Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
werde daran denken“, entgegnete Austin.
Libby kam in die Küche und begrüßte den Arzt freundlich lächelnd.
Beide Männer erhoben sich von ihren Plätzen.
„Hallo, Joe“, sagte Libby und schaute kurz zu Austin. „Ich hoffe, Sie sind wegen Paige hier. Für eine Krankenschwester fällt es ihr ziemlich schwer zu akzeptieren, dass sie nicht so weitermachen kann, als wäre sie nie vom Pferd gestürzt.“
„Ärzte und Krankenschwestern sind für gewöhnlich nicht die pflegeleichtesten Patienten. Wir sind es gewohnt, uns um Menschen zu kümmern, nicht andersherum.“
Die Erinnerung, dass Joe Colwin und Paige auch noch im gleichen Berufsfeld arbeiteten, versetzte Austin einen unerwarteten Stich. Manche würden vielleicht auch sagen, sie gingen der gleichen Berufung nach.
Libby führte den Arzt in Paiges Zimmer. Austin brauchte dringend etwas zu tun, darum schnappte er sich den Schürhaken und stocherte in den Scheiten im Kamin herum, bis die Funken stoben.
Shep stand von seinem Deckenlager auf und brachte sich vor dem Feuer in Sicherheit.
Austin erschrak, als er Libbys Stimme hörte, denn er hatte seine zukünftige Schwägerin nicht zurückkommen gehört.
„Freu dich“, forderte sie ihn fröhlich auf. „Paige geht es besser.“
Als er antwortete, machte er sich immer noch am Kamin zu schaffen. Er konnte sich einfach nicht zu ihr umdrehen. Dafür war er noch zu aufgebracht.
„Ich konnte sie nicht tragen“, sagte er. „Nach ihrem Sturz, meine ich. Garrett musste es für mich machen.“
Libby legte ihm die Hand auf die Schulter. „Es ist nicht schlimm, wenn man mal auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Schon gar nicht, wenn diese Hilfe vom eigenen Bruder kommt.“
Erst jetzt sah er sie an. „Wenn ich Paige nicht zu diesem Ausritt überredet hätte …“
„Stopp!“, unterbrach Libby ihn. In ihren Augen lag ein sanfter, mitfühlender Ausdruck. „Solche Dinge passieren, Austin. Niemand weiß, warum. Vielleicht gibt es nicht einmal einen Grund. Aber ich kann dir eines sagen: Paige spricht schonwieder davon zu reiten. Wenn wir es zuließen, würde sie heute gleich wieder in den Sattel steigen.“
Verblüfft runzelte er die Stirn. Es gab so vieles an Paige, was ihn immer wieder erstaunte.
„Das ist nicht dein Ernst!“
„Oh doch“, versicherte Libby ihm. „Meine kleine Schwester macht sich Sorgen, sie könnte zu viel Angst vor dem Reiten haben, wenn sie zu lange damit wartet.“
Kopfschüttelnd sah er an Libby vorbei zur Tür der Gästewohnung. Er wünschte, er könnte jetzt dort sein, bei Paige und dem Doktor – ohne sich wie ein eifersüchtiger Narr aufzuführen.
„Entspann dich“, forderte Libby ihn auf und legte ihm behutsam die Hände auf die Schultern.
Er fuhr sich seufzend durch die Haare. „Ich versuche es ja. Glaub mir, ich versuche es wirklich.“
Sie lächelte. „Du siehst aus wie ein Mann, der ein richtiges Frühstück gebrauchen könnte“, sagte sie und ging zu einem der großen Kühlschränke. Sie wühlte darin herum und nahm Eier, grüne Zwiebeln und ein Stück Käse heraus. „Setz dich“, forderte sie Austin auf.
Er gehorchte und kam sich dabei vor wie ein komischer alter Kauz und nicht wie ein Mann, der noch keine dreißig war. Nachdem er die Nacht vollständig bekleidet – bis auf die Stiefel – auf der Decke neben Paige verbracht hatte, fühlte er sich gerädert. Es kam ihm so vor, als hätte er überhaupt nicht geschlafen.
„Tja“, sagte er und stellte sicher, dass Libby ihm den Rücken zukehrte, bevor er einen weiteren Blick zur Tür der Gästewohnung riskierte. Seine Miene verdüsterte sich, denn für seinen Geschmack hatte Joe Colwin langsam genug Zeit dort verbracht. Was trieb er da überhaupt? Legte er einen ganz neuen Gipsverband um Paiges Knöchel?
„Tja“, wiederholte Libby, die inzwischen Zwiebeln schnitt.
Austin trank einen Schluck Kaffee aus seinem Becher. Der Kaffee war kalt. Er schob den Becher von sich.
„Mit einem Arzt wäre Paige wahrscheinlich glücklich“, bemerkte er.
Darauf stieß Libby ein kurzes Lachen aus und drehte den Kopf so schnell zu ihm herum, dass ihre glänzenden hellbraunen Haare ihr über die Schulter flogen. „Was soll das denn heißen?“
Eigentlich hatte Austin das gar nicht sagen wollen. Jetzt spürte er, wie er rot wurde. Verlegen schaute er zum Kamin, weil er Libby nicht ansehen konnte. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.“
Libby lachte noch einmal und schnitt weiter Zwiebeln. Aber sie ging nicht
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