Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
Colwin hatte ihr Krücken mitgegeben. Und sie beabsichtigte, diese so schnell wie möglich zu benutzen.
Auf der Fahrt zur Ranch hing jeder im Wagen seinen eigenen Gedanken nach.
Die Fenster des Ranchhauses verströmten goldenes Licht. Hunde und Kinder kamen angestürmt, als Garrett Paige ins Haus trug.
„Darf ich meinen Namen auf deinen Gipsverband schreiben, Tante Paige?“, fragte Calvin sofort.
„Dürfen wir unseren auch darauf schreiben?“, wollte Ava wissen.
„Calvin zuerst“, verkündete Audrey.
Julie hatte in dem großen Kaminofen ein gemütliches Feuer entfacht und den Schaukelstuhl mit mehreren, von der Zeit schon recht mitgenommenen Decken gepolstert. „Später“, erklärte sie den Kindern.
Auf ein Zeichen von Libby setzte Garrett Paige vorsichtig in den Schaukelstuhl.
Trotz der Probleme, die ein gebrochener Knöchel ihr in den nächsten Tagen und Wochen zweifellos noch bereiten würde, empfand sie Dankbarkeit. Immerhin war sie nicht allein. Sie war in einer warmen Küche, in der es köstlich duftete, umgeben von einer Familie. Und obendrein knisterte ein Feuer im Kamin.
Shep kam zu ihr und legte seine Schnauze auf ihren Oberschenkel. Er sah sie an, als wollte er sagen, er wisse genau, wie sie sich fühle – mit verbundenem Bein und eingeschränkter Bewegungsfreiheit.
Gerührt legte sie dem Hund die Hand auf den Kopf. Wennes Zeit würde, die Silver Spur Ranch wieder zu verlassen, um ihren eigenen Weg zu gehen, würde sie Shep schrecklich vermissen.
„Dad kocht Spaghetti“, verkündete Ava und stellte sich direkt in ihr Blickfeld. „Das ist seine Spezialität. Magst du Spaghetti?“
„Ich liebe Spaghetti“, antwortete Paige und streichelte dabei weiter den Hund. Sie war sich Austins Gegenwart mit jeder Zelle ihres Körpers bewusst, achtete jedoch darauf, ihn nicht anzusehen.
Ava musterte sie mit ernstem Gesichtsausdruck. Ihre Augen hinter den Brillengläsern waren von dem gleichen intensiven Blau wie die ihres Vaters und seiner Brüder. „Tut dein Fuß doll weh?“, fragte sie.
„Im Augenblick nicht.“
Calvin tauchte mit einem Filzstift wieder auf, nachdem er mehrere Schubladen durchwühlt hatte. „Kann ich jetzt meinen Namen auf dein Bein schreiben?“, fragte er strahlend.
„Na klar“, ermutigte Paige ihn.
Shep gab ein leises Hundeseufzen von sich. Dann drehte er sich um und trottete davon. Er rollte sich vor dem Kamin auf seinem Lager zusammen, um sich zu wärmen.
Mit konzentrierter Miene schrieb Shep seinen Vornamen auf den Gips. Jeden einzelnen Buchstaben schrieb er mit großer Sorgfalt.
Nach ihm unterschrieb Ava und dann Audrey.
In der nächsten Stunde herrschte viel Betrieb in der Küche. Paige aß so viel von Tates Spaghetti, wie sie schaffte. Anschließend nahm sie ihre Dosis Schmerztabletten und war reif fürs Bett.
Libby spendete ihr ein warmes Flanellnachthemd und half ihr zusammen mit Julie, sich für die Nacht fertig zu machen.
Jede der beiden Schwestern legte sich einen von Paiges Armen um die Schulter und führte sie in das Zimmer, in dem sie ursprünglich geschlafen hatte.
Jemand hatte das Bett frisch bezogen und aufgeschlagen.Ein Strauß pinkfarbener, kunstvoll arrangierter Rosen stand auf der Kommode.
Der Anblick all dieser Aufmerksamkeiten rührte sie.
Einerseits war sie, genau wie ihre Schwestern, stolz auf ihre Unabhängigkeit. Andererseits war es schön, heute Abend so viel Zuneigung zu erfahren.
Natürlich musste sie mit ihrem eingegipsten Bein über der Decke schlafen. Und die Vorstellung, heute Nacht allein zur Toilette und wieder zurück ins Bett zu müssen, war ein wenig entmutigend. Aber Paige war nicht der Typ, der jammerte.
Die Krücken lehnten an der Wand, neben dem Nachtschränkchen. Sie waren also leicht zu erreichen.
Libby achtete darauf, dass Paige bequem an die Tabletten und die Wasserflasche kam.
So müde sie auch war, das Einschlafen fiel ihr schwer. Und als sie endlich schlief, träumte sie von dem Sturz von der Stute. Im Traum landete sie erneut hart in dem trockenen Flussbett.
Nach Luft schnappend schreckte sie aus dem Schlaf, mit rudernden Armen, in dem vergeblichen Versuch, den Sturz abzufangen.
Im Zimmer war es dunkel. Nur ein dünner Strahl Mondlicht schien durchs Fenster. Und in diesem schwachen Lichtstrahl erkannte sie Austin, der in dem mit Decken ausgelegten Schaukelstuhl saß, der gewöhnlich in der Küche stand.
„Hast du Schmerzen?“, erkundigte er sich. Seine Stimme klang heiser, als wäre er ebenfalls
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