Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
noch?“
„Buzzsaw“, sagte Austin. Und dann verblüffte er Paige wirklich, indem er hinzufügte: „Ja, ich hatte die Hosen ziemlich … also, ich hatte richtig Schiss.“
„Wirklich?“
„Oh ja, wirklich.“
„Warum hast du es dann getan?“
„Vermutlich aus denselben Gründen, weshalb du unbedingt wieder auf Betty reiten willst“, antwortete er. „Es war mir egal, was die anderen über mich sagten und ob sie mich für einen Feigling hielten. Aber es war mir nicht egal, was ich über mich selbst dachte. Ich wusste einfach, wenn ich nicht wenigstens versuche, ihn noch einmal zu reiten, hätte ich meine Selbstachtungverloren.“
„Das kann man kaum miteinander vergleichen“, meinte Paige. Sie war insgeheim fasziniert von diesem unerwarteten Einblick in Austins Gedankenwelt. „Betty ist ein gewöhnliches Reitpferd. Buzzsaw ist ein Rodeostier und dazu gezüchtet, jeden Cowboy jederzeit abzuwerfen.“
Er lächelte, aber diesmal lag in seinen blauen Augen ein ernster Ausdruck. „Im Grunde genommen ist es durchaus dasselbe. Es geht darum, sich gleich wieder der Angst zu stellen, anstatt sie für den Rest seines Lebens mit sich herumzuschleppen. Und dieses Bedürfnis respektiere ich. Sehr sogar.“
Paige stellte den Teller auf den Nachtschrank und legte das Besteck daneben. Sie lehnte sich in die Kissen zurück und versuchte, all die neuen Emotionen zu verarbeiten, die Austins Worte in ihr ausgelöst hatten.
„Im Ernst?“
Er erhob sich aus dem Schaukelstuhl, ging zum Bett und beugte sich herunter, um ihr einen Kuss auf den Kopf zu geben. „Ja“, sagte er, „im Ernst.“
Anschließend nahm er das Frühstücksgeschirr und Besteck und verließ das Zimmer.
Paige rutschte hin und her, bis sie bequem lag. Sie betrachtete ihren dick eingegipsten Fuß, der auf einem Stapel Kissen ruhte. Laut Dr. Colwin – Joe – würde sie in wenigen Tagen wieder auf den Beinen sein, wenn auch auf Krücken.
Dummerweise schien es gerade jetzt noch eine Ewigkeit bis dahin zu sein.
Shep kam ins Zimmer gehumpelt, und sie freute sich, ihn zu sehen. Er blieb hechelnd vor ihrem Bett stehen, legte die Schnauze auf ihren Arm und sah sie mit seinen Hundeaugen an.
„Wie geht es dir?“, schien er zu fragen.
„Na ja“, sagte sie, als hätte der Hund die Frage tatsächlich gestellt, „die Wahrheit ist, dass ich mich in Selbstmitleid gesuhlt habe. Aber nun ist Schluss damit. Ich werde anfangen, mich wie eine Erwachsene zu benehmen.“
Shep rollte mit den Augen.
„Schließlich hast du dir das Bein auch verletzt, und du beklagst dich nicht.“
Da gab Shep einen enormen Seufzer von sich und entfernte sich vom Bett. Er legte sich auf den Teppich vor der Kommode und gähnte.
Das war ansteckend. Paige gähnte ebenfalls.
Shep schlief ein.
Und Paige schlief ein.
Als sie aufwachte, stand Libby mit einem Tablett und einem freundlichen Lächeln im Gesicht am Bett. „Mittagessen“, verkündete sie.
„Jetzt schon?“ Paige setzte sich auf und suchte ihre Krücken.
„Nicht so eilig“, protestierte Libby gutmütig, als Paige versuchte, mithilfe der Krücken aufzustehen. „Warte, ich helfe dir …“
„Nein, du wirst mir nicht helfen, ins Badezimmer zu kommen. Vergiss es.“ Schon stand Paige auf den Beinen. Die Armstützen der Krücken drückten in ihre Achseln. „Es gibt so etwas wie Würde, und irgendwo muss ich mal die Grenze ziehen.“
Libby stellte das Tablett auf den Nachtschrank. „Und wenn du fällst?“
„Wenn du es krachen hörst, darfst du gern reingestürmt kommen“, sagte Paige.
Nur äußerst widerstrebend fand Libby sich damit ab. Als Paige zurückkam, saß ihre Schwester auf der Bettkante und wartete geduldig.
Als Paige wieder im Bett lag, stellte Libby ihr das Tablett auf den Schoß. Das Mittagessen bestand aus Sandwich mit Thunfischsalat, Pommes und einem Glas ungesüßten Eistee.
Libby setzte sich in den Schaukelstuhl und sah ihr beim Essen zu.
„Und? Wird es eine vorgezogene Hochzeit geben?“, erkundigte Paige sich. Erstens, weil es sie wirklich interessierte, und zweitens, um ihre Schwester ein bisschen abzulenken. Libby machte sich ständig viel zu viele Sorgen.
„Das haben wir noch nicht entschieden“, antwortete Libby vor- und zurückschaukelnd. Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, als hätte sie bereits das Gefühl, dass das Baby darin strampelte. „Mal sind wir dafür, mal dagegen. Manchmal denken wir, dass wir es einfach tun sollten. Dann wieder sagen wir uns, dass der große
Weitere Kostenlose Bücher