen hatte. Zumindest versuchte er, diesen Anschein zu wahren, und das hielt sie ihm zugute.
„Weshalb?“ Das war nur eine von mehreren Fragen, die sie an ihn hatte.
Tate atmete tief ein und wieder aus. „Sie meint, es sei vielleicht hart für dich, ständig in Austins Nähe zu sein.“
Natürlich errötete sie darauf sofort, hoffte aber, dass manes nicht allzu deutlich sah. „Ach, und aus welchem Grund hat meine große Schwester mich nicht selbst darauf angesprochen?“
„Das wird sie noch“, sagte Tate. „Ich dachte nur, da
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